Man möchte meinen, dass der Fußball völkerverbindend wirkt und weitgehend unpolitisch ist. Gegenstand dieses Artikels ist aber ein Verein, der mehr oder weniger mit dem Ziel gegründet wurde, eine politische Message zu verbreiten, die über Fußball hinausgeht und für Toleranz und Völkerverständigung steht. Warum man das in Österreich braucht? Blicken wir in das südlichste Bundesland, genauer gesagt nach Koroski, genauer noch nach Celovec, wo der Slovenski Atleski Klub seine Heimat hat. Wer nicht so firm in Slowenisch ist: Es geht um den Kärntner Verein SAK Klagenfurt.
EIN AUTO FÜR IDEALE
Damit man den Verein SAK versteht, muss man die Kärntner Geschichte kennen. Um 1900 machte der Bevölkerungsanteil an Slowenen in Kärnten etwa 23 Prozent aus, um 1970 nur noch knapp vier Prozent (heute sind es ungefähr 2,3 Prozent). Die tatsächliche Zahl dürfte weitaus höher sein als in den Statistiken der Volkszählungen, da das Bekenntnis zum Slowenischen vor allem in den 70er Jahren sehr schwierig war. Seriöse Schätzungen gehen davon aus, dass die Ergebnisse der Volkszählungen den untersten Rand darstellen, inoffiziell dürften es weitaus mehr sein, auch wenn die Anzahl im Laufe der Zeit doch zurückging. Im Jahr 1970, dem Gründungsjahr des SAK jährte sich die Volksabstimmung um den Verbleib von Kärnten bei Österreich zum 50. Mal, was zu mehr oder weniger großen Volksunruhen führte. In dieser Zeit entstand der Gedanke einen studentischen Fußballverein zu gründen, um auf die Belange der Kärntner Slowenen aufmerksam zu machen. Valentin Inzko, heute Vorsitzender des Rates der Kärntner Slowenen und EU-Sonderbeauftragter für Bosnien und Herzegowina. Als Student der Rechtswissenschaften in Graz verkaufte Inzko für die Vereinsgründung 1970 sein Auto. Der Wunsch, die Anliegen der Kärntner Slowenen über die zweithöchste Spielklasse ins ganze Land zu tragen, war groß.
EINSTIEG ALS SCHÜLERMANNSCHAFT
Die ersten Spieler des SAK waren allesamt Schüler des Slowenischen Gymnasiums in Klagenfurt und wurden in den ersten fünf Saisonen in der 2.Klasse viermal Zweiter, bevor man 1975/76 in die 1.Klasse aufsteigen konnte. Die Spiele ähnelten, wie man sich vorstellen kann, oftmals eher einer politischen Kundgebung von beiden Seiten, als einem Fußballspiel. In der Spielzeit 1978/79 stieg die Mannschaft dann schließlich in die 5.Spielklasse Österreichs auf, die in Kärnten Unterliga heißt. Auch dort hielt man sich nur ein paar Jahre auf und schaffte in der Saison 1982/83 den Aufstieg in die Kärntner Liga, der ein Abstieg und wieder ein Aufstieg folgte. In diese Zeit fällt einer der größten Erfolge der Vereinsgeschichte: Der Einzug in das ÖFB-Cup-Viertelfinale 1986/87, nachdem man im Achtelfinale den LASK eliminieren konnte. Bis 1993/94 spielte der SAK in der Kärntner Liga und gründete 1992 in Bleiburg, Klagenfurt und St.Primus Nachwuchszentren, die bis heute den SAK zu einem der besten Nachwuchsvereine in Kärnten machen. Nach nur einem Jahr Regionalliga folgte das erste und bislang einzige Jahr in der zweithöchsten Spielklasse und damit die Erfüllung des Traums der Vereinsgründers. Danach hielt man sich noch bis 2001 in der Regionalliga Mitte, und verdingte sich bis 2005 zwischen Regional- und Landesfußball. Seit dem Meistertitel in selbigen Jahr ist man fixer Bestandteil der Regionalliga und hat sich im Tabellenmittelfeld festgesetzt.
HEIMATLOSE SLOWENEN
Ein dunkles Kapitel in Österreichs Fußball und eigentlich in der jüngeren Geschichte ist der Umgang mit den Kickern, die sich als Kärntner Slowenen sehen. Die ersten Spiele mussten in Radsberg ausgetragen werden, da man in Klagenfurt keine Genehmigung erhielt. Man musste aufgrund der schlechten Platzverhältnisse oft nach Ebental ausweichen, es folgten, nachdem sich der Klub zwischenzeitlich sogar SAK Radsberg nannte, ein Verweilen am Klagenfurter Koschatplatz, ein Umzug nach Hörtendorf, die Rückkehr auf den Koschatplatz sowie einige Spiele am Polizeisportplatz, ehe man 1986 in Annabichl eine Heimat fand. Nach über 15 Jahren war es dann 2002 endlich möglich, am Areal des Slowenischen Gymnasiums Klagenfurt eine Anlage für die Kicker zu errichten, auf der man bis heute spielt. Ein eigenes Stadion ist derzeit in Planung.
Der SAK Celovec ist vielleicht nicht der größte Traditionsverein in Österreich, steht aber von einem historischen Standpunkt aus gesehen mit seiner etwa 40-jährigen Geschichte dennoch für ein einen Teil von Österreichs Historie. Der Kampf für Anerkennung und Rechte für Minderheiten kann mittlerweile als ein sehr positves Beispiel für Fußball und seine Strahlkraft gesehen werden.
Georg Sander, abseits.at
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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