Alles neu in Malmö: Rosenberg und zehn Neue fordern RB Salzburg erneut
Champions League 27.Juli.2015 Daniel Mandl 0
Malmö ist aktuell Fünfter in der schwedischen Liga und baute nach einem sehr starken Saisonstart mit sieben Spielen ohne Niederlage ab Ende Mai ab. Eine 0:3-Niederlage zu Hause gegen Kalmar läutete eine Schwächeperiode ein, aus der sich die Hellblau-Weißen bis heute nicht wirklich befreiten. In den letzten zwölf Pflichtspielen gab es nur vier Siege, unter anderem in den letzten beiden Spielen gegen GIF Sundsvall (3:0) und bei Zalgiris Vilnius (1:0).
An der Grundausrichtung der Schweden hat sich seit dem letzten Mal nichts verändert. Der norwegische Coach Age Hareide setzt auf ein 4-4-2 mit Doppelsechs, von dem er praktisch nie abweicht. Unter den Fans stößt dieses Konzept doch immer wieder auf Ablehnung: Man möchte attraktiveren Fußball sehen, versteht nicht zu 100%, wieso man diese defensive Ausrichtung etwa auch in Heimspielen gegen Teams wie Atvidabergs FF oder Örebro aufbieten muss. Die richtig schwierigen Auswärtsspiele bestreitet Hareides Team manchmal sogar in einem 3-5-2-System – so heuer schon gesehen gegen Göteborg und Elfsborg.
Der Torhüter
Auf der Torhüterposition hatte Malmö zuletzt Probleme unterschiedlicher Natur. Der Stammtorhüter Robin Olsen wechselte vor drei Wochen zu PAOK und im Spiel gegen Zalgiris Vilnius vor einer Woche verletzte sich dessen Ersatzmann Zlatan Azinovic. Somit war der erst 16-jährige Marko Johansson der einzige verbliebene Torhüter, weshalb Malmö spontan am Transfermarkt zuschlug. Der 34-jährige Teufelskerl Johan Wiland wechselte nach über fünf Jahren bei Kopenhagen zurück nach Schweden, wo er zuvor bereits lange Zeit für Elfsborg spielte. Der neunfache Teamtorhüter ist ein sehr erfahrener Mann mit reichlich Champions-League-Erfahrung, gilt als furchtloser Musterprofi. Bei Kopenhagen kam er zuletzt nicht mehr am dänischen Teamkeeper Stephan Andersen vorbei.
Heute wurde mit Frederik Andersson ein weiterer Torhüter präsentiert. Der 26-jährige 196cm-Mann kommt aus der dritten Liga von Örgryte und soll das Backup für Wiland sein.
Die Innenverteidigung
Den Abwehrchef des Teams kennt Salzburg – wie die meisten Spieler Malmös – noch nicht, denn letztes Jahr spielte der 29-jährige Rasmus Bengtsson noch in den Niederlanden für den FC Twente. Bengtsson soll auf lange Sicht der ruhende Pol in der jungen Malmö-Hintermannschaft sein und wurde daher mit einem Vertrag über 4 ½ Jahre ausgestattet. Mit seinem verletzungsbedingten Ausfall nach der achten Runde begann die Talfahrt Malmös. Erst als er nach fast zweimonatiger Verletzungspause zurückkam, wurde die Defensive wieder stabiler. Beim letzten Ligaspiel wurde Bengtsson, dem nachgesagt wird, dass er zu tief steht und sich im Aufbau zu wenig zutraut, geschont.
