Die Unruhe in der höchsten Amateurliga der westlichen Bundesländer wird nicht kleiner. Von Weiterentwicklung und Verbesserungen ist man nach der Fast-Aufkündigung des RLW-Vertrages durch... „Schwindlig“ – warum sich die Regionalliga West im Kreis dreht

SV Austria Salzburg Logo, WappenDie Unruhe in der höchsten Amateurliga der westlichen Bundesländer wird nicht kleiner. Von Weiterentwicklung und Verbesserungen ist man nach der Fast-Aufkündigung des RLW-Vertrages durch den TFV, dem Ruf nach alten Spielmodi und dem geforderten Ligaausschluss von Austria Salzburg weit entfernt. Analyse und Ausblick.

Der Direktaufstieg für Regionalligisten ist wie vereinbart beschlossen. Dass hierbei allerdings weiterhin ein Regionalliga-Meister auf der Strecke bleiben wird, passt zu den letzten Entwicklungen der höchsten Amateurliga im Westen Österreichs. Wurde zuvor noch hinter vorgehaltener Hand über Missstände und Nachteile gesprochen, die ein Aufstieg in die Regionalliga für einen Verein mit sich bringt, war mit dem Aufstieg von Austria Salzburg vor allem von Tiroler Seite die Zeit reif sich „Luft zu machen“.

Leere Kassen, fehlende Auflagen

TFV-Präsident Sepp Geisler deklarierte es oft als „Anstoß für ein Umdenken“ der Verbände aus Vorarlberg und Salzburg. In Wahrheit war das NEIN aus Tirol zur Regionalliga im März 2012 ein Hilferuf. Speziell für die kleineren Vereine aus der Tiroler Landeshauptstadt war das Abenteuer RLW immer ein „Kampf ums Überleben“. Ein Aufstieg aus der Landesliga in die Regionalliga erhöht die Kosten für Auswärtsfahrten und senkt in den meisten Fällen die Zuschauerzahlen durch das Fehlen von Lokalderbys und Gästefans. Diese einfache Rechnung, die jeder Funktionär eines Regionalligaklubs kennen sollte, bilanziert gemeinsam mit höheren Kosten für die Mannschaft und ohne gleichzeitig erhöhte Sponsorenbeträge negativ. Doch das Fehlen einer Kontrollinstanz erlaubt es auch Vereinen, die diese Kosten niemals stemmen können, aufzusteigen. Eine Lizenzierung in Sachen Platzgröße und Infrastruktur ist den Verbänden überlassen und kann über Ausnahmeregelungen teilweise komplett umgangen werden. So ist es auch möglich auf einem Platz zu spielen, der normalerweise nicht einmal für die Landesliga zugelassen ist. Was sofort zum nächsten „Problem“ führt.

Ausschluss statt Lösung

In der Regionalliga West gibt es vergleichsweise wenige Vereine die von einer aktiven Anhängerschaft begleitet werden. Austria Salzburg ist einer davon. Bereits vor dem Aufstieg der Violetten wurde in den Vorarlberger und Tiroler Medien vor den „Hooligan Horden“ gewarnt und die wildesten Ausschreitungen prognostiziert. So wurde vom Verband der Spielplan verändert und beschlossen das erste Spiel der Salzburger im Schnabelholz Stadion in Altach auszutragen – das noch immer Bundesligaauflagen erfüllt. Hier kam es aufgrund eines Becherwurfs nach dem Spiel zu einer Eskalation von Seiten der Einsatzkräfte, die in keinem Verhältnis zur Tat stand. Doch Presse, Verbände und nicht zuletzt die Behörden hatten ihre Bestätigung. Die Auflagen für die zu Hochsicherheitsspielen erklärten Begegnungen der Salzburger Austria in Tirol und Vorarlberg suchten ihresgleichen und wurden für die Vereine trotz erhöhter Zuschauerzahl fast ausnahmslos zum Minusgeschäft.

Der Salzburger Fußballverband hatte bereits zahllose Spiele der Austria auf kleineren Plätzen anstandslos über die Bühne gebracht, doch Vereine und Verbände der RLW diskutierten lieber über einen Ausschluss anstatt gemeinsam den Weg zu den Behörden zu gehen. Dies führte zu mehreren Geisterspielen und Anträgen des TFV und einzelner (Tiroler) Regionalligavereine, die Austria auszuschließen. Vor wenigen Wochen wurde der aktuellste Antrag von den beiden anderen Verbänden abgelehnt.

