Es ist der 14. Mai 2005, als Schwarz-Weiß Bregenz mit einer Auswärtsniederlage im Hanappi-Stadion den SK Rapid Wien zum österreichischen Meister machte. Im Jahr... Schweizer Almdudler für Ländlekick – die Geschichte von Schwarz-Weiß Bregenz

Es ist der 14. Mai 2005, als Schwarz-Weiß Bregenz mit einer Auswärtsniederlage im Hanappi-Stadion den SK Rapid Wien zum österreichischen Meister machte. Im Jahr davor wurden die Ländlekicker überraschend Fünfter und erreichten damit den Höhepunkt des Fußballs in Vorarlberg. Dass der einzige im Auswärtssektor vertretene Fan ein Sinnbild für den finanzmaroden Verein war, konnte man schon absehen. Das doppelte Abschiedsspiel zweier Traditionsvereine zwischen Schwarz-Weiß Bregenz gegen die alte Salzburger Austria steht sinnbildlich für die Vorgänge der jüngeren österreichischen Fußballgeschichte.

AM ANFANG STAND DIE FREUNDSCHAFT

Die Bregenzer wurden in der vergangenen Saison in der Regionalliga West solider Siebter. Der Anfang des Vereins, der im Jahr 1919 als FC Bregenz gegründet wurde, hatte aber mit Bewerbsspielen wenig zu tun. Im Gegensatz zur Hauptstadt der jungen Republik, wo schon längst Meisterschaften ausgetragen wurden, begnügte man sich bis 1927 mit Freundschaftsspielen gegen Vereine aus der Region Bodensee. Nach dem Einstieg in den Bewerbsfußball etablierten sich die Bregenzer schnell als ernstzunehmender Gegner. Auf Betreiben der französischen Besatzungsmacht wurde der Verein nach dem zweiten Weltkrieg als Schwarz-Weiß Bregenz neu gegründet. Man spielte gefällig und erfolgreich, konnte so in der Saison 1954/55 erstmals in der Staatsliga mitspielen. Nach einer Saison stieg man ab und verdingte sich in der zweithöchsten Spielklasse. Getrieben von Ambitionen fusionierte man 1973 mit dem FC Bludenz und spielte bis 1979 als FC Vorarlberg. Danach folgten lange Jahre als IG Bregenz/Dornbirn, bis 1987 die Fusion gelöst wurde und Casino als Haupt- und Namenssponsor einstieg. 1999 konnten die Bregenzer in die Bundesliga aufsteigen, mussten sich 2002/03 aber fast wieder aus dieser verabschieden. Es folgten nach der erfolgreichsten Saison 2004/05, die man an fünfter Stelle beendete, turbulente Jahre.

DIE ALTE LEIER

Nach dem Fast-Abstieg 2003 zimmerte Trainer Regi van Acker eine tolle Truppe, die in der Meisterschaft überzeugend auftrat. Das Problem war, dass der Kader immer teurer wurde und Präsident Grill fast die gesamte Truppe im Sommer austauschte, ohne jedoch großartig auf Geld zu achten. Im Erfolgsteam befand sich damals unter anderem Axel Lawareé und Spieler dieser Kategorie hatten viel zu überzogene Gehälter. So spielten die Vorarlberger nach der Zaubersaison im Jahr davor gegen den Abstieg. Der langjährige Hauptsponsor Casinos Austria zog sich zurück, die engstirnige Herrschaft von Präsident Grill endete in einem sportlichen und finanziellen Desaster, so dass oben erwähntes Spiel zwischen Salzburg und Bregenz gleichsam das Abschiedsspiel für zwei Konstanten in Österreichs Fußball war. Überzogene Vorstellungen von Erfolg, Misswirtschaft und ein eigenmächtig agierender Präsident stürzten nicht zum ersten Mal einen Verein ins Unglück. Aber während Quehenberger die Seele der Salzburger Austria an Red Bull verkaufte, schien es so, dass die Lichter in Bregenz für immer ausgehen würden.

EIN EINSAMER RETTER

Es ist Wolfgang Glatz, einem Bregenzer Urgestein zu verdanken, dass es in Bregenz weiterhin Fußball im Sinne von Schwarz-Weiß gibt. In einem arbeitintensiven Sommer und unter Mithilfe des Vorarlberger Fußballs konnte der am 9.März dieses Jahres verstorbene Funktionär den schwarz-weißen Spirit am Leben erhalten. Als SC Bregenz spielten von nun an die Amateure der ehemaligen Bundesligamannschaft in der zweiten Landesliga. Die Rückkehr in die Regionalliga ermöglichte aber erst die Kooperation mit dem Schweizer Getränkehersteller Rivella im Jahr 2006. Die Konkursmasse machte sich auch erstaunlich gut und stieg sowohl 2006 als auch 2007 auf. Jan Ove Pedersen führte den blutjungen Kader in die Regionalliga West. Seit 2007 hält sich nun der Rivella SC Bregenz in der Regionalliga. Aufstiegsambitionen gibt es zwar, einzig der rettende Hauptsponsor könnte zum Problem werden.

VORM ARLBERG „RIVELLA“, DAHINTER „ALMDUDLER“

Der Schweizer Hersteller der auf Milchsäure basierenden Kräuterlimo hat wenig Interesse an einem Aufstieg in die Heute-Für-Morgen-Erste-Liga, auch wenn man vor allem den fanatischen Bregenzer Fans seit 2009 mit neuen schwarz-weißen Heimdressen entgegenkommt und sogar eine Aufnahme des ehemaligen Namens in den des heutigen Vereins positiv gegenübersteht. Der Sponsorumfang, der mittlerweile um die 50 Prozent des Gesamtbudgets ausmachen dürfte, ist derzeit noch zu hoch, um ein sinnvolles Planen Richtung Profifußball anzugehen. Dennoch scheint mit der immer wichtigen und speziell 2005 überlebenswichtigen Nachwuchsarbeit eine Basis gegeben zu sein, langfristig finanziell breiter aufgestellt zu sein. Dabei hinderlich könnte sein, dass es seit September 2010 keinen Obmann gibt, man scheint mit dem Status Quo zufrieden zu sein.

Die ehemalige Nummer Eins im Ländlefußball hat in den letzten Jahren durch den Konkurs seine Vormachtstellung im westlichsten Bundesland eingebüßt, man musste die beiden Lustenauer Vereine sowie die alten Partner aus Dornbirn und den Emporkömmling aus Altach vorbeiziehen lassen. Sollte jedoch mit einem Schuss mehr Realismus der Aufstieg möglich sein, wird die Landeshauptstadt wohl wieder in Scharen zu ihren Schwarz-Weißen ziehen.

Georg Sander, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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