Rapid im ÖFB-Cup seit 1995 – eine Leidensgeschichte in 50 Spielen
Sonstiges 19.Juli.2013 Christian Ditz 0
Am 5.6.1995 besiegte Rapid im Finale des ÖFB-Cups den DSV Leoben durch ein Tor von Peter Guggi mit 1:0 und bejubelte den 14. und bislang letzten Cupsieg. Das Ausscheiden in der diesjährigen 1. Cuprunde im Elfmeterschiessen gegen den LASK markierte ein unrühmliches Jubiläum: es war das 50. Cupspiel, seit die Grün-Weißen das letzte Mal die Trophäe stemmen durften. Wir beleuchten die nunmehr 18 Jahre währende Durststrecke der nach Titeln zweiterfolgreichsten Cupmannschaft aus der Statistikecke, in der mehr drinnen hätte sein müssen als ein einziges Pokalfinale, das 2005 gegen die Austria mit 1:3 verloren wurde.
Der Vergleich mit den Erfolgreichen
Seit 1995 wurden 17 Cuptitel mit Profimannschaften ausgespielt (2007/08 aufgrund der Vorbereitung für die EURO wurde ein Amateurtitel vergeben – Sieger wurde der SV Horn im Finale gegen den SV Feldkirchen). Wenig überraschend liegt Rekordsieger Austria auch in diesem Zeitraum mit fünf Titeln vorne, gefolgt von Sturm Graz mit vier Titeln, dem GAK mit drei Titeln und Ried mit zwei Cupsiegen. Je einmal trugen sich Salzburg, Kärnten und zuletzt Pasching in die Siegerliste ein. 50 Cuppartien von Rapid in dieser Zeit klingen nach viel, sind aber tatsächlich eine erbärmlich schlechte Anzahl von Spielen für den Anspruch des Vereins und auch im Vergleich zu den Cup-Topteams. Die Austria und Sturm absolvierten in diesem Zeitraum je 76 Spiele, Ried 71 und Salzburg 70. Das bedeutet einen Schnitt von etwa vier Cupspielen pro Saison, während Rapid auf lediglich 2,8 Spiele kommt.
Vergleichbar schlecht auch das Weiterkommen: Rapid kam 2005 ins Finale, drei weitere Male ins Semifinale (1999, 2001, 2011) und fünf weitere Male ins Viertelfinale (neunmal unter den letzten 8). Man liegt aber in Summe schlechter als die erfolgreiche Konkurrenz: die Austria kommt auf sieben Finalspiele, zwei weitere Halb- und eine weitere Viertelfinalteilnahme (zehnmal unter den letzten 8), Sturm Graz auf 6-1-5 (zwölfmal unter den letzten 8), Ried auf 3-5-3 (elfmal unter den letzten 8) und Salzburg auf 2-4-4 (zehnmal unter den letzten 8). Rapid scheitert auch im langjährigen Schnitt bereits früher als die Konkurrenz. Deutlichster Beleg dafür ist das Ausscheiden im jeweils ersten Auftreten: das Aus gegen den LASK war bereits die fünfte Niederlage in einer Auftaktpartie im Cup seit 1995. Hochnotpeinliche Erinnerungen werden wach bei den Gedanken an Kottingbrunn 1996/97, Ranshofen 1999/00 und die Vienna 2006/07. Weiters verlor man 2001/02 daheim gegen Salzburg. In dieser Zeit scheiterten im ersten Spiel die Austria 1998/99 an Altach, Sturm Graz 2006/07 an Kalsdorf und Ried (allerdings als Zweitligist!) 2004/05 an Krems. Im Schnitt scheidet Rapid alle vier bis fünf Jahre in der ersten Cuprunde aus, nach 2006 war dies also wieder längst überfällig.
Von schlechten Heimbilanzen, Lieblings- und Angstgegnern
Rapid gewann von den 50 Cupspielen seit 1995 nur 32, verlor 18, die Siegquote liegt bei 64% und ist damit viel zu schlecht für einen erfolgreichen Cupfighter. Eine weiße Weste hat man immerhin gegen Zweitligisten, in fünf Aufeinandertreffen (drei zu Hause, zwei auswärts) kam man immer eine Runde weiter. In 35 Auswärtssiegen wurde 25 Mal gewonnen, was einer Quote von 71% entspricht. Bei den zehn Niederlagen scheiterte man allerdings fünfmal an Amateurteams. Richtig schlecht ist die Quote bei Heimspielen: nur die Hälfte der 14 Heimpartien konnte gewonnen werden, man scheiterte bis zur letzten Saison immer an Bundesligisten im eigenen Stadion, mit der Niederlage gegen Pasching schied man in Hütteldorf zum ersten Mal gegen ein Amateurteam aus.
Das vorliegende Bild unterstreicht auch das Torverhältnis: 14:17 Tore daheim sind einfach zu wenig, um die oft günstige Auslosung vor heimischer Kulisse zu nutzen. Während bei Siegen mit 123:27 Toren im Schnitt 3,5 Tore geschossen und nur 0,8 bekommen werden, dreht sich das Verhältnis bei Niederlagen: plötzlich werden nur noch 0,8 Tore geschossen und die Gegentore verdoppeln sich auf 1,9. 16 Kantersiege (mit 3 oder mehr Toren Differenz) heißen, dass nur jeder 2. Sieg deutlich ausfällt, was angesichts dessen, dass 64% aller Spiele gegen Nicht-Bundesligisten absolviert wurden, ein schlechter Wert ist – gegen Regional- oder Landesligisten wurden von 21 Siegen nur elf deutlich eingefahren.
Sieben Mannschaften waren öfter als einmal Gegner im Cup, davon hat Rapid nur gegen Mattersburg mit drei Siegen und einer Niederlage eine positive Bilanz. Mit je einem Sieg und einer Niederlage ausgeglichen ist die Bilanz gegen die Austria, Salzburg und den GAK, drei Teams entwickelten sich zu regelrechten Angstgegnern: gegen Ried, den LASK und die Admira gelang in sieben Auftritten kein einziger Sieg, je einmal verlor man auch immer im heimischen Stadion gegen diese Mannschaften. Bezeichnend hier auch noch die Bilanz gegen Bundesligisten: von 18 Spielen wurde nur ein Drittel gewonnen, daheim verlor man von zehn Partien sechsmal, auswärts von sieben Spielen fünfmal. Mit einer solchen Bilanz ist im Cup einfach nicht zu reüssieren.
Fazit
Wie viele Cuptitel hätte Rapid seit 1995 statistisch gewinnen müssen? Geht man davon aus, dass eine Mannschaft wie Rapid in den letzten 18 Jahren den Anspruch haben musste, jedes Jahr den Cupsieg holen zu wollen, und weiters, dass jedes Jahr vier bis sechs Mannschaften für den Titel in Frage kommen, dann hätten die Hütteldorfer drei bis viermal den Titel holen müssen und sie hätten auch fünf bis sechsmal im Finale stehen müssen, so wie dies die beiden erfolgreichsten Vereine in dieser Zeit, die Austria und Sturm, geschafft haben.
Rapid hat unterm Strich eine viel zu schwache Heimbilanz, tritt auswärts oft nicht dominant genug auf und es hat auch den Anschein, als würden unterklassige Gegner oft genug unterschätzt werden. Nur so lassen sich die teils peinlichen Auftritte gegen Regionalligamannschaften erklären. Für jeden Rapid-Fan bleibt zu fürchten, dass Cupsieg Nummer 15 noch längere Zeit auf sich warten lässt – hoffentlich keine weiteren 18 Jahre.
Christian Ditz, abseits.at
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Christian Ditz
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