Vorschau zur 2. Runde der Champions-League-Qualifikation – Teil 1
Fußball in Österreich 17.Juli.2012 OoK_PS 0
Auch wenn die Europameisterschaft noch nicht lange vorbei ist, steht mit der Qualifikation zur Champions League bereits für zahlreiche Vereine das erste große Saisonziel auf dem Programm. Abseits.at analysiert die interessantesten Partien der zweiten Qualifikationsrunde, an der unter anderem auch Salzburg und Basel teilnehmen.
Flora Tallinn – Basel
Bisher keine direkten Duelle
Basel stellte neben APOEL Nikosia in vergangenen Saison das Überraschungsteam der Champions League dar. Der Erfolg zollte jedoch auch seinen Tribut und so verließen Leistungsträger wie Xherdan Shaqiri oder Granit Xhaka den Schweizer Paradeclub in Richtung größerer Ligen. Um diese Abgänge zu kompensieren, wurde unter anderem der Chilene Marcelo Diaz um über drei Millionen Euro verpflichtet, dazu wechselte mit David Degen auch ein alter Bekannter zurück an den Rhein. Es wird sich zeigen, wie lange die Mannschaft von Heiko Vogel benötigt, um wieder jene spielerische Klasse zu entwickeln, die sie in der Vorsaison auszeichnete. Die Zeit dazu ist jedenfalls recht kurz und eine weitere Champions-League-Teilnahme wäre wichtig, um das internationale Standing zu festigen.
Flora Tallinns ganzer Stolz ist die schmucke A. Le Coq Arena, die das mit Abstand modernste Fußballstadion des Baltikums ist und auch der estnischen Nationalmannschaft als Spielstätte dient. Der erst 1990 gegründete Verein ist seit der Saison 1994/95 stets in Europa vertreten, schaffte es bisher jedoch erst ein einziges Mal, eine Runde zu überstehen – vor sechs Jahren musste sich das mittlerweile insolvente Lyn Oslo geschlagen geben. Wie gering der internationale Stellenwert der estnischen Liga ist, verdeutlicht der Umstand, dass Aleksandrs Čekulajevs, der mit 46 Toren für Trans Narva überlegener Torschützenkönig wurde, nach der vergangenen Saison nach Malta wechselte und heute in Ungarn kickt.
Ulysses Erewan – Sheriff Tiraspol
Bisher keine direkten Duelle
Ulysses gelang es in der vergangenen Saison, die zehn Jahre andauernde Vorherrschaft von Lokalrivalen Pyunik zu brechen und sich elf Jahre nach der Vereinsgründung erstmals zum armenischen Meister zu küren. Beim dritten Antreten auf internationaler Ebene soll nun auch endlich der erste Torerfolg gelingen, denn bisher schied man gegen Bnei Yehuda aus Israel und Ferencvaros jeweils ohne erzielten Treffer aus. Ob das angesichts der aktuellen Form jedoch gelingt, erscheint zumindest fraglich, denn nach 15 Spieltagen rangiert Ulysses lediglich auf dem sechsten Tabellenplatz der armenischen Achterliga.
Das Maß aller Dinge im moldawischen Fußball heißt Sheriff Tiraspol. Aufgrund der enormen Finanzmittel, die durch die Firma Sheriff bereitgestellt werden, ist der in der Teilrepublik Transnistrien beheimatete Verein den nationalen Konkurrenten deutlich enteilt und verfügt auch über die mit Abstand beste Infrastruktur des Landes (das Stadion wurde im Juli 2002 beim Qualifikationsspiel gegen den GAK eingeweiht). In den letzten Jahren gelang es auch endlich international zu reüssieren, was sich in zwei Teilnahmen an der Europa League äußerte, wo sogar Twente Enschede besiegt werden konnte.
Slovan Liberec – Shakther Karagandy
Bisher keine direkten Duelle
Sparta Prags Vorherrschaft im tschechischen Clubfußball wurde in den letzen Jahren stark ins Wanken gebracht. Nachdem sich im Vorjahr Viktoria Pilsen den Titel sichern konnte, zog nun mit Slovan Liberec ein weiterer Provinzverein nach und das, obwohl Sparta lange Zeit wie der sichere Meister aussah. Die Mannschaft rund um Altstar Jiří Štajner tritt nach drei Jahren Pause damit wieder im Europacup an, wobei der bis dato letzte Auftritt ein denkwürdiger war. Im Playoff zur Europa League wurde das Hinspiel bei Dinamo Bukarest nach einem Platzsturm in den letzten Minuten von Schiedsrichter Thomas Einwaller abgebrochen und mit 0:3 strafverifiziert. Im Rückspiel schafften es die Rumänen jedoch, dieses Ergebnis auszugleichen und stiegen schlussendlich im Elfmeterschießen auf.
Mit Shakther Karagandy bekam Liberec eine große Unbekannte zugelost. Das Team aus der zentral in Kasachstan gelegenen Stadt wurde im vergangnen Jahr erstmals Meister und liegt auch zur Halbzeit der bereits wieder laufenden Saison auf dem ersten Tabellenplatz. Kasachische Mannschaften gelten als äußerst heimstark, während auf fremden Plätzen nur selten Erfolgserlebnisse zu bejubeln sind. Daher wird die Mannschaft des russischen Trainers Viktor Kumykov wohl in Tschechien mit einer defensiven Ausrichtung auftreten, um sich nicht der Chancen im Rückspiel zu berauben.