Neben Bengtsson gibt es zwei Kandidaten, die momentan annähernd gleichauf sind. Der routiniertere der beiden ist der Isländer Kári Árnason, der gerade erst aus Englands zweiter Liga zu Malmö stieß, um den zu Hellas Verona abgewanderten Helander zu ersetzen. Der 190cm große Innenverteidiger ist aktueller Teamspieler seines Landes und ist im Spielaufbau besser als Bengtsson. Dafür mangelt es Árnason an Schnelligkeit, die wiederum der Uruguayer Felipe Carvalho mitbringt. Der 21-Jährige gab am Wochenende gegen GIF Sundsvall sein Debüt und präsentierte sich als beinharter Zweikämpfer, der seinem Gegenspieler Pa Dibba keine Luft zum Atmen gab. Allerdings wurde er bereits nach 56 Minuten mit Krämpfen ausgewechselt und schafft wohl auch gegen Salzburg keine 90 Minuten. Daher ist eine Variante mit Árnason wahrscheinlicher.
Mit Franz Brorsson hat Age Hareide noch eine junge Option. Der 19-jährige Schwede kann in der Abwehr auf allen Positionen eingesetzt werden, spielte zuletzt beim Rückspiel gegen Zalgiris Vilnius in der Innenverteidigung durch. Er dürfte aber nur ein Notnagel für das schwere Spiel gegen Salzburg sein.
Die Außenverteidigung
Auf der rechten Seite spielt einer der Shooting Stars des Teams: Anton Tinnerholm kam erst vor einem Jahr zu Malmö, spielte sich aber sofort in der ersten Elf fest und überzeugt mit ausgeprägtem Offensivdrang und großer Laufstärke. Über Malmö spielte sich der 24-Jährige zuletzt ins schwedische Nationalteam, wo er bisher dreimal zum Einsatz kam. Gegen Zalgiris Vilnius erzielte er das entscheidende Tor und in der Vorsaison durfte er bereits Champions-League-Luft schnuppern – Tinnerholm spielte in allen sechs Partien von Beginn an.
Tinnerholms Ersatzmann ist der 19-jährige Norweger Andreas Vindheim. Aber auch der bereits erwähnte Franz Brorsson kommt immer wieder als Rechtsverteidiger zum Einsatz. Vorbeikommen gibt es für die beiden Jungs gegen den grundsoliden Tinnerholm aber keines.
Links spielt der Peruaner Yoshimar Yotún, ein echter Terrier, knochenhart und oft an der Grenze des Erlaubten wandelnd. Der 25-Jährige spielt seit einem halben Jahr für Malmö, bestritt bereits 46 Länderspiele für Peru und sah bei seinen beiden heimischen Stationen Sporting Cristal und José Gálvez in nicht ganz sechs Profisaisonen neun rote Karten. Zudem flog der laufstarke und oft etwas übermotivierte Yotún auch beim Nationalteam zweimal vom Platz. Somit „marschierte“ der nur 169cm große Südamerikaner innerhalb von 6 ½ Jahren schon elfmal.
Sein Ersatzmann ist der guineisch-stämmige Schwede Pa Konate, 21, der im Vorjahr beim 3:0 gegen Red Bull Salzburg als Linksverteidiger durchspielte. Gegen die energische Gangart Yotúns hat er aber aktuell keine Chance.
Das zentrale Mittelfeld
Auch der starke neue Sechser Malmös ist den Salzburgern aus dem Vorjahr noch nicht vertraut. Oscar Lewicki, ein polnisch-stämmiger Schwede, durchlief drei Jahre lang die Nachwuchsmannschaften des FC Bayern München und sämtliche schwedische U-Auswahlen. Der 23-Jährige ist ein enorm intelligenter, antizipativer Mittelfeldspieler, der bereits das Interesse größerer Klubs auf sich zog. Zwar ist Lewicki ein Spieler, der keinen Zweikampf scheut, allerdings erlaubt seine Spielweise dem nur 173cm großen Defensivmann, dass er vielen Duellen durch vorausschauendes Spiel aus dem Weg geht. In 15 Saisonspielen erzielte er zwei Tore und bereitete vier vor.
