wechselpass.at-Gründer Peter Schögler im Interview: Mit zwei Klicks zum Probetraining
Sonstiges 6.Juni.2015 Stefan Karger 0
Da gerade in Amateurligen das Scouting nicht so professionell betrieben werden kann, wie in den Profiligen, haben Vereine in den unteren Klassen immer wieder Schwierigkeiten passende Spieler für ihre Mannschaften zu finden. Auch für Amateurkicker ist die Anbahnung zu möglichen Interessenten oft mit großem Aufwand verbunden, da oft die Motivation sich auf die Suche zu begeben, oder der Mut sich anzubieten fehlt. Diese Lücke wollen die wechselpass.at-Gründer Peter Schögler und Stefan Fuchs mit ihrer neuen Plattform schließen, die sowohl den Vereinen, als auch den Spielern einen Mehrwert liefern soll.
abseits.at: Hallo Peter, kannst du uns kurz beschreiben, worum es bei wechselpass.at geht?
Peter Schögler: Ich hole ein wenig aus, um unsere Grundidee dahinter zu erklären. Nachdem wir beide (Anm. Peter Schögler und Mitgründer Stefan Fuchs) ehemaliger Kicker sind und das jährliche Problem mit den Transfers kennen, sind wir auf die Idee gekommen das Ganze zu digitalisieren, beziehungsweise in Richtung Partnervermittlung zu planen und aufzubauen. Grundproblem ist bei den Spielertransfers immer die Kontaktaufnahme. Spielern fehlt teilweise der Mut oder die Motivation den Kontakt zu einem interessanten Verein herzustellen und sich anzubieten. Und auch bei Vereinen hört man immer wieder, dass Spieler gesucht werden, teilweise aber der Kontakt fehlt und die richtigen Spieler schwer herausgefiltert werden können. Mit wechselpass.at soll es Spielern und Vereinen (in weiterer Zukunft sind auch Trainer miteingeplant) ermöglicht werden, sich online mit einem Facebook-ähnlichen Profil zu präsentieren und Vereine auf sich aufmerksam machen. Vereine können mithilfe eines speziellen Suchsystems nach wichtigen Attributen wie Größe, höchste bisherige Liga, aktuelle Liga, Haupt- und Nebenpositionen filtern, erhalten dabei eine Anzahl an Spielern, die sie mit nur zwei Klicks zu einem Probetraining einladen, oder einfach kontaktieren können.
abseits.at: In welchen Bereichen haben du und Mitgründer Stefan Fuchs vorher gearbeitet?
Peter Schögler: Stefan studierte nach seiner Matura Sportmanagement in Erding und arbeitete nebenbei immer wieder im Marketingbereich. Ich arbeitete nach meiner HTL Matura in der Softwareentwicklung und studiere seit eineinhalb Jahren Softwareentwicklung und Wirtschaft an der TU Graz.
abseits.at: Was waren die größten Herausforderungen bei der Verwirklichung des Projekts?
Peter Schögler: Wir wollten die Idee von Anfang an professionell umsetzen, das heißt die gesamte Webseite sollte sowohl funktional, als auch optisch professionell wirken. Dabei mussten wir natürlich Kapital aufbringen. Nach einigen Gesprächen konnten wir aber eine Werbeagentur (Conversory) und den Sportmanager Mag. Herwig Straka von unserer Idee überzeugen und als Gesellschafter dazu gewinnen. Eine weitere Herausforderung war bzw. ist es noch immer, im österreichischen Markt bekannt zu werden und erste Adresse bezüglich Spielertransfers zu sein. Dabei war es auch nicht sehr einfach ein möglichst simples, faires und transparentes Preismodell anzubieten und vor allem Vereinsvorstände davon zu überzeugen.
abseits.at: Das führt uns gleich zu unserer nächsten Frage. Wir wird sich die Seite finanzieren? Müssen die Spieler, oder die Vereine für ihre Anfragen/Profile etwas bezahlen?
Peter Schögler: Grundsätzlich planen wir mit drei Einnahmequellen: Werbung, Online-Shop, Transfers.
Wir bieten über einen sehr kleinen Online-Shop spezielle Produkte an und wollen uns nicht mit einem Sportartikelhersteller messen. Dabei haben wir beispielsweise eine Kooperation mit sansirro. Wir haben dafür einen eigenen Designer zur Verfügung gestellt bekommen, mit dem sich jeder seine Sportkleidung selbst designen kann.
Für registrierte Spieler gibt es keine Kosten. Die gesamte Seite lebt von der Anzahl und Qualität der vorhandenen Fußballer. Für Vereine wird seit etwa drei Wochen unser Preismodell schlagend.
Zu den Transfers: Für Spieler gibt es auch hier keine Kosten. Vereinen soll ein faires Modell zur Verfügung stehen. Dieses setzt sich aus einer Jahresgebühr und einer Transferpauschale zusammen, die je nach Liga unterschiedlich ist. Somit soll ein Verein nur im Erfolgsfall eine Transferpauschale abgeben müssen.
abseits.at: Wie viele Vereine und Spieler haben sich bei euch bereits registriert? Weißt du vielleicht, wie viele Transfers ungefähr über euer Portal abgewickelt wurden?
