Die SV Ried ist im Kreis der österreichischen Spitzenklubs angekommen. Auch wenn es nach dem Vizemeistertitel 2007, den Herbstmeistertiteln 2010 und 2011 sowie den... Umfeld- und Taktikanalyse SV Ried – Mehr als ein Verein auf Oberösterreichisch

Die SV Ried ist im Kreis der österreichischen Spitzenklubs angekommen. Auch wenn es nach dem Vizemeistertitel 2007, den Herbstmeistertiteln 2010 und 2011 sowie den Cupsiegen 1998 und 2011 nicht zu einem Titel zum Hunderter reichte – Ried erweitert die „Big four“ auf fünf.

Der Verein steht über allem

Die Konstante im Verein heißt Stefan Reiter und ist Manager. Im Spannungsfeld zwischen persönlicher Befindlichkeit und dem, was ein Verein braucht, schafft es Reiter, die Philosophie des Klubs ständig in den Vordergrund zu stellen. Nachdem im Sommer 2011 auch schon deutschen Bundesligisten aufgefallen ist, dass in Ried gut gearbeitet wird und Daniel Royer und Samuel Radlinger zu Hannover gingen und Bienvenue Bazala-Masana von Köln zwecks Spielpraxis kam, wurde nun Daniel Beichler für den Wiederaufstieg der Hertha fit gemacht. Das Innviertel bietet in der jetzigen Form die perfekten Bedingungen, um Spieler zu entwickeln und sie auch wieder aufzubauen – darauf hoffen nun Rene Gartler und Clemens Walch.

Gerhard Schweitzer (48) ist ein wichtiger Faktor für die Rieder. Bis auf die Zeit zwischen Juli 2006 und Mai 2008, als er in der Akademie von Red Bull arbeitete, und von 1. Juli 2006 bis Ende 2007 als Co-Trainer von Paul Gludovatz beim U20-Nationalteam, ist er seit 2001 beim Verein. Damals holte ihn Alfred Tatar ins Team. Gemeinsam mit Michael Angerschmid (38), der zwischen 1992 und 2006 über 400 Mal für die Rieder auflief, organisiert er am Trainingsplatz das, was vor allem seit dem Wiederaufstieg 2005 als Philosophie bekannt ist. An der Entwicklung des 3-3-3-1, welches entwickelt wurde, weil es nicht die richtigen Spieler für eine Viererkette gab, haben Schweitzer/Angerschmid ebenso viel Anteil, wie auch an der Weiterentwicklung in Richtung 4-2-3-1.

Es mag wenig verwundern, dass bei Ried der Chefcoach Heinz Fuchsbichler erst nach dem Manager und dem Trainerteam aufgelistet wird. Seine Qualitäten in Bezug auf den Nachwuchs, die er als Trainer in der AKA Vorarlberg und als Betreuer im U21-Team Liechtensteins erwarb, waren ein gewichtiger Punkt, ihn aus der Wüste, von Al-Wahda, zu holen. Aber es entspricht der SV Ried, jemanden zu holen, mit dem nicht gerechnet wurde. Einen Startrainer würde der Philosophie ohnehin nicht entsprechen und Fuchsbichler wird sich aus Dankbarkeit, wieder in Österreich arbeiten zu können, auch nicht persönlich in den Vordergrund drängen.

Der Wechsel zugunsten der schlechteren Ausrechenbarkeit

Die letzte Saison war sehr knapp, deswegen legten die Innviertler spätestens vier Runden vor Schluss, aber im Hinterkopf schon seit dem Achtelfinalsieg gegen Rapid, den Fokus auf den Cup. Das war aber nicht der einzige Faktor, warum das 3-3-3-1 nicht mehr so durchschlagkräftig funktionierte. Nach einigen Experimenten mit einer Dreierkette 2009/10 und der Etablierung in der folgenden Saison stellten sich die Gegner auch immer besser auf die Fünferkette in der Defensive und das Überladen der Flügel ein – kein Wunder bei vier Saisonduellen. Noch dazu ist es bekanntermaßen leichter, in die Spitze zu kommen, als dort zu verbleiben. Deswegen müssen sich die Rieder auf Basis ihrer Grundausrichtung der letzten zwei Jahre auch etwas einfallen lassen, um sich weiter zu entwickeln. In dieser Transferperiode wurde also der Fokus darauf gelegt, Spieler für ein Auftreten mit einer Viererkette zu holen. Mit dem bereits beim Verein spielenden Thomas Hinum und dem Neuzugang Andreas Schicker sind Außenverteidiger da, mit Mario Reiter und Gernot Trauner, der noch rekonvaleszent ist, zwei defensive Mittelfeldspieler. Darum gibt es nun nicht ein Bild vom 3-3-3-1, sondern wie Ried im 4-2-3-1 agieren könnte.

Oben bleiben

Die SV Ried muss in dieser Saison etablieren. Es ist die zweite Spielzeit hintereinander, in der die Innviertler im Europacup antreten. Um tatsächlich ein Teil der fußballerischen Elite zu sein, muss in der dritten Saison hintereinander ein Startplatz im internationalen Wettbewerb her. Ein Glück für die Rieder, dass es in der Liga einen Platz mehr dafür gibt, so kann auch bei wieder erstarkenden Grazern und Austrianern international agiert werden. Um diesen Umstand werden Reiter und Co. trotz kleinen Budgets nicht umhin kommen. Was letztlich in Liga, Cup und Europa League drinnen ist, hängt davon ab, wie gut Fuchsbichler, Schweitzer und Angerschmid in der Vorbereitung gearbeitet haben. Die Bestätigung des Aufwärtstrends ist möglich. Sollte es nicht klappen, muss aber die Philosophie, dass der Verein über Einzelpersonen steht, weiter durchgezogen werden. Denn wer raufgekommen ist, kann auch tief fallen.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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