Violetter Derbysieg: Rapid gegenpresst sich zur Führung, Holzhauser-Einwechslung dreht Partie
Fußball in Österreich 8.März.2015 Alexander Semeliker 0
Das Sonntagsspiel der 24. Runde in der tipico Bundesliga lautete Austria Wien gegen Rapid Wien. Die beiden Teams gingen mit unterschiedlichen Formkurven in diese Partie. Die Gäste galten als Favorit, gingen auch in Führung. Eine Umstellung aufseiten der Veilchen drehte aber die Partie, sodass diese als Sieger vom Platz gingen.
Die Vorzeichen vor der Partie sprachen eine deutliche Sprache. Während Rapid im Frühjahr noch ungeschlagen war, in den vorangegangenen vier Spielen nur ein Gegentor hinnehmen musste, wurde die Austria in eine Krise gedrängt. Bereits drei Frühjahrsniederlagen hatte man am Konto, zudem wurde die Startaufstellung von vielen Fans belächelt, da sie einige Überraschungen bot.
Erwartete Probleme auf Austrias rechter Abwehrseite
FAK-Coach Gerald Baumgartner fehlten für diese Partie seine zwei nominellen Rechtsverteidiger, sodass mit Christian Ramsebner ein Innenverteidiger diese Rolle einnahm. Daneben gab es weitere Umstellungen, die sich bemerkbar machten: auf der Doppelsechs blieb Raphael Holzhauser zunächst auf der Bank, spielte Tarkan Serbest, und am rechten Flügel begann David De Paula. Insbsondere bei den Defensivabläufen gab es innerhalb dieses Trios einige Probleme. Rapid fokussierte sich im Kombinationsspiel zunächst stark auf diese Seite und brach das eine oder andere Mal auch gefährlich durch – unter anderem beim ersten Tor.
Ramsebner rückte manchmal unpassend heraus, womit er Serbest und De Paula gewissermaßen überraschte. Diese mussten dann entsprechend absichern, brauchten aber naturgemäß Zeit, um sich den passenden Überblick zu verschaffen. Rapid trug sein Flügelspiel durchwegs zügig vor, wodurch die Abstimmungsschwierigkeiten des Gegners gut genutzt wurden. Thomas Schrammel positionierte sich von Haus aus nicht zu hoch, sodass er mit Tempo hinterlaufen oder sich passend für das Kombinationsspiel positionieren konnte, so für Druck von hinten sorgte.
Die Holland-Problematik
Dass Serbest nach nicht einmal einer halben Stunde für Holzhauser ausgewechselt wurde, könnte man im ersten Moment auf den Fehler des 20-Jährigen vor dem 0:1 schieben. Bei näherer Betrachtung könnte es aber auch eine taktische Anpassung von Baumgartner gewesen sein um auf ein mittlerweile langwieriges Problem im Spielaufbau zu reagieren. Die Variante mit James Holland als abkippenden Sechser wurde, nachdem die Gegner den Australier nach der Meistersaison zusehends zustellten, in der heurigen Saison fast gänzlich verworfen.
So ließ sich Serbest, der bei seiner Auswechselung trotz des landläufigen Nervositätsarguments eine perfekte Passquote von 100% hatte, in der Anfangsphase fallen, wodurch Holland höher spielen musste. Das erfordert mehr strukturgebende Fähigkeiten, die bei Holland nicht vorhanden sind. Nach der Einwechslung Holzhausers übernahm dieser diese Aufgaben. Ein Paradebeispiel für den Unterschied in den Spielweisen war Holzhausers erster Torschuss, als er erkannte, dass sich aufgrund von Mannorientierungen bei Rapid Raum für ein Dribbling ergab. Er ging mit dem Ball am Fuß nach vorne und zog dann ab.
Intensive Interaktionen in der FAK-Angriffslinie
Im Sturm bekam bei der Wiener Austria Alexander Gorgon den Vorzug gegenüber Philipp Zulechner, sodass die Gastgeber in einer 4-6-0-Grundformation spielten. Dies sah man bei ihnen schon vor der Winterpause, unter anderem beim letzten Derby. In dieser Partie kam es dadurch immer wieder zu interessanten Interaktionen. Gorgon ließ sich fallen, Alexander Grünwald und Marco Meilinger besetzen dann das Angriffszentrum. Vor allem die Bewegungen Meilingers boten viel Potenzial. Sein Einrücken band den Rechtsverteidiger Rapids und öffnete den Raum für Hintermann Markus Suttner. Dieses Potenzial nutzte die Austria aber in der ersten Halbzeit kaum.
Rapids Gegenpressing einmal mehr ein zweischneidiges Schwert
Die ersten 45 Minuten gehörten nämlich dem SK Rapid, der in der zu erwartenden Aufstellung begann und zunächst mit seinem Gegenpressing viel Zugriff entwickelte. Nicht nur der Führungstreffer ging auf ein solches zurück, sondern auch einige weitere potenziell gefährliche Situationen. Eine tragende Rolle nahm dabei Steffen Hofmann ein, der nach seiner Schonung unter der Woche enorm spritzig und aggressiv wirkte. Er antizipierte die Pässe und Bewegungen der Gegenspieler sehr gut und leitete sie – unter anderem vor seinem Treffer – in für Rapid passende Zonen.
Das Gegenpressing der Hütteldorfer war – wie so oft in der Vergangenheit – aber einmal mehr ein zweischneidiges Schwert. Die beiden Sechser rückten gegen den Ball mutig nach vorne, positionierten sich an und für sich sehr gut, jedoch klaffte hinter ihnen meist ein großes Loch, verursacht durch das konservative Verhalten der Innenverteidiger. Diese zogen sich nach Ballverlusten zurück. Mario Sonnleitner und Maximilian Hofmann verzeichneten beispielsweise nur drei Tackles. Schaffte es die Austria also die erste Pressinglinie zu überspielen, konnte sie mit Tempo auf die grün-weiße Abwehr zulaufen.
Dies ist im Allgemeinen ein großer Nachteil für die verteidigende Mannschaft, weil sie keinen Zugriff entwickeln kann. Wenn sich der Gegner gut bewegt, sind die Angriffe kaum zu stoppen. Bei der Austria war dies zuletzt nicht immer der Fall, wie man etwa am letzten Spieltag sah. Auch in diesem Match war dies über weite Strecken der Fall. Entweder wurden die Pässe in die Tiefe in den passenden Zeitpunkten nicht gespielt oder die Läufe waren nicht abgestimmt. So verpufften die meisten Konterangriffe.
Austria kontrolliert zweite Halbzeit und siegt
Auch in dieser Hinsicht war die Hereinnahme von Holzhauser ein wichtiger Faktor. Die Austria verpasste es nämlich teilweise auch, die freien Räume zwischen den Linie überhaupt zu besetzen. Rapid konnte über das Spiel gegen Ball nicht mehr so konsequent Zugriff entwickeln, weil Holzhauser sich eben jenen Räumen bewegte. Die eindrucksvollen Leistungsdaten des Winterneuzugangs: 79% Passquote, drei Torschüsse, fünf Torschussvorlagen und eine Torvorlage per Freistoß. Auch beim anderen Treffer war eine von ihm getretene Standardsituation der Ausgangspunkt.
Alexander Semeliker, abseits.at
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