In unserer neuen Serie widmen wir uns den Teams der “Heute für Morgen” Erste Liga. Die Hinrunde ist schon wieder Geschichte in der zweithöchsten... Trainerrochaden, Minuspunkte und die rote Laterne: Das war der Herbst des First Vienna FC

ViennaIn unserer neuen Serie widmen wir uns den Teams der “Heute für Morgen” Erste Liga. Die Hinrunde ist schon wieder Geschichte in der zweithöchsten Spielklasse Österreichs. Grund genug die einzelnen Teams der Ersten Liga etwas genauer zu beleuchten und auf die erbrachten Leistungen einzugehen. Im ersten Teil unserer Analyse beschäftigen wir uns mit dem ältesten Fußballvereins Österreichs, dem First Vienna Football Club.

Die leidige Lizenz

Dass die Vienna nicht mit großzügigen Investoren gesegnet ist, sollte nach etlichen Storys in Boulevardblättern bereits bekannt sein. Doch dieses Jahr ging es auch der Bundesliga zu weit. Bei der erstinstanzlichen Vergabe der Lizenzen für die Spielzeit 2013/14 blitzte die Vienna ab und musste sozusagen in die Verlängerung. Nach der Insolvenz des FC Lustenau in der vorherigen Saison, drückten die Verantwortlichen der Bundesliga wohl nicht mehr alle Augen inklusive Hühneraugen zu und verlangten Sicherheiten. Die Vienna beteuerte, dass nur ein paar Unterschriften von Sponsoren fehlten. Diese wurden innerhalb der Nachfrist eingeholt und somit bekam der älteste Fußballverein des Landes die Lizenz im zweiten Anlauf. Jedoch gab die Bundesliga der Vienna noch ordentlich eine mit: Der Strafsenat erteilte den Wienern eine Punktestrafe und eine saftige Geldstrafe.

Somit hätte die Vienna wegen Säumigkeit einiger Dokumente mit -5 Punkten in die Saison starten müssen. Nach einem  Einspruch wurde die Punktestrafe jedoch auf -3 Zähler reduziert. Somit wurde die Mission Klassenerhalt schon vor dem eigentlichen Saisonbeginn um einige Prozentpunkte schwieriger als geplant. Am Ende blieb die leidige Frage, ob diese Minuspunkte nicht hätten verhindert werden können.  Die Antwort brachten die Verantwortlichen selber, welche zugaben, Fristen “verschlafen” zu haben. Damit hatte man der Vienna keinen Gefallen getan. Die Bundesliga beobachtete die Döblinger sowieso schon mit Adleraugen und bekam dann einige Unterlagen nicht fristgerecht. Wer eins und eins zusammenzählen kann hätte ahnen können, dass das nicht gut gehen kann. Zusätzlich zur unnötigen Punktestrafe bekamen die Wiener auch noch eine Geldstrafe in fünfstelliger Höhe. Ein Betrag, welcher der Vienna auch noch zusätzlich finanziell schadete.

Wer drei Mal verliert, dem vertraut man nicht!

Ruhige Zeiten gibt es bei der Vienna wie bereits erwähnt selten, deshalb verwunderte es auch nicht, dass es im Sommer zu einigen personellen Veränderungen kam. Alfred “Fredl” Tatar verließ die Vienna in der Sommerpause um beim Bundesliga-Absteiger Mattersburg anzuheuern. Ein Karrieresprung welchen man dem “Fredl” nicht übel nahm in Döbling. Damit musste ein neuer Trainer bestellt werden, einige Namen wurden in den Raum gestellt. Am Ende wurde es eine interne Lösung. Obwohl Tatar ging, blieb es bei der Kombination aus Tatar und Fellner. Nur wurde Co-Trainer Gerhard Fellner zum Cheftrainer befördert und Markus Tatar, Bruder des Ex-Trainers, zum neuen Co-Trainer gemacht. Nach einer durchwachsenen Vorbereitung setzte es zu Beginn der Saison drei Niederlagen in Folge.

Nach zwei 1:4-Niederlagen gegen Hartberg und Altach, war nach der erneuten 0:3-Pleite gegen die Tatar-Elf aus Mattersburg Schluss für das Projekt Fellner. Ausgerechnet nach dem Spiel gegen seinen Ex-Chef Alfred Tatar verlor Fellner seinen Job und wurde beurlaubt. An seine Stelle trat Sportdirektor Kurt Garger. Somit endete das Projekt Fellner schon nach wenigen Wochen und muss am Ende als unglücklich bezeichnet werden. Die Nerven lagen bei den Verantwortlichen auf der Hohen Warte sichtlich blank. Einen neuen Trainer nach drei Niederlagen zu entlassen schien aber überhart, vor allem wenn man bedenkt, dass zwei verlorene Partien gegen zwei Favoriten um den Aufstieg eingefahren wurden.

