Taktikboards zur 28. Runde der tipico Bundesliga 2014/2015 | FAK mit „technisch hochwertigem Offensivfußball“? Mitnichten.
BundesligaFußball in Österreich 14.April.2015 Alexander Semeliker 0
Neben den ausführlichen Spiel- und den Toranalysen gibt abseits.at in dieser Rubrik einen kompakten Überblick über alle Spiele der letzten Runde in der tipico Bundesliga. Wir sehen uns dabei in erster Linie Statistiken und Taktikboards an, die von der offiziellen Website der österreichischen Bundesliga bzw. vom britischen Sportdatenunternehmen Opta bereitgestellt werden.
SK Sturm Graz – SCR Altach 5:0
Sechs Spiele, fünf Siege – die Bilanz des SK Sturm Graz aus den letzten Spielen ist so gut wie keine andere in der österreichischen Bundesliga. Mit dem Sieg am Wochenende gegen den SCR Altach überholte man zudem die Vorarlberger in der Tabelle und steigerte die Chancen auf den Champions-League-Qualifikationsplatz weiter. Auffallend beim eindrucksvollen 5:0 waren insbesondere die beiden Youngsters Donis Avdijaj und Andreas Gruber, doch auch ein weiterer Teenager lieferte eine starke Talentprobe ab.
Da sich Anel Hadzic verletzte rückte der 17-jährige Sandi Lovric in die Startelf der Grazer. Bei seinem ersten Profieinsatz von Beginn an war er eine prägende Figur im Spiel seines Teams. Er agierte neben dem erneut sehr präsenten Simon Piesinger auf der Doppelsechs und variierte sein Passspiel geschickt. Kurze Kombinationspässe wechselten sich mit verlagernden sowie sichernden Pässen ab. Vereinzelt schaltete er sich auch in die Offensive ein, leistete zwei Torschussvorlagen und schloss einmal selbst an. Gerade nach der schweren Verletzung von Marko Stankovic kann ein weiterer zuverlässiger Akteur im Zentrum nicht schaden.
SV Scholz Grödig – FK Austria Wien 1:1
Die Wiener Austria kommt auch unter Interimstrainer Andreas Ogris nicht vom Fleck. Am Samstag erreichten die Veilchen auswärts beim SV Grödig nur ein 1:1-Unentschieden. In der Tabelle rangieren sie weiterhin nur auf Platz sieben und die Spielweise erinnerte am Wochenende auch nicht an die ausgegebene Devise. Die Austria, so der 50-Jährige, stehe für „technisch hochwertigen Offensivfußball mit Spielwitz“ – davon sah man in Grödig jedoch kaum was.
Wie man anhand der obigen Heatmap erkennt, hatte die Austria quasi kaum Aktionen im Strafraum der Grödiger. Die Folge: nur neun Schussversuche, von denen fünf geblockt wurden und drei am Tor vorbeigingen. Der einzige Schuss, der auf das gegnerische Gehäuse ging, war drinnen – was jedoch aufgrund der Distanz kein großes Kunststück war. Die Abschlusspositionen der Austria waren, wie man in der obigen Grafik ebenfalls sieht, zudem ungünstig.
Ogris stellte für diese Partie die Grundordnung um, ließ mit einer 5-4-1-Formation spielen. Dabei gab es drei Innenverteidiger, die in der Spieleröffnung durchaus große Probleme haben. Ein kontinuierliches Kombinationsspiel von hinten heraus war also von Vornherein schwer zu realisieren. Das Offensivspiel wurde hauptsächlich von den individuellen Qualitäten der Flügelspieler getragen und es gab auf den Seiten viele Dribblings. Passenderweise fiel auch das einzige FAK-Tor auf diese Weise. Dass man durch hohes Pressing kurze Wege zum Tor erzwingen wollte, war auch nicht der Fall. Die Defensivaktionen verzeichnete man nämlich hauptsächlich in tiefen Zonen.
SC Wiener Neustadt – SV Josko Ried 0:1
Die Formkurve des SC Wiener Neustadt zeigt nach dem starken Start in die Herbstsaison wieder nach unten. Aus den letzten vier Spielen holten die Niederösterreicher nur einen Punkt. Auch am Wochenende mussten sie den Rasen als Verlierer verlassen, waren vor allem in der ersten Halbzeit unterlegen. Die SV Ried hingegen darf auf Platz fünf schielen, der unter Umständen für einen Europacupstartplatz reichen könnte.
Die Innviertler spielten nicht mit der gewohnten 3-4-3-Grundformation, sondern stellten auf ein 3-1-4-2 um. Im Angriff spielten Denis Thomalla und Clemens Walch. Wie man anhand der obigen Heatmaps der beiden erkennen kann agierten sie flexibel und bewegten sich hauptsächlich horizontal. Zusammen mit Thomas Murg und Patrick Möschl dahinter ergab das ein fluides Offensivquartett, das die Niederösterreicher kaum bändigen konnten – allerdings nur in der Anfangsphase. Je länger das Spiel dauerte, umso mehr wurde es zur Zitterpartie.
Wolfsberger AC – Admira Wacker Mödling 2:0
Admira Wacker Mödling bleibt auch nach der Trennung von Walter Knaller vorerst ohne Erfolgserlebnis. Am Samstag verloren die Maria Enzersdorfer beim Wolfsberger AC mit 0:2 und tragen somit weiterhin die rote Laterne vor sich her. Die Kärntner, die unter der Woche das Cup-Halbfinale erreichten, bleiben indes weiterhin auch über die Liga im Rennen um den Europacupstartplätze. Auffällig war bei ihnen insbesondere Manuel Seidl. Der 26-Jährige bereitete das erste Tor mit einem Freistoß vor und erzielte den Endstand selbst.
Eine potenzielle Rolle von Seidl haben wir bereits bei dessen Wechsel thematisiert, bei seinem Startelfcomeback in der Bundesliga spielte er aber im offensiven Mittelfeld. Er unterstützte häufig auf den Flügel und versuchte, in die Tiefe zu spielen. Zwar waren diese oft nicht erfolgreich und führten zu einer Passquote von nur 53%, dennoch vermisste man derartige Elemente im WAC-Spiel in den letzten Monaten. Insofern könnte Seidl im Kampf um das internationale Geschäft noch eine wichtige Verstärkung für die Lavanttaler sein.
SK Rapid Wien – FC Red Bull Salzburg 3:3
Das Spitzenspiel der 28. Runde haben wir bereits ausführlich analysiert. Nicht nur hinsichtlich der Dramatik und emotional bewegte es sich auf hohem Niveau. Beide Trainer reagierten auf verschiedene Umstände und konnten so dem Spiel entscheidende Wendungen geben.
Besondere Bedeutung hatten dabei lange Bälle, insbesondere bei den Salzburgern. Sie setzten sie im Aufbauspiel häufig ein um dann über Gegenpressing Dynamik zu entwickeln und in weiterer Folge schnell in die Tiefe spielen zu können. Rapid ließ sich zwar kaum in Zweikämpfe verwickeln, spielte unter Druck aber viele Fehlpässe, was wiederrum eine große Anzahl an abgefangenen Bällen in der gegnerischen Hälfte seitens der Salzburger bedeutete.
Alexander Semeliker, abseits.at
Alexander Semeliker
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