Albanien fährt zur EM: Mit Disziplin, Schweizer Hilfe und etwas Glück zur Sensation
Fußball international 12.Oktober.2015 Daniel Mandl 1
Nach Island und Nordirland hat die EM 2016 einen dritten, absoluten Underdog. Die albanische Nationalmannschaft qualifizierte sich gestern mit einem 3:0-Auswärtssieg über Armenien für die Endrunde.
Im letzten Jahr sorgte die Mannschaft des italienischen Trainers Gianni De Biasi für einige handfeste Sensationen. Die Qualifikation wurde mit einem 1:0-Auswärtssieg in Portugal begonnen. Dieses wurde von einem respektablen Heimremis gegen Dänemark und dem Skandalspiel in Serbien gefolgt, das aufgrund massiver Ausschreitungen mit 3:0 für die Albaner gewertet wurde. Dieses Spiel war wohl der Schlüssel für eine erfolgreiche albanische EM-Qualifikation, zumal dadurch auch Serbien auf Distanz gehalten wurde. Die erste Hälfte der Fünfergruppe wurde schließlich mit einem 2:1 über Armenien abgeschlossen.
Kein Auswärts-Gegentreffer
Die clevere Herangehensweise der Albaner in der Fremde war der zweite Schlüssel zum Erfolg. Das Team verlor kein Auswärtsspiel, kassierte auf fremdem Boden keinen Gegentreffer. Die einzigen Niederlagen der Quali setzte es zu Hause: Zunächst 0:1 gegen Portugal, dann 0:2 gegen Serbien. Trotz dieser Niederlagen hatte es Albanien am letzten Spieltag der Gruppe I in der eigenen Hand, die EM-Teilnahme zu fixieren. Beim 3:0-Auswärtssieg in Armenien sorgten ein Eigentor, sowie Treffer von Berat Djimsiti und Armando Sadiku für die drei Punkte.
Albanisch-Schweizerische Stützen
Einige der Stützen der albanischen Nationalmannschaft spielen in der Schweiz bzw. wurden in der Schweiz geboren. So spielen etwa der Schweizer Torschützenkönig Shkelzen Gashi vom FC Basel, einst Schweizer U21-Teamspieler, oder die Basler Stütze Taulant Xhaka, ebenfalls ein Akteur, der alle Schweizer Nachwuchsnationalteams durchlief, eine tragende Rolle bei den Albanern. Die beiden Torschützen beim 3:0 über Armenien, Sadiku und Djimsiti, spielten aktuell für den Zürich. Djimsiti wurde in Zürich geboren und entschied sich ebenfalls erst nach der U21 für Albanien.
Massive Mittelfeldzentrale und ein Ex-BL-Spieler
Von den 26 Spielern, die zuletzt ins Nationalteam einberufen wurden, wurden nur 18 in Albanien geboren. Sechs Spieler sind gebürtige Schweizer, hinzu kommen je ein gebürtiger Mazedonier und Norweger. De Biasi praktiziert traditionell ein 4-1-4-1-System, in dem die beiden offensiveren zentralen Mittelfeldspieler zumeist nominell defensive Mittelfeldspieler sind. Bei gegnerischem Ballbesitz weicht das flexible und kampfstarke Mittelfeld weit zurück, sodass eine 4-3-2-1-Formation entsteht. Somit ist es sehr schwierig den dicht gestaffelten Albanern ein Tor zu erzielen und zugleich sind die Nadelstiche, die dieser unangenehme Gegner setzt stets gefährlich. Der Tor-Rekordhalter der aktuellen albanischen Elf ist übrigens der Ex-Rieder und –Rapidler Hamdi Salihi, der elf Tore für die Nationalmannschaft erzielte und aktuell für den Europa-Laegue-Starter Skenderbeu Korce auf Torjagd geht. Gesetzt ist Salihi allerdings derzeit keineswegs.
Im Vorfeld nicht auf dem Zettel
Die Stärke der Albaner zeichnete sich in den letzten Jahren nicht ab. Die Mannschaft profitierte definitiv von der einzigen Fünfergruppe der Qualifikation und einem günstigen Qualifikationsverlauf. Zudem schwächelten sämtliche Gegner: Portugal präsentierte sich stets verwundbar, Dänemark blieb farblos, Serbien enttäuschte auf der ganzen Linie und selbst Armenien blieb klar hinter den Erwartungen. In den drei letzten Qualifikationen für Großereignisse wurde Albanien immer Fünfter von Sechs.
Schon seit Jahren schwer zu knacken
Auffällig war aber auch, dass die taktisch sehr disziplinierte Mannschaft im letzten Jahrzehnt trotz weniger Punkte nur sehr selten richtig unter die Räder kam. Das letzte Mal, dass die Albaner drei Tore kassierten, ist mittlerweile vier Jahre her: Damals verlor man in der Qualifikation zur EURO 2012 mit 0:3 in Frankreich. Die letzte richtige Klatsche ist bereits acht Jahre her: In der Quali zur EM 2008 verlor das Team mit 1:6 in Rumänien. Bei der EM wird Albanien dennoch der Underdog schlechthin sein: Von 74 Spielen gegen aktuelle Top-20-Mannschaften der FIFA-Weltrangliste gewann Albanien nur sieben.
Österreich mit weißer Weste gegen möglichen EM-Gegner
Die Albaner sind bei der EM im nächsten Jahr natürlich auch ein möglicher Gegner für die ÖFB-Elf. Bisher gab es sechs Duelle dieser beiden Teams – alle gingen an die Österreicher. Alle sechs Duelle fanden zwischen 1980 und 1987 statt. Die meisten österreichischen Treffer gegen Albanien erzielte Walter Schachner (4), gefolgt von Toni Polster und Kurt Welzl (je 2).
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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