Die Voraussetzungen hätten unterschiedlicher nicht sein können: Der SV Scholz Grödig kam mit drei Siegen im Gepäck ins Stadion der Stadt Linz. Blau-Weiß hatte... Vom Gesetz der Serie und eigenverantwortlichem Tun – Blau-Weiß Linz holt ersten Frühjahrspunkt.

Die Voraussetzungen hätten unterschiedlicher nicht sein können: Der SV Scholz Grödig kam mit drei Siegen im Gepäck ins Stadion der Stadt Linz. Blau-Weiß hatte den Frühjahrsstart mit drei Niederlagen nach einem starken Herbst gehörig versemmelt.

Der Beginn war verhalten gewesen, nach 13 Minuten hatte Manuel Hartl die erste gute Chance, ehe die Salzburger nach einer halben Stunde aktiver wurden und aus der ersten Chance einnetzten. Joachim Parapatits wurde  in der 32. Minute gut eingesetzt und bezwang den blau-weißen Schlussmann David Wimleitner mit einem guten Schuss von der Strafraumgrenze.

Das Nachsetzen funktionierte mehr schlecht als recht, so dass die Linzer ausgleichen konnten. Zunächst prüfte Thomas Höltschl nach einer Flanke zufällig an den Ball gekommen die Statik des Gebälks von Andreas Schranz, dann trennte Grödig-Verteidiger Stefan Stangl Hartl sauber, fair und schön tackelnd an der Strafraumgrenze vom Ball. Der Ausgleich lag in der Luft und kam. Knapp vor dem Pausentee glich Hartl, von Thomas Höltschl intelligent eingesetzt aus, sein unwiderstehlicher Schuss vom Strafraum kugelte sich ohne Chance auf Abwehr im Netz (45.).

Biedere Gäste

Die neun Punkte aus drei Rückrundenspielen waren bereits vor dem Spiel zu relativieren gewesen. Die Gegner waren nämlich mit TSV Hartberg, FC Lustenau sowie dem First Vienna FC gerade die Nachzügler vom Tabellenende gewesen. Dementsprechend war auch die Spielanlage in Heimo Pfeifenbergers 4-4-2 gewesen. Ernst Öbster hätte zentral das Spiel leiten sollen und gemeinsam mit Thomas Salamon und Thomas Krammer die Sturmspitzen einsetzen sollen. Doch Diego Viana und Joachim Parapatits agierten oftmals tief aus der eigenen Hälfte kommend. Abgesehen vom Tor brachten die Gäste spielerisch allerdings wenig zu Stande. In der 64. und der 70. Minute hatten Krammer und Salamon zwei gute Freistöße von der rechten bzw. linken Strafraumecke.

Blau-Weiß mit Lerneffekt

„Wir waren sehr verunsichert“, gab Kapitän Konstantin Wawra nach dem Spiel zu Protokoll. In der Zentrale agierten dann noch dazu mit Thomas Höltschl (21) und Simon Piesinger (19) zwei eher unerfahrene Spieler. Der Spielaufbau klappte im Mittelfeld eigentlich gar nicht. Die junge Zentrale agierte zu hektisch, wurde auch von der gegnerischen Defensive gut gestört. Das führt zu einer interessanten Variante des „Mittelfeld-Überbrückens“. Philipp Huspek und Boris Arapovic, die auf den Außenbahnen spielten, rückten bei den weiten Bällen, die Goalie Wimleitner immer wieder vordrosch, quasi auf eine Linie mit Hassler und Hartl auf. Eingeübt war das nicht, wie Wawra nach dem Spiel sagte: „Das hat sich so ergeben.“ Schön zu sehen, wenn auch ein Team selbst auf die eigene Leistung und die des Gegners reagiert und taktische Kniffe auspackt.

