Der First Vienna FC 1894 hat trotz eines Heimsiegs gegen den Tabellenzweiten DSV Leoben die Zusammenarbeit mit Alexander Zellhofer beendet. Interimistisch übernimmt Amateure-Coach Mehmet... Trainerkarussell bei der Vienna: Wer folgt auf Alexander Zellhofer?

Der First Vienna FC 1894 hat trotz eines Heimsiegs gegen den Tabellenzweiten DSV Leoben die Zusammenarbeit mit Alexander Zellhofer beendet. Interimistisch übernimmt Amateure-Coach Mehmet Sütcü – aber was dann?

Kurioser Zeitpunkt

Am Freitag gewann die Vienna noch mit 1:0 gegen den damaligen Tabellenzweiten Leoben dank eines Elfers von David Peham und beendete die Serie von 14 ungeschlagenen Spielen sowie sieben Spielen ohne Gegentor der Steirer. Nur einen Tag danach, nämlich am Samstagmorgen, wurde das gesamte Trainerteam rund um Alex Zellhofer über dessen Entlassung von der Vereinsführung informiert. Auch die beiden Co-Trainer und Vereinslegenden Martin Lang und Jiri Lenko müssen gehen. Lang unterstützte Zellhofer seit seinem Amtsantritt 2020, Lenko kam nach Ende seiner aktiven Spielerkarriere 2022 (holte als Vienna-Kapitän den Titel in der Regionalliga Ost) in den Trainerstab hinzu. Alle weiteren Mitglieder des Trainerstabs, wie etwa Torwarttrainer Patrick Kostner, dürfen vorerst bleiben.

Verworrene Hintergrundgeschichte

Zellhofer kam 2018 in den Nachwuchs der Vienna, stieg 2020 zum Cheftrainer auf. Seine Jahre als Cheftrainer der Herren-Kampfmannschaft waren turbulent und doch sehr erfolgreich. Neben den beiden Meistertiteln in der Wiener Stadtliga und der Regionalliga Ost, die die Rückkehr in den Profifußball ebneten, gelang auch der sensationelle Einzug in das ÖFB-Cup-Viertelfinale in der Saison 2020/21.

Mit dem damaligen Sportdirektor Markus Katzer verstand sich Zellhofer gut, vieles erfolgte in enger Abstimmung. Den damals noch so unerfahrenen Trainer einzustellen, war definitiv ein mutiger Schritt von Katzer. Zwar war der Kader der Ligakonkurrenten meist überlegen, auf Kommando Meister zu werden ist und bleibt aber nirgends eine einfache Aufgabe. Zellhofer schaffte es zweimal (einmal wurde die Saison aufgrund der Pandemie abgebrochen; die Vienna war zu diesem Zeitpunkt klarer Tabellenführer). Unter dem Oberösterreicher gelang Blau-Gelb auch die beste Hinrunde eines Aufsteigers in der 2.Liga seit acht Jahren.

Als Markus Katzer zu Rapid wechselte, übernahm Andreas Ivanschitz. Dieser brachte Zellhofer wohl nie dasselbe Vertrauen entgegen, welches der junge Trainer von Katzer genoss. Ein 4-4-2 mit Raute – eine Idee von Ivanschitz – scheiterte krachend und die Vienna rutschte in der Rückrunde weit zurück. Mit einer weiteren Systemumstellung konnte man sich noch Platz sieben sichern.

Nachdem die Vienna 2023/24 sowohl in der Hin- als auch in der Rückrunde in den ersten vier Partien keinen Sieg holte, zog Ivanschitz die Reißleine. Aber wer soll es langfristig besser machen als Alexander Zellhofer?

Lotst Roland Schmid Barisic auf die Hohe Warte?

Möglicherweise der ehemalige Rapid-Cheftrainer Zoran Barisic. Der 53-Jährige wurde letzten November in Hütteldorf entlassen und ist seither vereinslos. Vizepräsident Roland Schmid wollte einst Rapid-Präsident werden und ist derzeit bei beiden Vereinen Sponsor. Im Herbst organisierte er mit IMMOunited bereits ein Testspiel zwischen den beiden Traditionsvereinen in Klosterneuburg. Am Donnerstag spielt die Vienna übrigens im Körner Trainingszentrum erneut ein Testspiel gegen Rapid. Schmid könnte hier seine Rapid-Connections einsetzen um seinen, laut Laola1, Wunschkandidaten zur Vienna zu lotsen. Die Entwicklung von Hedl, Sattlberger und Co. ist mitunter auch Barisic‘ Verdienst und auch bei der Vienna steht die Weiterentwicklung von Talenten im Fokus.

