Das 1:1 im Testspiel gegen den Wiener Sportklub trieb die knapp 1.000 Rapid-Fans im Gerhard-Hanappi-Stadion nicht zu Begeisterungsstürmen. Katzers Treffer zum 1:1 war der... Nur 1:1 gegen den Wiener Sportklub – aber Schöttel darf sich ob neuer Erkenntnisse als Sieger fühlen!

Das 1:1 im Testspiel gegen den Wiener Sportklub trieb die knapp 1.000 Rapid-Fans im Gerhard-Hanappi-Stadion nicht zu Begeisterungsstürmen. Katzers Treffer zum 1:1 war der einzige zählbare Lichtblick einer Partie bei kalten Temperaturen, bei der es allerdings einige Erkenntnisse zu ernten gab, wenn man genauer hinsah.

Der SK Rapid startete in einem 4-2-3-1-System, das einer möglichen Stammformation im kommenden Frühjahr nur bedingt nahe kam. Mit Alar, Salihi, Thonhofer und Amateurspieler Wydra standen vier Feldspieler auf dem Platz, die zuletzt nicht zum ersten Anzug gehörten. Zudem stand mit Helge Payer der vermeintliche dritte Tormann (!) Rapids über die vollen 90 Minuten zwischen den Pfosten.

Rapid begann technisch sicher, es war jedoch von Beginn an sichtbar, dass es das erste Spiel nach klassischen Trainingseinheiten zum Vorbereitungsstart war. Rapid arbeitete zuletzt im Training fast ausschließlich im körperlichen Bereich, wodurch die Knochen der Spieler derzeit noch schwer sind. Ballsicherheit und schnelles Direktspiel kommen erst im weiteren Verlauf der Saisonvorbereitung dran. Dennoch ließ Rapid natürlich keine Zweifel offen, wer das technisch bessere Team ist und auch wenn in der ersten Halbzeit kein Tor gelang, erarbeitete sich Rapid zahlreiche Torchancen.

Acht tolle Chancen in der ersten Halbzeit

Zweimal vergab Kapitän Steffen Hofmann aus Weitschüssen, einmal vergab Prager, einmal Alar, einmal Drazan. Gleich vier Großchancen vergab der albanische Teamstürmer Hamdi Salihi, der ambitioniert begann und um Mitarbeit bemüht war, dann jedoch aufgrund seiner zahlreichen vergebenen Sitzer sein ohnehin angeschlagenes Selbstvertrauen komplett weg warf. Drei der vier vergebenen Chancen seht ihr im Video am Ende dieses Berichts. Die größte vergebene Chance findet ihr, wie auch weitere Highlights, in der Zusammenfassung auf laola1.tv.

Sonnleitner-Assist zur Sportklub-Führung

Nach der Pause blieben mit Sonnleitner und Payer nur zwei Spieler auf dem Feld, die auch in der ersten Halbzeit spielten. Ersterer stand sieben Minuten vor dem Seitenwechsel im Mittelpunkt, als er dem 20-jährigen Mirza Berkovic den Ball im eigenen Strafraum auf dem Silberteller servierte, woraufhin dieser problemlos zum 1:0 für den Wiener Sportklub einschießen konnte. Es sollte einer der wenigen defensiven Schnitzer auf Seiten Rapids bleiben, das ansonsten nur nach einem Querschläger von Heikkinen, der in der zweiten Halbzeit in der Innenverteidigung spielte, und bei einem Sturzflug von Helge Payer in Verlegenheit kam. In der zweiten Halbzeit spielte Rapid wie folgt:

Schöttel sah wohl weiterhin ein 4-2-3-1 wie in der ersten Halbzeit vor, das System veränderte sich jedoch fast automatisch, weil Saurer und Prokopic in der Zentrale sehr ambitioniert waren und sich präsentieren wollten. Somit entstand ein 4-1-4-1, in dem vor allem Burgstaller auf der rechten Seite fast wie ein Flügelstürmer wirkte. Der junge Lukas Grozurek auf der anderen Seite fiel zwar mit einem sensationellen Assist zu Markus Katzers Treffer zum 1:1 auf, tauchte sonst jedoch eher ab. Übrigens anders als sein Amateur-Kollege Dominik Wydra in der ersten Halbzeit – der überzeugte durch eine gute Körpersprache, Stellungsspiel und große Passsicherheit. Nur am Selbstvertrauen, dem für Amateurkicker so wichtigen „Scheiss-mir-nix-Gehabe“, fehlte es beiden noch ein wenig. Talentproben lieferten beide Neulinge in der Kampfmannschaft ab – allerdings sind sie den Wiener Sportklub bereits aus der Regionalliga Ost gewöhnt; die stärkeren Gegner kommen noch!

