Wie schon in der vergangenen Winterpause gehen wir in dieser Rubrik auf einzelne fixe Transfers zumeist größerer Vereine ein, wo die Hintergründe und Motive... Transfers erklärt: Darum wechselte Pierre-Emerick Aubameyang zu Borussia Dortmund

Borussia DortmundWie schon in der vergangenen Winterpause gehen wir in dieser Rubrik auf einzelne fixe Transfers zumeist größerer Vereine ein, wo die Hintergründe und Motive beleuchtet werden. Wieso holt eine Mannschaft diesen Spieler? Wer ist dieser Spieler überhaupt? Was erwartet sich sein neuer Verein von ihm? Kann er die Erwartungen in seinem neuen Verein erfüllen?

Diese Fragen sollen hauptsächlich beantwortet werden. Auch die taktische Perspektive soll nicht zu kurz kommen, immerhin ermöglicht ein neuer Spieler oftmals eine Vielzahl neuer Kombinationen und Synergien, die ebenfalls kurz erläutert werden sollen.

In diesem Beitrag wird der neue Transfer des BVB unter die Lupe genommen – aus der Ligue 1 kommt Pierre-Emerick Aubameyang, der in dieser Saison endgültig seinen Durchbruch erlebte. Es ist der erste größere Transfer der Dortmunder in dieser Transferperiode, nachdem die Fans bereits ungeduldig wurden.

Holt Jürgen Klopp einen neuen kommenden Weltklassespieler?

13-15 Millionen Euro soll Pierre-Emerick Aubameyang den BVB kosten. Insgesamt 17 Vereine haben Interesse am Stürmer vom AS Saint-Etienne angemeldet, der sich aber für den BVB entschied. Selbst Chelsea und Manchester City sollen ihn auf dem Wunschzettel gehabt haben, ebenso wollte sich der AC Mailand – bei dem Aubameyang schon unter Vertrag stand –die Dienste des gabunischen Nationalspielers sichern. Mit seiner Entscheidung für Borussia Dortmund könnte er aber den besten Schritt gemacht haben.

In Deutschland dürfte er sich ohne allzu viel Druck weiterentwickeln können, mit Jürgen Klopp hat er womöglich einen der besten Trainer dafür. Mit sehr geringen Einnahmen schuf Klopp in den vergangenen Jahren aus dem schlafenden Riesen aus Dortmund wieder eine Mannschaft, die Titel gewinnen kann – aber es keineswegs muss: Ziel für die nächste Saison ist weiterhin nicht die Meisterschaft, sondern die direkte CL-Qualifikation.

Klopp kann aber nicht nur mit ganz jungen, einfach formbaren Talenten arbeiten, sondern auch mit älteren und (halb)fertig entwickelten Spielern; für den 24-jährigen Aubameyang, bei dem der Status als Talent bei einem (noch) größeren Verein womöglich nicht mehr gelten würde, ebenfalls ein potenzieller Faktor in seiner Entscheidung.

Dazu passt auch die Spielweise der Dortmunder gut zu Aubameyang, der einige beeindruckende Fähigkeiten besitzt, die wohl gut zur schwarzgelben Pressingmaschine passen dürften. Aubameyang ist sehr kombinationsfreudig und verfügt über eine enorme Athletik. Er ist extrem schnell, wodurch er bei einer auf Konter basierenden Mannschaft sehr gefährlich und effektiv sein kann.

Auch defensiv überzeugt er, abermals dank seiner Schnelligkeit. Er kann durch diese sehr weite Wege im Pressing gehen und hat einen großen Aktionsradius. Dazu kommt ein gutes Timing im Zweikampf, die sein positives Bild im Defensivspiel abrunden. Bei den Dortmundern könnte er also die laufintensive Rolle der Flügelstürmer übernehmen oder gar im Zentrum agieren.