Skënderbeu – Debrecen
Bisher keine direkten Duelle
Der Name des dreifachen albanischen Meisters geht auf den Fürsten Skanderbeg zurück, der sich im 15. Jahrhundert durch die Verteidigung Albaniens gegen die Osmanen einen Namen machte. Für die von Stanislav Levy betreute Mannschaft, der vor mehr als zehn Jahren auch bereits Hannover 96 trainierte, ist es nach dem letztjährigen Antreten in der Champions-League-Qualifikation der zweite Auftritt auf dem internationalen Parkett. Damals setzt es zwei klare Niederlage gegen APOEL Nikosia, sodass man noch immer auf das erste Europacuptor der Vereinsgeschichte wartet.
Debrecen sorgte vor drei Jahren für Furore, als der Einzug in die Champions League gelang, wo jedoch keine Punkte erzielt wurden. In den letzten Jahren konnte man sich als der führende Verein Ungarns etablieren und gewann seit 2004 sechs Mal die Meisterschaft – in der vergangenen Saison sogar ohne Niederlage. Diese Vormachtstellung soll mit dem gerade im Bau befindlichen neuen Stadion untermauert werden, die neue Arena wird über 20.000 Zuschauer fassen. Im Kader Debrecens scheint auch ein alter Bekannter aus der heimischen Bundesliga auf: Ibrahima Sidibe, einst unter anderem in Innsbruck und Ried aktiv, wechselte jüngst von Westerlo nach Ungarn.
Žilina – Hapoel Kiryat Shmona
Bisher keine direkten Duelle
Vor zwei Jahren verblüffte Zilina mit dem Einzug in die Champions League die Fußballwelt, auch wenn das Abenteuer mit einigen hohen Niederlagen und ohne Punkteausbeute enden sollte. Ein Jahr später konnte der Verein aus der Nord-Slowakei an diese Erfolge keineswegs mehr Anschließen und scheiterte in der Europa League am isländischen Vertreter KR Reykjavík. Nun steht das Team des niederländischen Trainers Frans Adelaar einmal mehr vor einer schwierigen Aufgabe, denn mit dem israelischen Überraschungsmeister trifft man auf eine große Unbekannte.
Der Club, der in einer Ortschaft nahe der libanesischen Grenze beheimatete ist, die mehrfach von der Hisbollah unter Beschuss genommen wurde, wurde erst im Jahre 2000 mittels Fusion gegründet und stieg vor fünf Jahren in die erste Liga auf. Ermöglicht wurde der Erfolg durch Izzy Sheratzky, einem vermögenden Industriellen, der dem Verein als Präsident vorsteht und sein Geld in der IT-Branche verdient. Jedoch sah Sheratzky davon ab, in teure Stars zu investieren, sondern förderte den Nachwuchs. Sollte Hapoel scheitern, würde man es Beitar Jerusalem gleichtun, das vor wenigen Jahren auch durch Investoren zum Meistertitel gepusht wurde, mangels gutem UEFA-Koeffizienten jedoch prompt an Kopenhagen und Wisla Krakau scheiterte, womit die Europacupsaison bereits im Juli beendet war.
Neftçi Baku – Zestafoni
Bisher keine direkten Duelle
Jahr für Jahr versuchen die aserbaidschanischen Vereine, die aufgrund der Ölreserven des Landes durchaus vermögend sind, der europäischen Mittelklasse näher zu kommen. Das gelingt in den Heimspielen zumeist auch mehr als ordentlich – Neftchi verlor zum letzten Mal ein Europacupspiel auf eigener Anlage im Jahr 1999 – doch sobald es in die Fremde geht, kommt mit zumeist herben Niederlagen die kalte Dusche. Dementsprechend trist sieht auch die Auswärtsbilanz des Hauptstadtclubs aus, einem Sieg und einem Remis stehen 13 Niederlagen gegenüber. Um gegen Zestafoni zum Erfolg zu kommen, wird vermutlich auch wieder die aserbaidschanische Eckballvariante Anwendung finden: ein Trick, der bereits seit Jahren bei internationalen Gegnern für Verwirrung sorgt.
Die Georgier von Zestafoni schieden im Vorjahr in der Champions-League-Qualifikation gegen Sturm Graz aus und planen nun erneut, in die dritte Runde aufzusteigen. Das Team, bei dem mit David Mujiri mittlerweile auch ein alter Bekannter aus der Bundesliga angeheuert hat, wurde erst 2004 gegründet und löste mittlerweile Dinamo Tiflis als den Topclub Georgiens ab. Sollte der Aufstieg gegen die Nachbarn aus Baku gelingen, wird die nächste Runde wie im Vorjahr in Tiflis stattfinden müssen, denn das heimische David Abashidze Stadion ist für internationale Einsätze nur sehr bedingt tauglich.
OoK_PS, abseits.at
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