Salzburg souverän zum Double – Ried ohne Chance in die Europacup-Qualifikation
Sonstiges 22.Mai.2012 Georg Sander 0
Leonardo (10.) und Franz Schiemer (14.) trafen früh, Stefan Hierländer setzte in der Nachspielzeit (91.) noch einen drauf – 3:0 (2:0) für den Meister, der den Tabellensechsten vor 16.000 Zuschauern deutlich in die Schranken wies.
Taktische Überraschungen waren weder zu erwarten, noch traten diese ein. Gerhard Schweitzer setzte auf das gewohnte 3-3-3-1 der „Wikinger“. Angeführt vom torgefährlichen Abwehrchef Thomas Reifeltshammer und Taktgeber Anel Hadzic sollte aus einer gesicherten Defensive herausgespielt werden, die Leihgaben Daniel Beichler (Hertha BSC) und Marco Meilinger (Red Bull Salzburg) waren für das Guillem-Bedienen über die Flanken zuständig. Ricardo Moniz verzichtete auf Experimente und schickte mit Ausnahme von Jakob Jantscher, der nach seiner Schulterverletzung gegen Rapid Wien noch nicht wieder fit war, die stärkste Elf im bekannten 4-2-3-1 in den Happel-Ring. Die Schlüsselpositionen waren Alexander Walke, der in der Rückrunde in der Liga lediglich neun Mal hinter sich greifen musste sowie die spielstarke Doppelsechs mit David Mendes da Silva und Christoph Leitgeb.
Spielleiter war Thoma Einwaller, der sein letztes Spiel auf Profi-Ebene leitete. Wie hier später noch zu lesen sein wird, handelt es sich dabei um eine gute Sache, denn der Schiedsrichter hat das Fußballfest durch seine inkonsequente Pfeiferei fast zerstört.
Salzburg startete stark
Die roten Bullen, die Fan-mäßig wie erwartet in der Unterzahl waren, setzten von Beginn an auf Dominanz. Die Rieder schauten sich das einmal an und sahen kurz nach Beginn, wie Mendes den Ball aus guter Position über die Latte jagte. Das Team von Gerhard Schweitzer machte seine Sache zu Beginn recht gut, stand mit neun Mann gestaffelt in der eigenen Hälfte und zwang die Bullen in die zugestellte Spielfeldmitte. Das Problem dabei war und ist gegen Salzburg, dass das Fünfermittelfeld sowohl mit, als auch ohne Ball sehr schnell agieren kann. Wie es der Zufall so wollte, war es aber dem Maierhofer’schen Wahnsinn zu verdanken, dass die Bullen in Führung gingen. Der „Lange“ sprintete in einen ungewollten Pass Richtung Strafraum vom an der linken Flanke aufgebotenen Dusan Svento und lockte Thomas Gebauer aus dem Gehäuse. Mit dem letzten großen Schritt spitzelte der Neuner den Ball aus den Händen des Schlussmannes, dieser holte den Stürmer von den Beinen. Einwaller pfiff, da ihm nichts anderes übrig blieb. Dass Gebauer alles andere als eine klare Torchance verhinderte – Maierhofer hätte den Ball, den er wegspitzelte, wohl nicht mehr erlaufen – ist dabei unerheblich. Leonardo jagte das Spielgerät halbhoch in die rechte Ecke, der Torhüter war mit den Fingerspitzen dran, konnte den Treffer aber nicht verhindern.
Die Rieder, die sich mit dem Cupsieg zum 100-Jahr-Jubiläum beschenken wollten, waren geschockt und verloren die Zuordnung. Bei einem Eckball konnte Franz Schiemer zentral vor dem Tor einen seiner auch international gefürchteten Kopfballkracher Richtung Tor loslassen. Gebauer parierte, der Ball, flog gegen seinen Abwehrspieler an der zweiten Stange und von dort in das Tor – 2:0 nach 14 Minuten. Sieben Minuten später lief der starke Gonzalo Zarate in einen Querpass der Verteidiger und hätte bereits nach 23 Minuten den Sack zumachen können, schob den Ball aber am langen Eck vorbei. Bis zum Entscheidungstreffer in der Nachspielzeit durch Stefan Hierländer (91.), der einen Leonardo-Konter abstaubte, fanden Zarate, Maierhofer, Svento und Co. noch einige gute Möglichkeiten auf das dritte Tor vor, scheiterten aber an der eigenen Konzentration.
