Rassismusskandal in 2. Liga: Was genau passierte in Bregenz?
Gesellschaft & EthikSonstiges 4.März.2025 Daniel Mandl

Bregenz wurde am vergangenen Wochenende Schauplatz eines Rassismusskandals. Das Spiel der Schwarz-Weißen gegen den FC Liefering wurde in der Nachspielzeit der Partie beim Stand von 2:0 für Bregenz wegen rassistischer Beleidigungen gegen einen Liefering-Spieler abgebrochen.
Mittlerweile wurde die Partie aufgrund des Abtretens der Lieferinger mit 3:0 für Bregenz strafverifiziert. Die Bundesliga beurteilte den Sachverhalt in einer darauf folgenden Aussendung wie folgt:
Die Österreichische Fußball-Bundesliga hat hohe Sensibilität für diskriminierende Vorfälle und engagiert sich mit ihren Klubs seit vielen Jahren aktiv gegen Rassismus und Diskriminierung. Klar ist: jeder Vorfall ist einer zu viel – bei jenem in Bregenz muss aber insbesondere die rasche und entschiedene Reaktion des Klubs anerkannt werden.
– Beim Rufer handelte es sich um eine geistig beeinträchtigte Einzelperson.
– Diese wurde sofort ausgeforscht und des Stadions verwiesen.
– Es gab eine entschiedene und sofortige Reaktion des Klubs mittels Stadiondurchsagen sowie eine umgehende Reaktion und Distanzierung des Klubs auf Social Media.
Im Austrian Soccer Board, Österreichs größtem Fußballforum, meldete sich auch der Bregenzer Kult-Fan und „Allesfahrer“ Fogi zu Wort und beschrieb seine Eindrücke zur Situation. Das Posting wurde bereits am Montagnachmittag vor der Entscheidung durch die Bundesliga verfasst:
„Bin jetzt schon seit mehr als einem Vierteljahrhundert in Fußballstadien unterwegs und gerade ab 2005 bis zumindest 2008 gab es ein paar richtig, richtig tiefe Momente von den „Eigenen“.
Doch jetzt, als man denkt, man hätte das Schlimmste überwunden und das Problem „im Griff“, kommt ein Eingriff von außerhalb, der einen ratlos zurücklässt.
Selten wurde die eigene Gefühlswelt so plötzlich auf den Kopf gestellt wie am letzten Samstag, wurde aus einem wunderschönen Fußballnachmittag ein Albtraum.
90. Minute, kurz davor die Vorentscheidung mit dem 2:0, nachdem man davor eigene Chancen ausgelassen hatte und gleichzeitig auch ein paarmal Glück und einen tollen Rückhalt im Tor hatte.
Dann – ein Frustfoul eines jungen Fußballers, der zu einer Rudelbildung führt. Ein schon hunderte Mal zuvor gesungenes „Scheiß Verlierer“ gefolgt von einem seit 2005 spezifischen „Ihr macht unsern Sport kaputt“ wird der „Dose“ an den Kopf geworfen, Jubel als dieser mit Gelb-Rot vom Platz fliegt, bis nur Sekunden später nichts mehr „normal“ ist, als der Fokus vom Platz ein paar Meter weiter Richtung Werbebande geht. 30-50 Meter entfernt fällt eine Gestalt auf, die ununterbrochen etwas in den Spielerhaufen gestikuliert und zu schreien scheint. Es sind dann unsere Spieler, die als erstes hinrennen, gefolgt vom Fanbeauftragten aus unserem Sektor und den Ordnern, die sich oberhalb des Durchgangs auf der Gegentribüne, 15-20 Meter weg, befinden.
Die Person wird von Ordnern weggeführt. Dann die erste Durchsage des Stadionsprechers: „Wegen rassistischen Beleidigungen sind die Spieler der Gegner abgetreten, das Spiel ist unterbrochen“ – „Haltet den im Stadion fest, nicht abhauen lassen“ sind die Worte, die aus den Fanreihen in Richtung der Ordner klingen, sichergehen, dass der Übeltäter nicht wegkommt.
Unklare Minuten, Spekulationen, lautstarke Diskussionen was gesagt wurde, wie das Spiel jetzt gewertet wird, vereinzelt wütende Rufe der Haupttribüne „Super Fans, super hondas gmacht, Vollidioten“, bis kurz darauf die Durchsage kommt mit der Aufklärung des Stadionsprechers, dass es sich um keinen Fan der organisierten Fanszene handelt – und alle bei SWB sich von dem Verhalten dieser Person und Rassismus distanzieren. Großer Applaus bei allen Anwesenden auf allen Tribünen, gefolgt von „Nur der SWB“ rufen.
Die eigene Mannschaft steht noch auf dem Rasen, wartet ab ob es noch weitergeht. Währenddessen Bewegung bei den Kabinen, eine mutmaßliche Entschuldigung des Übeltäters, der inzwischen neben die Haupttribüne geführt wurde. Kurz darauf kommt der Schiedsrichter aus seiner Kabine und bricht das Spiel ab. Da zerbricht auch etwas in einem selbst.
Man realisiert, dass man ein negatives Kapitel der österreichischen Fußballgeschichte miterlebt hat. Dass ein einzelner Depp, vielleicht eine halbe Minute ohne Unterbrechung, Spieler anderer Hautfarbe aufs übelste rassistisch beleidigt hat (damit gleichzeitig auch SWB-Spieler), spätere Unterhaltungen mit weiteren Augenzeugen lassen zumindest wiederholt das N-Wort vermuten.
So frustriert man zuerst selbst war, dass man es nicht selbst gehört hat, nicht die Ordner früher gehört und eingeschritten hätten oder jemand anders auf der (zugegeben an dieser Stelle dünn besetzten) Gegentribüne reagiert hätte – so positiv kann man die schnellen und klaren Handlungen sehen, nachdem es aber leider schon zu spät war. Den Übeltäter festgesetzt (und angezeigt), klare Kante in den Durchsagen und von allen Zuschauern auf den Tribünen, die den Grundkonsens bei SWB mit lautem Applaus bedacht haben.
Bringt nur leider den betroffenen Spielern nichts.
Will nicht in der Haut der Mitglieder des Senat 1 stecken, ein solidarisches Gemeinsam anstelle einer Trennung aus Hass und Hetze (wie der Herr gezeigt hat und das zu lange tun konnte) zu demonstrieren und trotzdem ein sportliches Ergebnis werten zu müssen – das seitdem in den Hintergrund getreten ist.
Hoffe natürlich auf 3 Punkte, dass unsere Mannschaft ihre gute Leistung belohnt bekommt – so wie der Idiot seine gerechte Strafe erhält und sein erster Besuch im Bodenseestadion (zumindest für meine Augen) auch sein letzter war.
Und: dass es bei allen an dem Tag im Stadion Anwesenden für extra Sensibilisierung bei dem Thema sorgt und beim (hoffentlich nie eintretenden) nächsten Mal schneller noch mehr Leute den Mund gegen so etwas aufmachen.“
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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