Aufstand der Geächteten

Boris Prokopic und Christoph Saurer sind wohl die beiden Rapid-Spieler, die in der bisherigen Saison am meisten gebeutelt wurden. Prokopic fand nie ins Team, musste sich aufgrund seines körperlosen Spiels Pfiffe aus dem Publikum gefallen lassen, flog im Derby mit einer glatten roten Karte vom Platz. So weit konnte es bei Christoph Saurer gar nicht erst kommen: 54 Minuten in der 2.Bundesligarunde in Wiener Neustadt, danach keine einzige Bundesliga-Minute mehr. Doch Saurer, der im letzten halben Jahr nach eigenen Angaben drei Kilogramm an Muskelmasse zulegte, nahm das Heft in die Hand und mutete an wie ein Spielmacher. Der 25-Jährige zeigte Spielwitz, hatte Ideen, bereitete Torchancen vor und traf mit einem Direktcorner nur die Oberkante der Latte. Boris Prokopic hatte bei einem Weitschuss und einem Volleyferserl Pech – auch er hätte sich für seine engagierte Leistung ein Tor verdient.

Das Trimmel-Burgstaller-Experiment

Die taktisch interessanteste Facette der Partie war in der 2.Halbzeit auf der rechten Außenbahn des SK Rapid zu beobachten. Während Guido Burgstaller im rechten, offensiven Mittelfeld für Schwung sorgte, wurde ihm von Außenverteidiger Christopher Trimmel der Rücken freigehalten. Die Idee Trimmel als Außenverteidiger aufzubieten, ist aufgrund seiner prinzipiellen Anlagen, die prädestiniert für einen modernen Außenverteidiger wären, keine schlechte. Die rechte Seite präsentierte sich wie zu erwarten dynamisch und angesichts dessen, dass es der erste Versuch dieser Art war (mit Ausnahme weniger Minuten, die Trimmel bereits unter Pacult diese Position bekleidete), durchaus vielversprechend. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass es nur beim Versuch bleibt, zumal Trimmel offensiv derzeit unheimlich wertvoll und Schimpelsberger in der rechten Verteidigung gesetzt ist.

Nur Remis statt möglichem Kantersieg

Unterm Strich steht ein 1:1 mit zahlreichen vergebenen Großchancen auf Seiten Rapids. Mit dem nötigen Schluck Zielwasser kann dieses Spiel auch zweistellig enden, aber so freut sich der Regionalligaklub aus Dornbach über einen prestigeträchtigen Punkt gegen den ehemaligen Ligakonkurrenten. Für Rapid ändert das Remis nichts am bevorstehenden Programm – das Spiel, bei dem gleich zwanzig Kaderspieler zum Einsatz kamen, war Bewegungstherapie auf höherem Niveau. Letztes Jahr um diese Zeit testete Rapid gegen das klassetechnisch weiter unten angesiedelte Götzendorf und gewann mit 6:0…

Cornertrick: Thomas Prager steigt über den Ball und Steffen Hofmann verzieht knapp. Ein frühes Sinnbild dafür, dass Rapid nur nicht traf, aber zeitweise (vor allem für diese Phase der Vorbereitung) durchaus attraktiv spielte

Drei von vier vergebenen Großchancen von Hamdi Salihi (die größte vergebene Chance seht ihr auf laola1.tv)

Deni Alar scheitert mit einem Schuss an Sportklub-Schlussmann Harrauer

Das 1:1 durch Markus Katzer nach Vorarbeit von Lukas Grozurek

Torchancen für Boris Prokopic (verfehlter Volleyfersler und Weitschuss

Atdhe Nuhiu vergibt die letzte große Chance nach starker Vorarbeit von Trimmel und Burgstaller

Daniel Mandl & Daniel Walter (Videos)

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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