Neuerlicher Umbruch: Ist der verbesserte LASK reif für den Aufstieg?
Sonstiges 24.Juli.2015 Christoph Zeppetzauer 1
In den vergangenen Wochen berichteten wir, warum die heute startende Erste Liga die aufregendste aller Zeiten in Österreich werden könnte. Ein Team, das liebend gerne den ersten Platz landen möchte, ist der LASK. Wie gewohnt gab es im Sommer wieder einmal einen Großumbruch in der Stahlstadt, der dieses Mal den Aufstieg möglich machen soll. Wir haben uns angesehen, was man von den Linzern in der kommenden Saison erwarten darf.
Der neue Trainer kommt aus Ried
Es war eine faustdicke Überraschung, als Oliver Glasner Ende Mai als neuer Trainer und Sportdirektor des LASK präsentiert wurde. Den Wechsel in die zweite Leistungsklasse ließ sich zum einen mit einer außerordentlich langen Vertragslaufzeit (vier Jahre), als auch mit einem ziemlich großen Verantwortungspaket erklären. Zudem konnte Glasner mit Michael Angerschmid einen langjährigen Weggefährten als Co-Trainer mit nach Linz nehmen. In Ried absolvierte Glasner im vorigen Jahr seine erste Saison als Cheftrainer – eine durchwachsene Spielzeit. Vor allem seine Vorstellung der Umsetzung von aggressivem Pressing, das er von Salzburg nach Ried mitbrachte, brauchte lange, um in die Köpfe der Spieler zu gelangen. Einen Fehlstart wie in der vergangenen Saison (sechs Punkte im ersten Saisonviertel) sollte er sich in Linz nicht erlauben, um nicht vorzeitig in die Kritik zu geraten. Eine spannende Frage: Welches System bzw. welche Systeme wird Glasner zum Einsatz bringen? In der Saisonvorbereitung sah man stets eine Viererabwehrkette, wobei er in Interviews betonte, auch unter der Saison im Bedarfsfall Umstellungen vorzunehmen.
Viel Neues in der Mannschaft
Elf Abgänge, zehn Neuzugänge. Gewohnt spektakulär war sich die bisherige Transferzeit beim LASK. Der Klub, der gerne seine oberösterreichischen Wurzeln betont, bietet in seinem 25-Mann-Kader gleich elf gebürtige Oberösterreicher auf. Viel erfreulicher ist jedoch die Tatsache, dass man für die U20-WM und die U19-EM gleich fünf Spieler abstellen konnte. Insgesamt verfügt man über sieben aktuelle Nachwuchs-Nationalspieler.
Die Torhüter
Am wenigsten Veränderung zeigt sich zwischen den Pfosten. Pavao Pervan war im vergangenen Jahr schon ein sicherer Rückhalt, bekam die wenigsten Tore in der Meisterschaft. Er ist außerdem der längstdienende LASK-Spieler im Kader und wurde vor dieser Saison zum Mannschaftskapitän ernannt. Obwohl im Sommer Gerüchte um einen Wechsel nach Wien zur Austria aufkamen, zerstreute er diese und unterschrieb einen Vierjahresvertrag bis 2019. Als Ersatztorhüter stehen ihm die talentierten Maximilian Penz (21, letztes Jahr aus der zweiten Mannschaft der TSG Hoffenheim verpflichtet) sowie Nikolas Schmid (18, neu aus der Fußballakademie Linz) zur Seite. Sie sollen in der Regionalliga in der SPG Pasching/LASK II Spielpraxis sammeln.
Die Verteidigung
Beinahe einen Kahlschlag setzte es in der Verteidigung. Auf der rechten Seite verlässt Balakiyem Takougnadi den LASK in Richtung Wiener Neustadt, Daniel Kerschbaumer heuerte beim Aufsteiger Austria Klagenfurt an. Für sie kamen im Sommer die eher offensiv ausgerichteten Flügelspieler Reinhold Ranftl von Wiener Neustadt sowie Manuel Kerhe vom Wolfsberger AC. In der Innenverteidigung muss man die Abgänge von Mario Hieblinger, Shawn Barry und Florian Neuhold verkraften. Während der ehemalige ÖFB-Teamspieler Hieblinger derzeit den Trainerschein macht und nebenbei seine Karriere in der zweiten Mannschaft des LASK ausklingen lässt, schafften die anderen beiden einen Aufstieg. US-Boy Barry, der vier Saisonen beim LASK zugebracht hatte, fiel bei einem Spiel in Linz FSV-Frankfurt-Trainer Tomas Oral auf (der damals zum Bewerbungsgespräch in Linz war). Dank einer Ausstiegsklausel im Vertrag wechselte er an den Main. Neuhold verstärkt leihweise die Admira, wobei er in der kommenden Saison sicher nicht über zu wenig Arbeit klagen wird können. Ersatz fand man zum einen in Grödig-Abwehrchef Ione Cabrera, einem starken, wenn auch verletzungsanfälligen Spieler. Ebenfalls gute Chancen auf einen Fixplatz wird Christian Ramsebner haben. Der Oberösterreicher, der seine fußballerische Ausbildung bei der Wiener Austria genoss, kam ablösefrei aus der Bundeshauptstadt. Als Ersatzkandidaten stehen die beiden Jungspunde Felix Luckeneder (21) und Stefan Hager (20) bereit. Unverändert bleibt die linke Abwehrseite, welche in der letzten Saison mit Harun Erbek und Nachwuchsteamspieler Max Ullmann zu den souveränen Mannschaftsteilen zählte.
