Was kann die eingeschworene Halbprofitruppe aus Parndorf? – Trainer Paul Hafner im Interview
Sonstiges 20.Juli.2013 Benjamin Doppler 0
abseits.at lud den Trainer des Erste-Liga Aufsteigers, Paul Hafner, zu einem Interview ein. Der sympathische und bodenständige Burgenländer antwortete ausführlich auf die Fragen und gewährte einen Blick hinter die Kulissen.
Herr Hafner, die erste Cup-Runde wurde überstanden, jedoch war es ein Sieg auf Biegen und Brechen. Erst in der Nachspielzeit konnte der Sieg gegen den Underdog Leopoldsdorf fixiert werden…
Zunächst muss man einmal sagen: Im Cup ist es wichtig weiterzukommen, der Cup hat eigene Gesetze. Der Underdog in diesem Fall war der SC Leopoldsdorf, der alles in die Waagschale geworfen hat und die Zweikämpfe von Beginn an angenommen hat. Der Unterscheid war, dass Leopoldsdorf gleich von Beginn an unbedingt den Sieg wollte und wir es nicht derart ernst genommen hatten. Es war dann schwer in die Partie zu kommen, erst in der der zweiten Hälfte konnten wir das Spiel an uns reißen.
Hat man eventuell den Gegner ein wenig unterschätzt?
Ich habe ihn auf keinen Fall unterschätzt, ich habe vorab Informationen über die Mannschaft gesammelt und auch die Spieler vor einigen Gegenspielern gewarnt. Unterschätzt ist wohl der falsche Ausdruck, man hat den Gegner besser gesagt nicht ernst genug genommen.
Nun zu Ihnen: Nach den Saisonen 2006/07 und 2007/08 spielt der SC/ESV Parndorf wieder in der zweithöchsten Spielklasse Österreichs. Die Frage an Sie persönlich: Wie sehr freut es Sie, Trainer eines Erste-Liga-Verein zu sein?
Das ist natürlich ein Hammer, weil es immer mein Ziel war, Trainer zu werden. Das ist relativ rasch passiert. Ich habe vor ungefähr eineinhalb Jahren die Mannschaft übernommen – das war ursprünglich nicht geplant, ich wollte eigentlich noch in der Amateur-Mannschaft weiterspielen – nachdem Simon Knöbel gegangen war. Man sagte zu mir, ich soll die Mannschaft interimistisch übernehmen, da ich sie ja kenne. Und das hat gut funktioniert, daher bin ich jetzt immer noch Trainer. Vor einem Jahr haben wir aber groß umstrukturiert. Wir haben einige Profis, die nebenbei noch arbeiten…
…Halbprofis sozusagen…
… ja so kann man das auch sagen! Daher war auch nicht der Druck so da, obwohl man in Parndorf immer Druck verspürt, weil man immer gewinnen will und deswegen dürfte es so gut gelaufen sein. Es ist jedoch für mich ein Traum, gleich nach meinem ersten vollem Jahr aufzusteigen und ich werde alles daran setzen, dass Parndorf die Klasse hält.
Welche Gründe sprechen dafür, dass Parndorf die Liga hält? Ist es die zusammengeschweißte Truppe?
Ja, das wäre meiner Meinung nach, der erste Grund! Es sind zwar viele neue Spieler dabei, jedoch hat man 14 Feldspieler und einen Tormann behalten. Deswegen werde ich auf den Großteil der Mannschaft der letzten Saison auch heuer vertrauen, weil sie sich es verdient haben, in der Ersten Liga zu spielen. Und ich bin mir sicher, dass sie auch die nötige Qualität dazu haben. Es wird aber auch schwer genug werden.
Wie würden Sie die slowakische Neuerwerbung Martin Mikulic charakterisieren? Wird er der Ersatz für Jailson sein?
Ja, er wurde statt ihm geholt. Wir haben ihn schon länger auf der Liste. Bei einem Testspiel gegen Sturm Graz überzeugte er uns, jedoch hatte er noch einen laufenden Vertrag, daher klappte es erst heuer mit der Verpflichtung. Der Star ist aber die Mannschaft! Er ist ein sehr wuchtiger Spieler,der den freien Raum sucht und stark im Abschluss ist. Er hat zudem auch die Klasse, den entscheidenden Pass zu spielen.
Eine Besonderheit ist auch der Halbprofibetrieb beim SC/ESV Parndorf. Wie kam es dazu?
Wir haben acht Spieler, die 30-40 Stunden in der Woche arbeiten – im Büro oder in der Bank etwa – zudem noch drei Studenten. Sie müssen natürlich den ganzen Tag an die Arbeit denken, daher sind sie manchmal nicht voll und ganz bei der Sache, wenn es ans tägliche Abendtraining geht. Den Halbprofibetrieb haben wir auch letztes Jahr gehabt und trotzdem den Aufstieg geschafft. Es wäre auch den Spielern gegenüber nicht fair gewesen, ihnen zu sagen, dass sie ihre „Tagesjobs“ jetzt kündigen müssen. Wir hätten dann auch die komplette Mannschaft umbauen müssen, da nicht jeder so einfach kündigen kann. Der Halbprofibetrieb ist aber sicherlich ein Wagnis, da alle anderen Vereine auf einen Profibetrieb setzen.
Wie sieht es mit der Infrastruktur aus? Muss sich Parndorf verstecken?
Nein, ganz im Gegenteil. In der Regionalliga Ost waren wir top und auch in der ersten Liga brauchen wir uns nicht zu verstecken. Klar, Vereine wie St. Pölten haben ein Stadion, das unseres in den Schatten stellt. Wir haben ein gutes Flutlicht und einen Rasen, der ausreichend gut ist, wenn auch sicher nicht der Beste. In puncto Stadion mache ich mir also keine Sorgen.
Stichwort Rasen: Der SV Mattersburg hatte bisher den besten Rasen Österreichs. Und auf ebendiesem Rasen wird der SVM in der neuen Saison auch gegen Parndorf antreten. Wie schätzen Sie den „großen Bruder“ aus dem Burgenland ein? Die Mannschaft blieb ja zum Großteil zusammen.
Das ist richtig und wird sicherlich kein Nachteil sein. Mit Patrick Bürger hat man einen Stürmer, der Spiele allein entscheiden kann – das muss man ehrlicherweise festhalten. Als größten Aufstiegskandidaten möchte ich Sie aber nicht bezeichnen – vielmehr präsentiert sich der SCR Altach als Top-Aufstiegsaspirant. Mattersburg sagte selbst „nur“, dass sie um den Aufstieg mitspielen wollen um Druck von der Mannschaft zu nehmen, was auch so richtig ist, es ist ja immerhin Neuland für den SVM. Ich bin mir sicher, dass Mattersburg vorne mitspielen wird. Mit Alfred Tatar haben sie einen Trainer, der gut ist und den ich sehr schätze. Der Abstieg war sowieso traurig genug für das Burgenland.
Was ist wohl der schwierigste Schritt von der RLO in die Erste Liga?
Die Lizensierung wurde verschärft und nicht jeder Verein kann die Vorgaben innerhalb einer Saison erfüllen. Der Fernsehturm etwa muss vergrößert werden und auch das Flutlicht muss verbessert werden. Wir hatten schon damals ein besseres Flutlicht installiert als wir das Stadion renoviert hatten, daher mussten wir beim Aufstieg nichts verändern. Das kostet alles viel Geld und nicht jeder Verein kann diese Vorgaben sofort finanziell erfüllen.
Das Interview führte Benjamin Doppler
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