Mangelnde Konzentration hätte Ried fast ins Spiel zurückgebracht
Die SV fing sich langsam aber sicher wieder und fand ein paar gute Halbchancen vor, der deutsche Keeper der Bullen, Alexander Walke, war aber bei einem Schuss von Beichler (29.) zur Stelle. Einem Treffer am nächsten kamen die Rieder, als der dafür fällige Eckball per Kopf an der Latte landete. Stefan Lexa, der bereits in der 41. Minute für Meilinger eingewechselt wurde, sorgte durch eine Flanke auf Guillem (49.) ebenfalls für Halbgefahr. Die schleißig vorgetragenen Rieder Angriffe profitierten aber von den ebenfalls fahrigen Defensivspielern. Diese waren wohl im Kopf schon längst mit den Feiern beschäftigt und zeigten auch, woran Moniz in der Vorbereitung auf das große Ziel Champions League noch arbeiten muss. Bogenlampen, schlechtes Herausspielen aus der Abwehr, Stellungsfehler. Weder mit Andreas Ulmer, noch mit Martin Hinteregger links hinten – er kam zur Pause – wirkte die Viererkette so, als ob Ried nie ein Tor treffen würde. Kurz gesagt: Eine Klassemannschaft, die die SV Ried an diesem Sonntagnachmittag schlichtweg nicht war, hätte diese Fehler beinhart ausgenutzt.
Einwallers Endspiel
Gesondert geredet werden muss über den Schiedsrichter, der vor allem nach der Pause das Spiel aus der Hand gab. Über den Elfmeter in der zehnten Minute ist sicherlich nicht zu diskutieren, warum nach der 58. Minute noch alle 22 Mann am Spielfeld waren, schon. Zarate wurde auf der rechten Flanke gefoult, blieb liegen. Die Rieder spielten weiter, Schiemer unterbrach das Spiel mit einem Foul an Lexa. Daraufhin krachten dieser und Leonardo aneinander, der Brasilianer würgte den Routinier. Einwaller entschied sich für die salomonische Lösung und zeigte beiden Gelb, obwohl der Dribbler eigentlich vom Platz hätte fliegen können/sollen/müssen. Auch Ivan Carril, der in Christian Schwegler reingesprungen war, hätte sich trotz Zurückziehens nicht über einen roten Karton beschweren dürfen, so geht man nicht in einen Zweikampf. Nach einem Körperkontakt im Strafraum zwischen Mendes und Beichler in der 77. Minute wäre ein Elfmeter vertretbar gewesen, auch wenn die Fernsehbilder in der Zeitlupe zeigten, dass der Niederländer den Offensivspieler nicht gesehen hatte. Aber Unwissenheit schützt nicht vor Strafe. Der Schiedsrichter ließ keine Linie erkennen und begünstigte durch Ermahnungen, wo Karten angesagt gewesen wären, den hitzigen Spielverlauf im zweiten Durchgang. Sein Team lag bei zwei, drei Abseitsentscheidungen daneben – es war das letzte Spiel der Spielleiter, ein ruhmreicher Abschied sieht aber anders aus.
Fazit
Die Innviertler konnten eine tolle Cup-Saison mit Siegen gegen Rapid und Austria nicht krönen, weil man in der Anfangsphase zu passiv agierte. Die Salzburger wiederum münzten die spielerische Überlegenheit in Tore um und hatten auch das notwendige Glück auf ihrer Seite. Beide müssen allerdings im Sommer noch Fehler ausbügeln, ansonsten könnte die Reise durch Europa für beide Teams früher als erwünscht enden. Eine Anmerkung noch: Wie Svento (50 Saisonspiele) und Leonardo (49) in der zweiten Halbzeit noch mit High-Speed agierten, verdient besondere Anerkennung.
Georg Sander, abseits.at
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