Selbst als Mittelstürmer wäre er eine interessante Option, wenn Lewandowski die Borussen verlassen sollte. Mit seinen 1,85m verfügt Aubameyang über eine gute Ballbehauptung und generell eine sehr gute Mitnahme von hohen Zuspielen, was in der spieltaktischen Ausrichtung des CL-Finalisten eine Schlüsselrolle darstellt. Bei langen Bällen kommt zumeist ein weiter Pass auf den ausweichenden Lewandowski, der diese hohen Zuspiele sehr gut behaupten kann. Er öffnet dadurch Räume in der Mitte, entlastet die spielaufbauenden Akteure bei hohem Pressing und sorgt auch für konterartige Angriffe, bei denen seine Ballbehauptungen das Nachrücken der tieferen Spieler ermöglichen.

Sollte Lewandowski wie von Joachim Watzke angekündigt noch in der nächsten Saison für den BVB spielen, dann hätte Dortmund gar zwei solche Referenzpunkte für hohe Bälle, die sie situativ einsetzen können; beispielsweise mit Aubameyang als defensiv unbeteiligten („zockenden“) Akteur gegen tiefere gegnerische Außenverteidiger oder generell gegen schwächere Mannschaften. Auch bei langen Diagonalbällen auf die ballferne Seite könnten diese Stärken Aubameyangs als taktische Option dienen. Alternativ könnte Aubameyang als hängender Stürmer hinter Lewandowski die Präsenz in der Mitte noch stärker erhöhen.

Abgesehen von seinen Fähigkeiten auf dem Platz stellt Aubameyang auch woanders eine strategisch gute Option für den BVB dar: Er kann als Lewandowski-Ersatz dienen, er kann womöglich langfristig gar in die Position als zentraler hängender Stürmer hineinwachsen und dürfte aktuell die Baustellen auf Rechtsaußen und Linksaußen sofort auflösen.

Der Weg für Marco Reus in die zentrale Position, die bislang Mario Götze einnahm, ist dadurch potenziell frei geworden. Reus spielte schon in vergangenen Saison einige Male auf dieser Position und wuchs nun taktisch hinein, wodurch er wohl der beste, von den Fans geforderte „Götze-Ersatz“ ist – während Aubameyang den „Reus-Ersatz“ darstellen könnte; mit einer Spielstilveränderung könnte er auch zentral spielen und Reus bliebe auf links.

Dadurch gibt er dem BVB mehr als genug Spielraum auf dem Transfermarkt. Findet sich ein guter zentral-offensiver Akteur für einen akzeptablen Preis, dann können Aubameyang und Reus die Flügelstürmerpositionen einnehmen. Findet sich ein weiterer Flügelstürmer, dann flankiert Aubameyang die jeweils andere Seite. Geht Lewandowski, kann man zumindest um einen guten Preis mit Aubameyang in der Hinterhand  feilschen.

Die Vielzahl der Gerüchte des BVB können also auch dahingehend interpretiert werden, dass der BVB versucht die jeweiligen Vereine und Spieler gegeneinander auszuspielen, um die enorm hohen und wohl zu hoch ausgerufenen Preise nach dem allgemein bekannten finanziellen Erfolg dieser Saison wieder nach unten zu korrigieren. Aubameyang hilft ihnen dabei – und er dürfte es auch auf dem Platz tun.

Als Mittelstürmer kann er eine Rolle wie Lewandowski als spielstarke Anspielstation einnehmen, ist dabei sogar schneller als der Pole, wenn auch in anderen Aspekten nicht ganz so stark. Als Linksaußen kann er spielen, wie es Reus bislang tat und immer wieder diagonal in die Spitze ziehen oder mit dem Ball am Fuß den Abschluss aus einer zentralen Position suchen. Besonders bei Kopfballverlängerungen in den freien Raum ist Aubameyang eine große Gefahr für den Gegner.

Als Rechtsaußen könnte er wiederum eine Rolle wie Blaszczykowski einnehmen. In gewisser Weise eine Einmannwaffe für den BVB in jeglicher Hinsicht. Mit 19 Toren und neun Vorlagen in der defensivorientierten Ligue 1 hat er seine Klasse nachgewiesen. Einzig die Passgenauigkeit lässt gelegentlich zu wünschen übrig, auch wenn sie wohl kein großes Problem darstellen sollte.

Jetzt gilt es dieses ansprechende Paket an Fähigkeiten in eine schnellere Liga und einen größeren Verein zu transferieren. Das Zeug dazu hat er.

René Maric, www.abseits.at

Rene Maric

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