Auch dieses Mal konnten einige große Namen sowie gestandene Erstligisten den Fall in die Zweitklassigkeit nicht abwenden. Bekannte Absteiger von Nordengland bis Südanatolien... Abstiegsdramas und Relegations-Pleiten – Die namhaften Absteiger 2016/17

 _Frust - slowakischer Teamspieler

Auch dieses Mal konnten einige große Namen sowie gestandene Erstligisten den Fall in die Zweitklassigkeit nicht abwenden. Bekannte Absteiger von Nordengland bis Südanatolien zeigen einmal mehr, dass große Erfolge und bittere Rückschlage im Fußball oftmals nur wenige Spielzeiten oder gar nur wenige Minuten voneinander entfernt sind.

AFC Sunderland – erstmals zweitklassig seit 2007

Die langjährigen „Unabsteigbaren“ aus Nordengland müssen nun doch den Gang in die zweithöchste Spielklasse antreten. Ein katastrophaler Ligastart besiegelte bereits früh das Schicksal der „Black Cats“, erst in Runde elf konnte der erste Sieg eingefahren werden. Zudem kämpfte die Mannschaft von Ex-Manchester United-Coach David Moyes mit überalterten Leistungsträgern, von denen einige wie auch der Trainer selbst keine Zukunft beim Verein haben werden.

Einer der wenigen Lichtblicke, neben einem späten Karrierehoch von Englands Teamstürmer Jermaine Defoe, waren die treuen Zuschauer, die auch trotz der Negativserien für eine gut besuchte Kulisse sorgten und einen Saisonschnitt von über 40.000 Zusehern pro Partie erreichten. Nächste Saison droht nicht zuletzt aufgrund der Konkurrenz eine schwierige Spielzeit, zudem ist die Vorherrschaft im Nordosten Englands nun zum wiederaufgestiegenen Newcastle United gewandert.

FC Lorient – erstmals zweitklassig seit 2006

Einen ähnlichen Status wie die Briten besaß der FC Lorient in Frankreich. Innerhalb der letzten zehn Jahre waren die Bretonen meist im hinteren Tabellenfeld zu finden, nun erwischte es die Liga-18. In der Relegation gegen EC Troyes. Ein besonders bitterer Rückschlag, da Lorient im engen französischen Abstiegskampf erst am letzten Spieltag auf den Relegationsrang zurückgefallen war.

Nachträglich wirkten sich die Sommer-Abgänge von Charles Ndong zu Sunderland sowie von Raphael Guerreiro zu Borussia Dortmund fatal auf das Mannschaftskollektiv aus, auch der Trainerwechsel von Sylvain Ripoli zu Bernard Casoni brachte nicht den gewünschten Aufwärtstrend. Selbst Ex-Nationalkeeper Mickael Landreau konnte als Interimscoach im Abstiegs-Play-off den Gang in die Ligue 2 nicht entscheidend bekämpfen. Stand jetzt dürfte jedoch ein großer Umbruch ausbleiben und der sofortige Wiederaufstieg angestrebt werden.

Gaziantepspor – erstmals zweitklassig seit 1990

Auf eine nicht nur sportlich schwarze Saison blickt man im südanatolischen Gaziantep zurück. Der Verein von Ex-Rapidler Muhammed Ildiz steigt nach 27 Jahren in der höchsten Spielklasse ab. Aufgrund der politisch sowie wirtschaftlich angespannten Situation stand die Saison bereits im Sommer unter keinem guten Stern, wettbewerbsübergreifende acht Niederlagen in Serie ließen bereits im Herbst die Lage trist erscheinen. Selbst die Bestellung von Bülent Uygun als Trainer sowie die Verpflichtung des Deutsch-Tunesiers Änis Ben-Hatira aus Darmstadt konnten das Blatt nicht mehr wenden. Noch während der laufenden Saison schien die Mannschaft komplett auseinander zu fallen, mit erneuten fünf Niederlagen in Serie verlässt der kurzzeitigen Arbeitgeber von Roland Linz als 17. die Liga.

