Über kaum einen anderen Rapid-Spieler wird so viel diskutiert, wie über den aktuellen Kapitän. In der kommenden Zeit werden diese Diskussionen vermutlich noch weiter... Stefan Schwabs Leistungsdaten im Vergleich mit der Liga-Spitze

Über kaum einen anderen Rapid-Spieler wird so viel diskutiert, wie über den aktuellen Kapitän. In der kommenden Zeit werden diese Diskussionen vermutlich noch weiter zunehmen, da Stefan Schwabs Vertrag beim SK Rapid kommenden Sommer ausläuft und eine Verlängerung im Raum steht. Wir wollen in diesem Artikel nüchtern Stefan Schwabs Leistungsdaten betrachten und mit anderen bekannten Akteuren aus der Bundesliga vergleichen. Alle Grafiken stammen von Wyscout S.p.a.

Grundverschiedene Wahrnehmungen

Im Austrian Soccer Board stößt man auf stets auf vielfältige Meinungen, wenn man sich ein Bild von der Stimmung machen will, wie die Fans über die Nummer 8 der Hütteldorfer denken. Manche sind vollauf zufrieden mit der Leistung des 29-Jährigen und meinen, dass er einer der wenigen Spieler ist, die den Grün-Weißen im Spielaufbau aktuell Struktur geben. Manche sind überhaupt nicht glücklich mit seiner Spielweise und kritisieren die fehlende Dynamik und gefährliche Ballverluste, die zu aussichtsreichen gegnerischen Chancen führen. Der Großteil der Fans befindet sich irgendwo dazwischen. Einige meinen beispielsweise er wäre einer der wichtigeren Leistungsträger in der Mannschaft, aber verfüge nicht über die Eigenschaften, die einen Kapitän ausmachen. Insgesamt kann man festhalten, dass es wohl keinen anderen Spieler im Kader des SK Rapid gibt, bei dem die Meinungen so auseinandergehen.

Vergleiche und Kompromisse

Wir wollen Stefan Schwabs Leistungsdaten der letzten drei Monate nun mit den Statistiken von anderen Leistungsträgern vergleichen. Über die Auswahl lässt sich natürlich lange diskutieren, schlussendlich fiel die Wahl auf Michorl, Ritzmaier, Liendl, Junuzovic, Szoboszlai, Domínguez und Grünwald. Bei diesem Vergleich sollten nur Spieler dabei sein, die in den letzten drei Monaten zumindest rund 1.000 Minuten in der Liga absolvierten, sodass beispielsweise Mwepu und Ashimeru, die sich ansonsten auch für einen Vergleich durchaus geeignet hätten, hinausfielen. Ousmané Diakite hätten wir sehr gerne mit hineingenommen, allerdings hat sich der Salzburger im Dress der Altacher leider schwer verletzt, sodass er ebenfalls nicht in Frage kam. Alexander Grünwald ist aktuell sicher nicht einer guten Verfassung, insofern könnte man seine „Hereinnahme“ auch diskutieren. Wir denken aber, dass seine Leistungsdaten insbesondere für die Austria-Fans auch interessant sein werden und wollten sie euch deshalb nicht vorenthalten.

Daneben muss man berücksichtigen, dass einige der Spieler eine etwas andere Position und damit verbunden andere Aufgaben haben. Liendl beispielsweise darf offensiver agieren, Szoboszlai und Ritzmaier bearbeiten stärker den linken Flügel. Am Ende des Tages sind die ausgewählten Spieler auch ein wenig als Kompromiss zu betrachten und man muss immer die positionellen Unterschiede im Auge behalten. Dennoch sind die Vergleiche durchaus aufschlussreich, wie wir sehen werden.

Um die Unterschiede auf den jeweiligen Positionen zu verdeutlichen, wollen wir uns zunächst einmal die Heatmaps der Akteure ansehen:


Anhand dieser Heatmaps sehen wir schon ganz gut, dass Liendls Qualitäten beispielsweise eher in der Offensive eingesetzt werden und dass Ritzmaier und Szoboslai einen stärkeren Flügelfokus haben.

Zu Beginn vergleichen wir einige Schlüssel-Statistiken für diese Position. In den kommenden Grafiken werden wir dann später genauer auf die einzelnen Aspekte eingehen.