Garger übernimmt

Ob Kurt Garger aus Mangel an Alternativen oder an liquiden Mitteln das Ruder bei der Vienna übernahm, kann aus der Ferne nicht beurteilt werden. Doch die ersten Wochen unter dem neuen Interimscoach verliefen sehr erfreulich für die Döblinger. Garger holte mit seiner Vienna in den ersten drei Partien sieben Punkte und brachte die Wiener wieder auf Kurs. Der Aufwärtstrend begann gegen die Austria Lustenau in der Ferne, wo man bei den Vorarlbergern einen Punkt ergattern konnte. Ein Woche später war der Aufsteiger aus Liefering in Döbling zu Gast. Die Salzburger waren perfekt in die Saison gestartet und hatten in den ersten vier Partien 16 Tore erzielt. Die Garger-Elf bekam in drei Partien dagegen insgesamt elf Gegentreffer. Eigentlich hatte die Vienna keine Chance, welche sie zu nutzen wusste. Der First Vienna Football Club gewann das ungleiche Duell gegen die Lieferinger mit 1:0 und erzielte somit den ersten Dreier der laufenden Saison. Auswärts gegen St. Pölten konnten die Wiener noch einen drauflegen. In einem aufregenden Spiel, mit drei roten Karten und zwei Elfmetern, gewann die Vienna am Ende mit 2:1 und feierte den ersten Auswärtssieg der Saison. Danach starteten die Herren von Kurt Garger eine Serie. Die nächsten neun Partien wurden abwechselnd verloren und gewonnen. Abschluss dieser Serie sollte der überraschende 2:0-Erfolg gegen Liefering in der Red Bull Arena sein. Somit blieb die Vienna in 180 Minuten gegen Liefering ohne Gegentreffer.

Danach zeigte die Leistungskurve aber wieder nach unten. In den folgenden fünf Matches konnten die Döblinger nur einen Punkt einfahren. Bitteres Detail am Rande. Aus drei Aufeinandertreffen gegen Parndorf und (2x) Horn, also direkte Konkurrenten um den Abstieg, wurde nur ein Zähler fürs Punktekonto generiert. Ein Fakt der den Wienern am Ende das Genick brechen könnte. Dazu kam eine äußerst bittere Heimniederlage gegen die Herren von St. Pölten. Die Vienna war über große Teile des Spiels, die Mannschaft mit mehr Spielanteilen. Verpasste es jedoch den Siegestreffer zu erzielen. Im letzten Moment verschenkte die Garger-Elf dann noch das Unentschieden und verlor unglücklich mit 1:2 vor heimischer Kulisse.

Nach einer einplanbaren Niederlage gegen formstarke Kapfenberger, ging es ins Burgenland zu den Kickern aus Parndorf. Dort zeigte die Vienna die mit Abstand schlechteste Leistung der Hinrunde. Gegen ebenso schlechte Parndorfer verlor die Vienna mit einer inferioren Leistung mit 0:2. Es folgte eine Heimpartie gegen Horn, wo die Vienna wieder durch ein spätes Gegentor mit 1:2 verlor. Manuel Hartl konnte in Minute 84 einköpfen und verhalf seinem Team somit zum 2:1-Auswärtssieg in Döbling. Pikantes Detail: Obwohl die Vienna bei Eckbällen tief steht und Masse im Strafraum schafft, werden die Eckbälle des Gegners immer wieder gefährlich. So geschehen beim Siegtreffer durch Hartl. Durch die fehlenden Spieler außerhalb des Strafraums fehlt bei der Vienna die Entlastung. Der Gegner bekommt nach einer erfolgreichen Klärung sofort den Ball zurück und von Kontern darf man bei dieser Taktik gar nicht erst reden. Zum Abschluss erreichte die Vienna noch ein Remis in der Ferne, ebenfalls gegen Horn und steht nach der Hinrunde auf dem letzten Tabellenrang. Ohne Minuspunkte würden die Döblinger auf Tabellenrang sieben überwintern. Rote Laterne made in Döbling, Vienna.

Michael Putz, abseits.at

Michael Putz

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