Die Unwirtschaftlichkeit der Liga und die Probleme mit den Gästefans der Salzburger genügten dem TFV und seinen Vereinen zur Kündigung des RLW-Vertrags. Doch man hatte bereits eine Alternative in der Schublade.

Alternative und „Initialzündung“

Das Problem der Unwirtschaftlichkeit wollte der TFV mit einem Klassiker lösen – dem Playoff. Kurz zusammengefasst – nach derzeitigem System der zweiten Spielklasse wären insgesamt drei Aufstiege nötig um effektiv eine Liga aufzusteigen. Nach einer Hinrunde in der Landesliga bekommen die besten (3) Teams aus jedem Bundesland die Möglichkeit in einer gemeinsamen Rückrunde den Meister und damit den Teilnehmer der Relegationsspiele zu ermitteln. Kurzfristig erhöhten  Zuschauerzahlen (die sich mit einer wertlos gewordenen Rückrunde für die Landesliga-Nichtaufsteiger relativieren) und den gesparten Kosten stehen eine gravierende sportliche Entwertung und die Planungsunmöglichkeit einer solchen Liga entgegen. Kein Wunder also, dass dieser Modus von den anderen Verbänden nie ernsthaft in Betracht gezogen wurde.

Doch mit dem Beschluss des ÖFB-Präsidiums im Dezember 2012, den Direktaufstieg für die Regionalligisten mit der Saison 2014/15 einzuführen, war alles auf einmal vom Tisch. Der TFV lenkte ein und ließ sich als Initiator des Umdenkens feiern.

So viel hatten die Funktionäre, Spieler und Fans der Amateurklubs erwartet, letztlich wurden sie enttäuscht. Die Relegation bleibt erhalten, die Meister (zumindest 2) können weiterhin nicht direkt aufsteigen. Den größten Hoffnungsschimmer erzeugt die angedachte Lizenzierung der (potenziellen) Regionalligisten.

„Däumchendreh‘n“ beim ÖFB

Allen Landesverbänden ist es möglich in einem gewissen Rahmen eigene Reglementarien und Modi (z.B. im Nachwuchsfußball) aufzustellen und zu überwachen. Dies ist aufgrund lokaler Begebenheiten und Unterschiede nötig und so auch zu begrüßen. Allerdings sind in den Regionalligen mehrere Landesverbände zu Regionalligakommissionen zusammengeschlossen, in denen die Verbandsvertreter ihre Interessen und die ihrer Vereine vertreten müssen – und hier kommt es zu Problemen. Auch weil die Regionalligakommission in diesem Fall eine zu große Entscheidungsgewalt hat. Österreichweit geltende Vorgaben (wie eine Lizenzierung der Regionalligaklubs) sind es, die viele dieser Probleme lösen könnten. Eine zentral geleitete Regionalliga, die den ÖFB nicht nur als letzte Instanz nutzt, sondern als neutrale Entscheidungsgewalt die die einzelnen Kommissionen ersetzt, wäre eine Möglichkeit die Regionalliga West aus dieser immer wiederkehrenden Pattsituation zu befreien.

Sollte nach dem großen Thema Direktaufstieg wieder der Alltag einkehren, werden dieselben Diskussion in Kürze wieder ausbrechen können. Und aus den Landesverbänden gibt es auch keinerlei Anzeichen, die das Gegenteil vermuten lassen. So hat die WSG Wattens bereits ein Geisterspiel gegen Austria Salzburg angekündigt. In Vorarlberg spricht VFV-Präsident Horst Lumper im Rahmen der Gerüchte um die Zukunft des FC Lustenau vom „Wunschszenario Lizenzverkauf“, während dieses Szenario in Salzburg mit dem FC Liefering und Anif bereits traurige Realität geworden ist – ohne Kommentar des Salzburger Fußballverbands.

Fazit

Die höchste Amateurliga unseres Landes ist auf dem Scheideweg, ähnliche Probleme wie im Westen hört man aus der Regionalliga Mitte. Auch nach beschlossenem Direktaufstieg bleibt alles vorwiegend beim Alten. Es bleibt bei einer, bis auf die Aufstiegsmodalitäten, gut funktionierenden und sportlich wie wirtschaftlich herausfordernden Liga. Doch so lange ein unzufriedener Landesverband dieser Liga jederzeit den Stecker ziehen kann bleibt es ein misstrauischer Frieden – und je eher der ÖFB für klare Verhältnisse sorgt desto schneller können sich Vereine, Spieler und Fans wieder auf das wesentliche konzentrieren.

Benjamin Fogarasi, abseits.at

Benjamin Fogarasi

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