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Man sieht auf den ersten Blick, dass bei Stefan Schwab einige Felder grün eingefärbt sind, was schon einmal kein schlechtes Zeichen ist. Eine wichtige Statistik ist beispielsweise die Anzahl der Pässe im letzten Drittel, wo er hinter Zlatko Junuzovic den zweiten Platz belegt. Bei den Assists pro 90 Minuten muss er sich in den letzten drei Monaten nur Michael Liendl geschlagen geben. Hier muss man aber dazu sagen, dass Peter Michorl über die gesamte Saison ebenfalls vor Schwab liegen würde, da er zu Beginn der aktuellen Spielzeit einige Tore vorbereitete, die aufgrund des gewählten Zeitrahmens herausfallen.
Ebenfalls ein guter Wert sind die Balleroberungen pro 90 Minuten, wo Schwab mit 8.49 im guten Mittelfeld liegt. Überragend ist hier Sturms Dominguez, der auch die besten Werte in den Luftzweikämpfen innehat. Einige werfen dem Kapitän des SK Rapid auch vor, dass er zu wenige Pässe vertikal nach vorne spielt – hier liegt Schwab mit 67.42 Prozent allerdings ebenfalls im guten Mittelfeld.

Defensiv-Statistiken

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Schwab bestreitet die meisten Luftduelle und entscheidet 55.38% davon für sich, womit er auf dem dritten Platz liegt. Ansonsten liegt er in den meisten Statistiken im Mittelfeld. Überraschend ist, dass Liendl trotz seiner hohen Position prozentuell die meisten Defensivduelle gewinnt, wobei der WAC-Spieler nur 3.3 defensive Duelle pro 90 Minuten bestreiten muss, während Schwab im Schnitt auf 7.7 kommt.

Offensiv-Statistiken

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Hier sehen wir, dass in diesem Spielervergleich Liendl und Szoboszlai in der Offensive eine Klasse für sich sind, wobei wie oben angemerkt beide Spieler eine andere Position und damit verbunden andere Aufgaben haben. Szoboszlai profitiert außerdem sicherlich auch von seinen starken Nebenspielern, die dem Ungarn viele Chancen ermöglichen. Dominguez, den wir eben noch für seine starken Defensivwerte lobten, fällt fast in jeder Offensiv-Statistik ab, was angesichts seiner Aufgaben aber durchaus verständlich ist.
Richtig überraschend ist allerdings, dass Stefan Schwab, der über einen sehr guten Schuss verfügt, in den letzten drei Monaten nur 15 Mal aufs gegnerische Tor schoss. Er bleibt in dieser Statistik weit hinter Szoboszlai, Liendl, Ritzmaier, aber auch Peter Michorl zurück, der ja eine sehr ähnliche Position beim LASK einnimmt. Schwab ist jedenfalls ein Spieler, der gerne aus der Distanz abzieht, wenn es sich anbietet. Man sieht aber an der geringen Anzahl der Schüsse, dass ihn seine Mitspieler kaum in Schusspositionen bringen können.

Das Passspiel

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Zunächst sehen wir, dass Schwab die drittmeisten Pässe pro 90 Minuten Einsatzzeit spielt. Er tätigt mehr Zuspiele als beispielsweise Liendl oder Ritzmaier, obwohl der SK Rapid in dieser Saison (und auch in den letzten drei Monaten) weit weniger Ballbesitz als der WAC aufweist! Die Last liegt bei den Hütteldorfern also eindeutig stärker auf den Schultern des Stefan Schwab und ist bei der Konkurrenz besser aufgeteilt. Außerdem sticht heraus, dass Schwab nicht nur die meisten längen Bälle spielt, sondern dass die langen Bälle von Schwab im Schnitt mit knapp 41 Metern auch länger ausfallen, als die der Konkurrenten. Mit 59.17% angekommenen langen Bällen liegt Schwab auch was die Genauigkeit angeht auf Platz 2, was bei der durchschnittlichen Länge seiner langen Bälle beachtlich ist.

Chancen-Kreation

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Wie bereits weiter oben erwähnt muss sich Schwab bei den Assists in den letzten drei Monaten nur Michael Liendl geschlagen geben. Auch bei den xA-Werten  (erwartete Torvorlagen) pro 90 Minuten liegt er an zweiter Stelle. Ebenfalls auf Platz 2 liegt Schwab was die Genauigkeit der Pässe in den Strafraum angeht – nur Szoboszlai ist in dieser Wertung besser. Bei den „intelligenten Pässen“ pro 90 Minuten liegt er hinter Liendl und Junuzovic auf Platz 3. Festhalten muss man dabei, dass Liendls Werte auch die Vergleiche mit internationalen Top-Stars in dieser Kategorie nicht scheuen müssen (auch wenn natürlich die österreichische Liga schwächer ist.) Die Werte vom 34-Jährigen in der Kategorie Chancen-Kreation sind absolut fantastisch.