Das Mittelfeld
Dem LASK gelang es in der Transferphase, die Leihen von Christopher Drazan (Kaiserslautern) und Peter Michorl (Wiener Austria) in fixe Verträge umzuwandeln. Gemeinsam mit den erwähnten Ranftl und Kerhe sowie den verbliebenen Nikola Dovedan und Felipe Dorta soll Drazan von den Außenbahnen die Stürmer mit Vorlagen füttern. Im Zentrum streitet sich Michorl unter anderem mit Thomas Hinum, Sebastian Schröger und Lukas Grgic um einen Platz im defensiven Mittelfeld. Eine erstaunliche Personalaktie ist auch Mario Reiter, der aus der zweiten Mannschaft hochgezogen wurde und zuvor ein halbes Jahr arbeitslos war. Mit schon über 200 Spielen in der ersten und zweiten Spielklasse zählt er zu den erfahrensten Spielern im Kader. Nach einem Beinahe-Karriereende spielte er eine starke Vorbereitung und darf sich Hoffnung auf Spielzeit machen.
Die wohl interessanteste der zehn Neuverpflichtungen heißt Dogan Erdogan und ist für das zentrale offensive Mittelfeld vorgesehen. Erdogan, der aktuelle türkische U19-Teamkapitän, kam Dank der guten Connections Jürgen Werners nach Linz und ist klar als Zukunftsaktie zu betrachten, auf deren Weg Linz nur eine Zwischenstation sein soll. In der Vorbereitung sah man bereits das Potenzial des Türken, der das Spiel der Linzer ordnen und ein schnelles Überbrücken des Mittelfelds möglich machen soll.
Hochkaräter im Sturm
Der Sturm erhielt mit den Abgängen von Rekordhalter Vujanovic (80 Tore in drei Jahren für den LASK)und Templ zunächst einen Dämpfer, wurde aber mit den Verpflichtungen von Thomas Fröschl von der SV Ried, sowie Rene Gartler (Vertragsauflösung in Sandhausen) mehr als ordentlich verstärkt. Beide trafen bereits beim Cup in Parndorf und lassen den LASK variantenreicher agieren. Zudem hat man mit Tobias Pellegrini ein Nachwuchstalent in der Hinterhand, das in dieser Saison den Durchbruch schaffen soll. Nachdem die U19-EM in Griechenland für ihn eher suboptimal lief, bleibt abzuwarten, ob er sich in der ersten Mannschaft Spielzeit verschaffen kann.
Eindrücke in der Vorbereitung
Der LASK gewann sämtliche seiner Vorbereitungsspiele, schlug unter anderem den albanischen Meister Skenderbeu Korce oder Cukaricki Belgrad, den Vorjahresdritten der serbischen Meisterschaft. Zuletzt gab es ein 4:1 gegen den deutschen Bundesliga-Absteiger SC Paderborn. Der Cup in Parndorf rückte die Dimensionen zurecht, zeigte auf, dass der LASK in der Defensive sehr wohl noch Abstimmungsprobleme hat. Obwohl man nach 18 Minuten mit 0:2 in Rückstand lag, ließ man sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen und gewann letztlich souverän 7:2.
Schöner Fußball wird auch nötig sein, um das launische Linzer Publikum wieder zu häufigeren Stadionbesuchen zu animieren. Der Schnitt von letzter Saison – 2.600 besuchten durchschnittlich die Spiele der Schwarz-Weißen – konnte die LASK-Führungsebene nämlich gar nicht zufriedenstellen. Deshalb reagierte man auch vor der Saison und bietet zum Beispiel freien Eintritt für Kinder bis 15 Jahre, sowie günstige Abos, um verlorenes Klientel, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, wieder für sich zu gewinnen.
Die zweite österreichische Liga strahlt mit drei neuen Mannschaften, unzähligen neuen Spielern und der Hoffnung, einigen gut besuchten Runden entgegenzuschauen. Ob es für den LASK für den Meistertitel reicht, werden die nächsten Monate zeigen – auf jeden Fall sorgte die Klubführung dafür, dass Oliver Glasner eine an jeder Position doppelt besetzte Mannschaft erhielt, die alles für den Aufstieg tun wird.
Christoph Zeppetzauer, abseits.at
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