SV Horn – der Aufsteiger und sein Traum von der Champions League
Sonstiges 17.Mai.2016 Martin Wallentich 0
Seit letztem Montag steht der SV Horn als erster Aufsteiger für die Erste-Liga-Saison 2016/17 fest. Dadurch, dass der First Vienna FC keine Lizenz in erster Instanz erhielt und auf eine Berufung gegen dieses Urteil verzichtet, haben die Waldviertler das Ziel Wiederaufstieg noch vor dem Ende um den Meistertitel erreicht. Doch man träumt bereits von mehr – Bundesliga & Champions League heißen die großen Ziele der Investoren.
Abstieg & Sommer 2015 – Japan findet den Weg nach Niederösterreich
Alles neu im Waldviertel hieß es zu Beginn der Saison. Nach drei Jahren in der zweithöchsten Spielklasse musste der SV Horn die Segel streichen und den bitteren Gang zurück in die Regionalliga verkraften. Am letzten Spieltag der sky go Erste Liga 2014/15 verlor man das entscheidende Spiel in Innsbruck mit 0:3 – die Tiroler durften in der Liga bleiben, während der SV Horn als Neunter abstieg.
Der Sommer danach stand im Zeichen des Umbruchs, der vor allem einen Namen hatte: Honda. Die japanische Familie um Milan-Star Keisuke Honda wählte die Provinzstadt im Waldviertel als Standpunkt großer zukünftiger Ziele aus und beteiligte sich folglich zu 49 % am Neo-Regionalligisten. Der Ferne Osten fand Einzug ins Waldviertel. Und das nicht nur finanziell. Insgesamt sechs japanische Spieler unterschrieben beim SV Horn, unter anderem mit dem aktuell verletzten Shuichi Gonda auch ein WM-Teilnehmer und mehrmaligen Teamspieler. Zudem sind mittlerweile sowohl der Obmann, Youji Honda, und der Trainer, Masanori Hamayoshi, aus Japan.
Dass mit diesem Schritt nicht alle einverstanden waren, liegt auf der Hand. So musste der Verein nach der Übernahme durch die Familie Honda viel Kritik einstecken. Dieses Problem gipfelte im März, als zuerst Trainer Hans Kleer mitten im Titelkampf das Handtuch warf und kurz darauf Sportdirektor Reinhard Vynhalek zurücktrat und verlautbarte, dass man sich nicht mit der Vereinsphilosophie identifizieren konnte. Dass man asiatische Neuzugänge Stammspielern, wie Tormann Philipp Petermann, vorzog, sorgte nicht nur bei letzterem für Unmut. Insgesamt dürfte eine der Herausforderungen der Zukunft sein, dass man Vereinsführung, Spieler und Fans einigt, statt weitere Konflikte zu schüren.
Die Mannschaft: Fernost-Kicker treffen nationale Talente
Durch den großen finanziellen Spielraum, war es im Sommer möglich, einen ausgeglichenen und für Drittligaverhältnisse überdurchschnittlich spielstarken Kader zusammenzustellen. Neben vielen Legionären, sind einige Profis bereits aus der Bundesliga bekannt. Besonders die Offensive mit Radovan Vujanovic, Stefan Rakowitz und Oliver Pranjic ragt hierbei heraus. Mit den insgesamt zehn Legionären und einigen jungen Talenten dürfte der Kader auch in der ersten Liga für Aufsehen sorgen.
Zudem beeindruckt die Mannschaft durch ihre enorme Konstanz. Nur drei Niederlagen in 27 Spielen musste man hinnehmen, zu Hause in der Waldviertler Volksbank Arena ist man ungeschlagen. Zusätzlich bilden 70 geschossene Tore den Spitzenwert der Liga, mit 25 Gegentoren ist man in Sachen defensive die Nummer 2. Etwas Luft nach oben ist hingegen bei den Zuschauerzahlen; der bisherige Schnitt von 1.166 Besuchern pro Heimspiel ist sogar unter jenem der letzten Regionalligasaison des Klubs in der Saison 2011/12.
Die Zukunft: Aufstieg, Bundesliga, Champions League?
Nachdem der Aufstieg feststeht, blickt man nun bereits Richtung Erste Liga. Mit dem Abstieg will man nichts zu tun haben; stattdessen man möchte sich in der Liga etablieren und mittelfristig den Aufstieg in die Bundesliga schaffen, was besonders bei einer möglichen Ligavergrößerung in den nächsten Jahren gelingen könnte. Andernfalls könnte man einen Weg wie der SKN St. Pölten einschlagen – über Konstanz zum Titel(-kandidaten).
Eines steht fest: Sollten die japanischen Investoren nicht die Lust am österreichischen Fußball verlieren, wird der SV Horn noch für Aufsehen sorgen, denn ein Klub aus dem Waldviertel mit japanischer Unterstützung wird ziemlich sicher bundesweit polarisieren, spätestens wenn es wirklich zu einem Aufstieg in die Bundesliga kommen sollte. Ob der Traum von der Champions League ein realistisches Unterfangen oder nur ein Hirngespinst darstellt, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.
Martin Wallentich, abseits.at
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Martin Wallentich
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