Schwabs Leistungssteigerung in den letzten drei Monaten

Wenn wir Schwabs Statistiken der letzten drei Monate mit jenen des gesamten Kalenderjahrs vergleichen, dann kann man in den meisten Bereichen eindeutige Verbesserungen feststellen. Das ist insofern noch einmal beachtlicher, da Schwab in diesem Kalenderjahr die Rückrunde der vergangenen Saison mit dem SK Rapid im unteren Playoff verbrachte und dort die Gegner im Schnitt einfacher waren. Links sehen wir Schwabs Werte der letzten drei Monate, rechts sind seine Werte vom ganzen Kalenderjahr

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Die erwarteten Torvorlagen pro 90 Minuten gingen klar in die Höhe, ebenso die Präzision seiner Zuspiele. Schwab spielt auch deutlich mehr Pässe in den gegnerischen Strafraum.

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Hier sehen wir, dass der Kapitän des SK Rapid in den letzten drei Monaten deutlich mehr Dribblings machte und auch die Prozentanzahl der erfolgreichen Dribblings ein wenig steigern konnte. Die Torvorlagen pro 90 Minuten sind wie oben erwähnt sehr deutlich angestiegen, ebenso die Anzahl der von ihm vorgetragenen erfolgreichen Angriffe. Das Trainerteam sollte sich allerdings Gedanken machen, wie man Schwab öfters in Schusspositionen bringen kann, denn seine Schüsse pro 90 Minuten sind deutlich gesunken.

Fazit

Stefan Schwab hat es in gewisser Weise um einiges schwieriger als andere Schlüsselspieler in der Liga. Bei den Salzburgern sowieso, aber sogar beim Wolfsberger AC ist die Last stärker auf mehreren Schultern verteilt. Beim SK Rapid muss aus unterschiedlichen Gründen (Verletzungspech, Formschwäche anderer Schlüsselspieler) Stefan Schwab enorm viel Verantwortung tragen. Hier wären Spieler wie Knasmüllner oder der wiedergenesene Murg gefragt, sich eine Position weiter vorne stärker einzubringen und das Spiel an sich zu reißen. Die Sechser-Position neben Schwab ist zudem mit Ljubicic vielleicht nicht ideal besetzt, da dieser weder in der Defensive alles wegräumen, noch im Spielaufbau genug Last von Schwabs Schultern nehmen kann. An guten Tagen ist dies Ljubicic schon zuzutrauen, allerdings sind die Leistungsschwankungen der Nummer 39 groß. Dies führt dazu, dass Schwab sehr viel nach hinten arbeiten muss, gleichzeitig aber auch für den Spielaufbau und die kreativen Geistesblitze verantwortlich gemacht wird.

Zur Veranschaulichung ein Vergleich der Defensivstatistiken zwischen Schwab und Ljubicic in den letzten drei Monaten:

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Angesichts dieser Zahlen muss man sich schon fragen, ob Schwab in der Defensive genügend entlastet wird. Schwab hat in den letzten drei Monaten etwas mehr Zweikämpfe in der Defensive pro 90 Minuten bestritten als Ljubicic und nebenbei erwähnt auch mehr Duelle für sich entschieden. Es wäre interessant zu sehen wie Schwab im zentralen Mittelfeld agieren könnte, hätte er einen echten Abräumer neben sich, der ihm weit mehr Defensivarbeit abnehmen würde. Das soll jetzt keineswegs eine Kritik an Ljubicic sein, weil dieser einfach vom Spielertyp nicht ein klassischer Sechser im Stile eines Heikkinens oder Hlinkas ist.

Natürlich gibt es auch bei Schwab einiges zu kritisieren, wie etwa die oftmals fehlende Dynamik, oder zu lange Ballbesitzzeiten. Die Probleme des SK Rapid an Stefan Schwab festzumachen ist nach seiner eindeutigen Leistungssteigerung in den letzten drei Monaten allerdings ziemlich sicher nicht zielführend, denn selbst unter den aktuell eher schwierigen Umständen muss er den Vergleich mit anderen Leistungsträgern der Liga nicht scheuen, wenn man sich die oben angefügten Leistungsdaten ansieht.

Stefan Karger, abseits.at

Stefan Karger

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