Dadurch wurde der Spielaufbau weiter vorne begonnen, nach Eroberung des zweiten Balles. Das funktionierte gut und führte zu mehreren Halbchancen. Fast zum Sieg reichte es in der Schlussphase, nachdem Coach Thomas Weissenböck auf ein quasi 4-1-5 umgestellt hatte. Zunächst kam Harun Sulimani für Hassler (65.), dann nahm er den gelbgefährdeten defensiven Mittelfeldspieler Piesinger runter (80.), brachte den erfahrenen Bulgaren Svetozar Nikolov für die Offensivzentrale. Schließlich kam noch Aridane Tenesor (85.). Grödig hatte dem kaum noch etwas entgegenzusetzen. Arapovic scheiterte vor seiner Auswechslung vom Fünfer an Schranz (83.). Den anschließenden Corner kratzte Parapatis nach Huspek-Versuch vom kurzen Eck von der Linie. In der 89. Minute mussten Ione Cabrera und Schranz mit vereinten Kräften einen Gegentreffer verhindern.

Ein Wort zu Andreas Kollegger

Der 30-jährige Schlosser aus der Steiermark hatte schon in der 23. Runde bewiesen, dass ihm Spiele zeitweilig entgleiten können. Auf der Hohen Warte ließ er bei Vienna gegen LASK ein sehr hartes Spiel zu. Auf der Gugl machte der Schiedsrichter seine Sache zunächst passabel, zeigte nur dem Grödiger Außenverteidiger Thomas Zündl in der 22. Minute den gelben Karton. Nach einem harten Offensivfoul von Viana in der 59. Minute kam er aber mit der Intensität des Spiels nicht mehr zurecht. Den Anfang machte Piesinger mit einem harten Einstieg (70.) und der Gelben, dann entschied Kollegger fälschlicherweise auf Eckball, Wimleitner schmeckte das gar nicht – Karte. Wawra und Koll intensivierten das Spiel, sahen Karten (78., 87.), dann sah auch Tenesor noch wegen Meckerns die Gelbe (89.).  Dadurch aufgeheizt ließ sich Stangl in der Nachspielzeit zu einer Tätlichkeit hinreißen und wurde vom Platz gestellt, Schranz protestierte laut, sah keine Karte, dafür Cabrera. Pfeifenberger musste seinen Außenverteidiger mit einem gut hörbaren „Schleich di!“ vom Platz zitieren. Es fehlte schlichtweg eine klare Linie und die richtigen Worte, um das Spiel in der Schlussphase gut zu Ende zu bringen.

Stimmen, die man hört oder nicht

Thomas Weissenböck philosophierte nach dem Spiel über „einen Schritt raus aus der Krise“ und darüber, dass „am Ende auch drei Punkte nicht unverdient“ gewesen wären. Heimo Pfeifenberger war abseits.at gegenüber zu keiner Stellungnahme bereit, rauschte nach den obligaten Fernsehinterviews im Barcelona-Pulli Richtung Kabine. Im ebenfalls zur Situation befragten Fanlager der Blau-Weißen war man sich einig, dass der Herbst um einiges besser war als erwartet, die Verunsicherung nach den drei Niederlagen aber langsam verschwinde. Ein Fan gab quasi als Saisonziel aus, „den ASK noch zu ärgern oder zu überholen.“ Realistischer sah es aber Kapitän Wawra: „Acht Punkte aus 13 Spielen sollten machbar sein, mit 40 hatte man noch nie was mit dem Abstieg zu tun.“

abseits.at-Fazit

Die Grödiger brachten recht wenig Schlüssiges zusammen. Dennoch reicht die Qualität der Einzelspieler aus, auch mit einem Coach, der am Ende der Saison nicht mehr da ist, um im Mittelfeld der Ersten Liga mitzuspielen. Bei den Linzern war die Mittelfeldzentrale mit einem geordneten Spielaufbau überfordert. Dennoch konnten die verunsicherten Hausherren trotz Ausfällen (Red-Bull-Leihgabe Daniel Offenbacher) gegen Ende einige Chancen kreieren und werden mit der Portion Selbstvertrauen sicherlich bald den Klassenerhalt sichern können.

Übrigens: Für ein gemütliches Picknick ist die Pressetribüne des Linzer Stadions nicht unbedingt geeignet…

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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