Bekommt Sütcü die Chance?

Talente weiterentwickeln kann aber auch Interimscoach Mehmet Sütcü. Der 34-Jährige hatte als Spieler gleich zwei Vienna-Engagements und übernahm im Jänner 2023 die Vienna Amateure von Roman Kienast und damit auch die Funktion des Nachwuchsleiters von Andreas Ivanschitz. Bis jetzt, also 14 Monate später, ist Memo Sütcü mit den Amateuren ungeschlagen und steht souverän an der Tabellenspitze der fünftklassigen 2. Wiener Landesliga.

Ob auf ein mutiges Projekt das nächste folgt, bleibt abzuwarten. Klar ist aber, dass zumindest unter Interimscoach Sütcü der eine oder andere Spieler, der unter Zellhofer kaum mehr zum Zug kam, eventuell eine neue Chance bekommt. Daniel Luxbacher, Luca Edelhofer oder Armin Gremsl kamen zuletzt zum Beispiel fast gar nicht mehr zum Zug. Oder auch ein paar seiner eigenen Schützlinge, die konstant bei den Vienna Amateuren überzeugen: Joel Kitenge oder Edin Huskovic kamen bereits sporadisch in der 2.Liga zum Einsatz. Edvin Ramic, mit 20 Toren in 18 Spielen einer der Talentiertesten, könnte der Nächste sein!

Ein weiterer Ex-Rapid-Trainer als Möglichkeit

Medial wird eine weitere Kult-Persönlichkeit ins Spiel gebracht – Dietmar Kühbauer. Auch Kühbauer war beim SK Rapid als Spieler und Trainer aktiv. Er betreute zuvor die Admira, den WAC und St. Pölten, verbrachte schließlich drei Jahre in Hütteldorf und später noch eine Saison beim LASK. Kühbauer bringt reichlich Erfahrung als Cheftrainer mit, diametral zu Memo Sütcü oder auch Ex-Coach Zellhofer. Die Vienna als Traditionsverein mit Aufstiegsambitionen und der 52-Jährige mit Erfahrung als Spieler und Trainer auf höchstem Niveau – auch das könnte passen.

Oder doch ein Wandervogel?

Der letzte Name, der derzeit in den Medien kursiert ist Alexander Schmidt und somit auch der einzige ohne Rapid-Vergangenheit. Der 55-jährige Deutsche erlebte in seiner Trainerkarriere schon einiges, begann bereits vor mehr als 15 Jahren im Nachwuchs von 1860 München. Über die U17, U19 und die zweite Mannschaft gelang ihm 2012 der Aufstieg zum Cheftrainer des Traditionsvereins. Weiters trainierte Schmidt noch Vereine wie Jahn Regensburg, Türkgücü München, Dynamo Dresden oder die Kickers Offenbach. In Österreich war er Cheftrainer beim SKN St. Pölten und im Nachwuchs von Red Bull Salzburg tätig. Seit Sommer trainiert er die U18 von Austria Klagenfurt.

Wie lang bleibt Sütcü?

Bleibt noch die Frage, ab wann der neue Coach sein Amt antreten wird. Da auch die beiden Co-Trainer entlassen wurden, liegt es nahe, dass der neue Trainer seine eigenen Assistenten installieren wird. Demnach ist wohl zeitnah mit einer Entscheidung zu rechnen, denn für die Vienna geht es in dieser Saison um nichts mehr. Man hätte also auch bedenkenlos mit Zellhofer bis Saisonende werken können. Nun gibt es die Möglichkeit für den neuen Trainer sich in Döbling einzuleben, Dinge auszutesten und dann in der Saison 2024/25 oben anzugreifen. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass dieser neue Trainer Mehmet Sütcü heißt, denn der junge Trainer ist derzeit im A-Lizenz-Kurs und wäre danach berechtigt auch Mannschaften in der 2.Liga zu trainieren!

Maximilian Dollinger, abseits.at

Maximilian Dollinger

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