Show und Spektakel als Ziel: Wiener Sportklub schlittert in ein 1:12-Debakel gegen RB Salzburg
Sonstiges 25.September.2014 Daniel Mandl 0
Während der sonntägliche Gegner Rapid in zwei Cupspielen nur zwei Tore erzielte und dabei einmal in die Verlängerung musste, schoss Red Bull Salzburg in den ersten beiden Cuprunden zwei Regionalligisten mit insgesamt 22 Toren vom Platz. Das Aufeinandertreffen mit dem Wiener Sportklub war ein Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn ein spielerisch klar unterlegener Amateurverein mit einem Spitzenklub „auf Augenhöhe spielen“ will.
Der Sportklub ging mit großer Freude und vor allem offenem Visier in das Spiel gegen den amtierenden Doublegewinner. Symptomatisch für diese Einstellung waren das Pressing und die Defensivausrichtung des Teams. Die Schwarz-Weißen pressten recht hoch in einem 4-4-2-System, in dem die Sechser vor der etatmäßigen Viererkette attackierten, mit Günes und Pollack die zwei offensivsten Spieler auf die Ballführenden gingen und die Flügelspieler nicht einrückten, sondern weit außen blieben.
Rolle der Flügel
Dass die Flügelspieler nicht einrückten hatte vermutlich den Grund, dass der Sportklub nach Ballgewinnen möglichst schnell auf die Flügel spielen wollte und durch die Pressingformation die Wege für die Flügelakteure kürzer wären. Sie müssten so quasi nicht mehr aus einer zentraleren Pressingposition nach außen rücken und sich auf Flankenläufe konzentrieren. Dies gelang dem Sportklub in der ersten Halbzeit sogar ein paar Male.
Pollack trifft für den Wiener Sportklub
Wenn die Dornbacher gefährlich wurden, dann wurden sie dies in der ersten halben Stunde durch Diagonalpässe auf Semsudin Mehic, der sich durchaus etwas zutraute. Bis zum Tor durch Rafael Pollack hatte der Sportklub ein paar gute Momente und tat Salzburg interessanterweise sogar in Eins-gegen-Eins-Situationen „weh“. Ein ebensolcher Kraftakt bescherte Pollack das vielumjubelte 1:2, das den Tabellenzweiten der tipico Bundesliga aber umgehend aufweckte. Danach machten die Bullen keine Gefangenen mehr.
So schnell wie möglich
Der Sportklub ging mit einem 1:4 in die Pause und die Spielanlage änderte sich in der zweiten Halbzeit nicht sonderlich. Immer wieder wurden die Flügelspieler oder der häufig in Halbräume pendelnde Angreifer Yunes gesucht. Die Wiener versuchten ihre wenigen Aktionen so schnell wie möglich zum Abschluss zu bringen, stemmten sich in Ballbesitz stets auf hohem Tempo gegen die übermächtigen Salzburger. Die Elf von Trainer Jusits suchte in der Offensive keinerlei Kontrolle, sondern stürmte blind drauf los.
Brot und Spiele
Gelegentlich wurde man mit diesem Konzept gefährlich. Aber insgesamt betrachtet war das Primärziel offensichtlich dem Publikum eine Show zu liefern, ein Spektakel auf den Platz zu bringen und zu möglichst vielen Torchancen zu kommen, koste es was es wolle. So kann man gegen einen Topklub natürlich nicht spielen und so kassierte der WSK in der zweiten Halbzeit unglaubliche acht Treffer.
Nicht mit dem Umschaltspiel mitgekommen
Viele dieser Gegentreffer geschahen, weil die kurzen, schnellen Nadelstiche, die gesetzt wurden, früher oder später von den Salzburgern abgefangen werden konnten. Das Umschaltspiel liegt bereits in der Natur dieser Salzburger Mannschaft und das Mittelfeld bzw. die Flügelspieler des Sportklubs konnten mit Fortdauer des Spiels die aufrückenden Außenverteidiger nicht mehr bändigen. Nach Balleroberungen hatte Salzburg somit binnen kürzester Zeit, zumeist schon wenn der Ballführende auf Höhe der Mittellinie war, eine Überzahlsituation vor sich.
Wie im Park
Ohne Defensivkonzept schlitterte der Sportklub in ein desaströses 1:12. Erst in den letzten zehn Minuten war gelegentlich ein 4-2-3-1-Grundsystem bei Salzburger Ballbesitz zu erkennen. Ansonsten kam es gar nicht dazu, dass sich die Wiener formieren und gegen Salzburger Konter wappnen konnten, weil diese schlichtweg viel zu schnell von Defensive auf Offensive umschalteten. In einer seltsamen, aber unterhaltsamen Partie, die phasenweise den Charakter eines Parkkickerls hatte, kontrollierte Salzburg das Geschehen nicht mal im klassischen Sinn, sondern musste einfach wie im Training Aktionen zu Ende spielen.
Kurze, mangelhafte Phase der Bullen
Und dennoch hatte Red Bull Salzburg eine Phase, in der man als Beobachter vergeblich nach dem großen spielerischen Esprit der vergangenen Spielzeit suchte. Etwa zwischen der 10. und der 25.Minute wirkte Salzburg immer wieder ideenlos gegen eine zwischenzeitlich tiefer stehende Sportklub-Elf. Speziell das Spiel ohne Ball funktionierte nicht gut und auch die Pressingbemühungen auf sehr hohen Feldpositionen waren mangelhaft. Erst nach dem Anschlusstreffer und zugehörigem Auszucker des blinden Sportklub-Platzsprechers Roland Spöttling machte Salzburg das, wofür sie seit jeher bekannt sind – und zehn weitere Tore obendrauf.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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