Überschattet wurde das Frühjahr zudem durch den Todesfall des 13-fachen tschechischen Teamspielers Frantisek Rajtoral, der mit erst 31 Jahren aus dem Leben schied. Somit gilt es in der kommenden Saison nicht nur Rückschläge auf dem grünen Rasen zu verarbeiten.

FK Dnipro Dnipropetrowsk – erstmals in der Ukraine zweitklassig

Vor zwei Jahren war der Europa League-Pokal zum Greifen nahe, danach folgte der brutale Absturz, der nun in der erstmaligen Zweitklassigkeit reüssiert. Der Anfang vom Ende begann bereits in der Zeit der größten Erfolge, ausstehende Gehälter sowie angehäufte Schulden ließen unmittelbar nach der Finalniederlage Stars wie Yevhen Konoplyanka und Nikola Kalinic ziehen, von den Europacup-Helden blieben dadurch überhaupt nur die Routiniers Ruslan Rotan und Evgen Cheberyachko übrig, die diesjährige Meisterschaft beendete man quasi mit einer Jugendmannschaft. Gründe für das Scheitern des Vereins aus der Ostukraine waren nicht nur personelle Abgänge, die wirtschaftlich prekäre Situation in der Ukraine ließ auch Klubbesitzer Igor Kolomoiky finanziell kürzer treten. Sanktionen wie Punkteabzüge und Transferverbote taten ihr Übriges zur sportlichen Misere, weshalb Dnipro nächstes Jahr erstmals in der zweiten ukrainischen Liga antreten muss.

Helsingborgs IF – erstmals zweitklassig seit 1992

Bereits im November des letzten Jahres setzte es das erste Abstiegsdrama – Helsingborgs IF, 2011 noch schwedischer Meister, stieg nach einer Relegationsniederlage gegen Halmstads BK ab. Zunächst schien man den drohenden Abstieg noch abwenden zu können, zwei späte Tore der Gegner in Minute 86. und 89. brachten den Traditionsklub aus Skane jedoch auf die Verliererstraße. Schon nach Schlusspfiff entluden sich die Emotionen, fanatische Unruhestifter stürmten das Feld und rissen dem 18-jährigen Stürmer Jordan Larsson, Sohn von Ex-Barcelona-Speiler und damaligen Helsingborgs-Trainer Henrik Larsson, das Trikot vom Leib. Mittlerweile haben sich die Wogen im Verein wieder einigermaßen geglättet, bis auf Larsson, der sich Nijmegen anschloss, wurden die meisten Profis gehalten. Unter Neo-Trainer Per-Ola Ljung liegt Helsingborgs aktuell auf Platz drei der Ganzjahresmeisterschaft und ist damit auf einem guten Weg den sofortigen Wiederaufstieg realisieren zu können.

Hapoel Tel Aviv – erstmals zweitklassig seit 1990

Bitterer Abstieg für den ehemaligen Europacup-Schreck: Hapoel Tel Aviv erreichte nach den letzten Jahren im Ligamittelfeld einen neuen Tiefpunkt in Form des zweiten Abstiegs der Klubgeschichte. Ein Abzug von neun Punkten während der laufenden Saison sowie die permanente Gefahr der Insolvenz waren maßgeblich für die verkorkste Saison des israelischen Arbeitervereins. Auch drei verschiedene Trainer im Laufe der Spielzeit konnten wenig an der tristen Situation ändern, der schmerzliche Punkteverlust brach dem Verein im Kampf um den Klassenerhalt schlussendlich doch das Genick. Immerhin wollen die erst im Winter hinzugestoßenen Investoren um das Brüderpaar Nisanov dem Verein die Treue halten und peilen trotz aller drohenden Abgänge eine möglichst rasche Rückkehr in die höchste Spielklasse an.

Martin Wallentich, abseits.at

Martin Wallentich

Keine Kommentare bisher.

Sei der/die Erste mit einem Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert