Auf Torjagd im Orient: Die Klub-WM beginnt! (2)
Fußball international 12.Dezember.2013 Andreas Breitenberger 1
Vom 11. bis 21. Dezember findet in Marokko die zehnte Auflage der Klub-WM statt. In Agadir und Marrakesch kämpfen die Gewinner der jeweiligen Kontinentalwettbewerbe um den Titel Klubweltmeister 2013. Aus Europa ist der Champions-League-Sieger FC Bayern München dabei. Aber woher kommen die anderen Teilnehmer? Und können die auch kicken? Ein Exkurs in fremde Fußballwelten.
Guangzhou Evergrande: Neureicher Klub aus dem Land des Lächelns
Als Xu Jiayin den Verein im Jahr 2010 übernahm, hatte er große Ziele: Innerhalb von fünf Jahren sollte Guangzhou Evergrande die asiatische Champions League gewinnen. Der Immobilien-Tycoon verpflichtete das argentinische Talent Dario Conca, für die Rekordablösesumme von sieben Millionen Dollar. Es folgten weitere Transfers von Spielern aus Südamerika, die zusammen mit hungrigen chinesischen Kickern ein funktionierendes Team bildeten und die heimische Liga dominierten. Einen erneuten Schub bekam das Team 2012 als der Taktikfuchs Marcello Lippi als Coach verpflichtet wurde. Daraufhin gelang Guangzhou in diesem Jahr der große Wurf und sie gewannen die AFC Champions League, zwei Jahre früher als geplant. Maßgeblich daran beteiligt war auch ein Brasilianer: Der 24-jährige Elkeson erzielte wettbewerbsübergreifend in 38 Spielen 31 Tore und bereitete weitere 16 Treffer vor.
Evergrande ist also zurzeit das Maß aller Dinge in China und Asien. Das honorieren auch die Fans. Zu den Heimspielen kommen durchschnittlich 40.000 Zuschauer ins Tianhe Stadion. Beim Hinspiel des AFC Champions League Finales war das Stadion restlos ausverkauft.
Der Verein aus dem Süden Chinas hat sich zu einem hochprofessionellen Klub entwickelt, der den Wert von Jugendarbeit erkennt. Zusammen mit Real Madrid hat man eine Fußballschule für junge Talente gegründet. Dadurch soll der Verein nachhaltig an der Spitze des asiatischen Fußballs etabliert werden.
Für Dario Conca wird die Klub-WM allerdings das letzte Turnier für Guangzhou sein – er kehrt zurück zu Fluminense Rio de Janeiro. Zuvor möchte er allerdings noch mit den Chinesen in Marokko für Furore sorgen. Getreu dem Motto von Guangzhou Evergrande: Be the best forever.
Al-Ahly Kairo: Ein Verein ohne Liga
Nach den Ausschreitungen beim Spiel Al-Masr gegen Al-Ahly am 01. Februar 2012, als in kriegsähnlichen Zuständen 74 Menschen ums Leben kamen, erklärte Mohamed Aboutreika seinen Rücktritt vom Fußball. Die Mittelfeldikone wollte ein verletztes Kind retten. Es starb in seinen Armen. Mittlerweile spielt der afrikanische Zidane wieder, doch dieser Tag hat den ägyptischen Fußball für immer verändert. Seitdem ist der Ligabetrieb ausgesetzt, auch wenn zwischendurch – ohne Publikum – wieder begonnen wurde. Spielpraxis sammelt Al-Ahly ausschließlich in der CAF Champions League, die sie in diesem Jahr erneut gewinnen konnten. Mit acht Siegen, sind sie der Rekordsieger. Al-Ahly Kairo ist einer der erfolgreichsten und beliebtesten Klubs in Afrika. Vor der Katastrophe wurden sie sechs Mal in Folge Meister.
Aktuell ist das Team vor allem mit Spielern aus Ägypten besetzt. Wie eng Politik und Fußball in Ägypten verzahnt sind, erfuhr der Stürmer Ahmed Abdelzaher am eigenen Leib. Im Finale des CAF-Cups erzielte er den 2:0-Endstand, feierte dies mit einem Gruß an die Muslimbrüderschaft und wurde dafür umgehend vom Verein suspendiert. Er ist also bei der Klub-WM nicht dabei.
Im letzten Jahr war Al-Ahly ebenfalls bei dem Turnier vertreten. In der ersten Runde, konnten sie den asiatischen Vertreter ausschalten. Ob dies wieder gelingt bleibt abzuwarten, immerhin haben sie mit Guangzhou einen wesentlich stärkeren Gegner. Die Fans des ägyptischen Klubs sind jedenfalls optimistisch. Sie freuen sich bereits auf ein mögliches Duell mit dem großen FC Bayern München. Die Facebook-Seite des deutschen Meisters wird geradezu überschwemmt von arabischen Kommentaren. Einer davon ist der von Os Iglesias: „Alle Ägypter stehen hinter Bayern und freuen sich auf ein Duell mit Ahly in Marokko.“
Atletico Mineiro: Ehemaliger Weltfußballer als Leitwolf
Ronaldo de Assis Moreira oder kurz Ronaldinho hat in seiner Karriere schon viel gewonnen. Er wurde Weltmeister, Champions League Sieger und in den Jahren 2004 und 2005 zum Weltfußballer gewählt. In diesem Jahr kam ein weiterer Titel hinzu: Copa Libertadores Sieger. Atletico Mineiro konnte diesen Wettbewerb in diesem Jahr zum ersten Mal überhaupt gewinnen.
Trainer Cuca hat mit vielen technisch versierten Kickern ein spielstarkes Team geformt. Mit dem Abwehrrecken Rever, dem Superstar Ronaldinho und dem ehemaligen Riesentalent Jo hat er eine starke Achse etabliert. Im Tor steht mit Victor ein wahrer Teufelskerl, der auf dem Weg zum Gewinn der Copa Libertadores drei Elfmeter hielt.
Das Team aus Belo Horizonte hat eine lange Tradition. Ihren größten nationalen Triumph feierten sie 1971, als sie die erstmals ausgespielte Meisterschaft gewannen. Nachdem der Klub zwischenzeitlich sogar in den Niederungen der zweiten Liga versunken war, holten sie sich 2006 den Titel in der Serie B und stiegen somit auf. Seit Cuca nun das Sagen hat, mauserten sich die Schwarz-Weißen wieder zu einem der angesehensten Teams der Liga.
Unterstützt wird die Mannschaft durch die ihre fußballbegeisterten Fans – speziell in den Derbys gegen Cruzeiro Belo Horizonte und America Mineiro.
An der Klub-WM nimmt Atletico zum ersten Mal teil. Neben Bayern München sind sie als Gewinner des südamerikanischen Wettbewerbs gesetzt. Und Ronaldinho hat sich dafür schon mal warm geschossen: Beim 2:2 gegen Vitoria am vergangenen Wochenende erzielte er beide Treffer.
Andreas Breitenberger, abseits.at
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