Peter Schögler: Derzeit haben wir genau 1105 Benutzer in unserer Datenbank, welche österreichweit verstreut sind. Davon sind 930 Spieler und 108 Vereine – das deckt sich jetzt nicht genau mit der User-Anzahl, da hier Benutzer dabei sind, welche noch nicht aktiviert wurden.
abseits.at: Die Spieler können ja anonym Profile bei euch anlegen. Ist die Gefahr nicht vorhanden, dass sie, wenn sie ihre Leistungsdaten eintragen (z.B. Regionalliga Mitte, 14 Tore, 3 Assists), diese Anonymität verlieren und ihr derzeitiger Verein bemerkt, dass sie auf der Suche nach einem neuen Klub sind?
Peter Schögler: Wenn sich ein Spieler registriert, wird er sofort aktiviert, das heißt er muss nach der Registrierung die für uns wichtigen Daten (z.B.: Liga etc.) angeben, da die Seriosität verlorengehen würde, wenn Namen oder Fotos nicht echt erscheinen. Im Zuge dieses Prozesses kann der Spieler aber aus einer Liste von allen österreichischen Vereinen auswählen, für welchen Verein er auf dem Portal unsichtbar bleiben soll. Diese Vereine können den Spieler auch mit der Suchfunktion nie finden. Mit diesem Vorgehen schaffen wir es, dass der Spieler alle seine Daten angeben kann (was für Vereine ja sehr hilfreich ist) ohne dabei zu befürchten, dass der eigene Verein oder der Nachbarverein auf sein Spielerprofil stoßt.
abseits.at: Ihr habt Spielerberater Dr. Michael Becker als Testimonial auf eurer Seite, der ja unter anderem Hochkaräter wie Michael Ballack und AS-Roma-Legionär Miralem Pjanic vertritt. Becker sieht die Möglichkeit junge Talente auf eurer Plattform zu entdecken. Gibt es einen jungen Kicker, der über euch den Weg in den Profifußball schaffte, bzw. weißt du ob es schon einige Kontaktaufnahmen aus dem Ausland gab?
Peter Schögler: Da wir mit unserer Plattform noch recht neu am Markt sind und nur österreichische Vereine vertreten sind, gibt es noch keine Kontaktaufnahmen aus dem Ausland. Derzeit kommen aber immer mehr junge Kicker auf unsere Plattform, die aktuell in einer Regionalliga spielen. Daher ist es durchaus wahrscheinlich, dass es in Zukunft zu Transfers von einer Amateur- in die Profilliga kommen wird.
abseits.at: Wie kam eure Idee anfangs bei den Vereinen an? Schätzen sie die alternative Möglichkeit Spieler zu finden, oder ist die Angst groß, dass ihnen selbst Talente auf diesem Weg abhandenkommen.
Peter Schögler: Wir haben vor ein paar Monaten aufgrund einer Gewinnspielauflösung und um Feedback einzuholen mit einigen bereits registrierten Vereinen telefoniert. Das Feedback war dabei durchaus positiv. Eigentlich gab es diesbezüglich keine Bedenken. Leistungsstarke Spieler werden immer Angebote von anderen Vereinen bekommen. Ich sehe unsere Plattform eher als Chance für Vereine sich noch passendere Spieler zu holen und recht schnell Kontakt mit solchen aufnehmen zu können.
Seit dem 1. April wird seitens des ÖFB Regulativs keine Spielervermittler-Lizenz mehr benötigt. Findet eine Vermittlung statt, dann muss der Vermittler jetzt nur mehr eine Vermittlungserklärung an den ÖFB schicken, indem er ein paar Punkte offenlegen muss, unter anderem das Honorar. Aus diesem Grund ist anzunehmen, dass jetzt die Tür für eher unseriöse Tätigkeiten/Vermittlungen geöffnet worden ist und Vereine noch weniger dagegen geschützt sind. Da wir als professioneller und seriöser Anbieter in diesem Gebiet tätig sind, ist es ein Grund mehr, sich die Plattform als Vereinsfunktionär mal genauer anzusehen.
Wir mischen uns auch nicht in Transferverhandlungen ein, sondern agieren stets als Access Provider.
abseits.at: Wie soll sich wechselpass.at in Zukunft weiterentwickeln, welche Schritte sind geplant?
Peter Schögler: Wir wollen österreichweit auf jeden Fall erste Ansprechstelle in Bezug auf Transfers sein. Wie bereits angesprochen soll die Plattform um Trainer erweitert werden und auch eine App (Spieler nutzen fast nur ihre Smartphones) zur Verfügung stehen, mit der Push-Notifications möglich sind und die Kontaktaufnahme noch schneller gehen soll. Wir wollen unbedingt auf das Feedback der Vereine eingehen und gemeinsam mit den Vereinen die Website verbessern, jungen Talenten die Chance geben, in eine höhere Liga zu wechseln, Vereinen die Chance geben, optimale Spieler zu verpflichten und damit insgesamt die Qualität und Konkurrenzfähigkeit des österreichischen Fußballs steigern.
Stefan Karger, www.abseits.at
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