Ersatzmann für Lewicki ist der 19-jährige Erdal Rakip, der seit knapp zwei Jahren behutsam aufgebaut wird und mittlerweile auch immer wieder in der Startelf seines Teams steht. Der Ghanaer Enoch Kofi Adu, letztes Jahr noch zweimal Starter gegen Salzburg, ist mittlerweile auch nur noch ein Backup. Der 24-Jährige ist ebenfalls ein Abräumer für die Sechserposition.
Gegen Sundsvall geschont wurde einer der Stars im Mittelfeld von Malmö: Der Norweger Magnus Wolff Eikrem wechselte an seinem 16.Geburtstag von Molde BK zu Manchester United, kickte später wieder für Molde, Heerenveen und erfolglos in Cardiff, ehe er nach Schweden wechselte. Die Spielzeit 2015 ist die erste Saison des umsichtigen, trickreichen und torgefährlichen Eikrem. Und er enttäuscht die Fans keineswegs: Nach 16 Ligaspielen hält Eikrem bei sechs Toren und sieben Assists. Er stellt den offensiveren Part im zentralen Mittelfeld Malmös dar. Allerdings ist bei ihm noch nicht sicher, ob er tatsächlich auf der Achterposition aufläuft. Eikrem spielte in der laufenden Saison auch schon im rechten und linken Mittelfeld, zeigte überall gleichermaßen gute Leistungen. Wo er schließlich beginnt, ist Geschmackssache, aber eine Aufstellung in der Zentrale wäre wohl aufgrund der hohen Ballkontrolle, die Eikrem mitbringt, gegen einen starken Gegner wie Salzburg naheliegend. Gegen die schwedischen Topteams Göteborg und Elfsborg spielte er ebenfalls zentral.
Die Flügelspieler
Im linken Mittelfeld darf man mit dem 26-jährigen Tobias Sana rechnen, der zuletzt 1 ½ Jahre bei Ajax Amsterdam spielte, aber nach gutem Start den Durchbruch nicht schaffte. Der agile und dribbelstarke Sana befindet sich bei Malmö noch in einer Eingewöhnungsphase, überzeugte noch nicht hundertprozentig, sollte sich aber durch die Rückendeckung des Peruaners Yotún nach und nach besser einleben und zu einer gefährlichen Waffe im Konterspiel werden. Sana sucht das Eins-gegen-Eins, zeigt aber Mängel im Passspiel. Er ist kein Spieler, der zur Grundlinie geht, sondern spielt eher invers und agiert in der Offensive häufig auf einer Halbposition. Er gilt als einer der Gewinner der letzten Wochen.
Auf der rechten Seite könnte mit dem Serben Vladimir Rodic ein unbeschriebenes Blatt spielen. Der 21-Jährige stieß erst vor knapp zwei Wochen von Rad Belgrad zu Malmö und bestritt gerademal zwei Spiele für den Klub. Dabei erzielte er aber einen Treffer und bereitete einen weiteren vor. Rodic ist ebenfalls schnell, technisch beschlagen und kann auf den Außenbahnen praktisch auf jeder Position spielen. In der rechten Verteidigung ist aufgrund des starken Tinnerholm kein Platz für ihn, weshalb er wohl fürs rechte Mittelfeld eingeplant ist. Dort passt Rodic gut hinein, zumal er wie Sana ein einrückender Mittelfeldspieler und kein klassischer Flankenläufer ist. Seinen bisher einzigen Treffer für Malmö erzielte er mit einem typischen Diagonallauf, der ihn letztlich auf der linken Angriffsseite in Schussposition brachte. Dieses Kreuzen und die horizontale Fluidität der beiden Außenspieler ist nur schwer zu verteidigen und eines der Assets der Schweden.
Rodic‘ Vorteil ist, dass der einstige Star des Teams, der in Uruguay geborene Belgier Guillermo Molins noch immer nicht ganz auf der Höhe ist. Der 26-Jährige ist bereits länger im Kader und spielte 2013 und 2014 phasenweise bärenstark, wurde aber im Juni 2014 von seinem zweiten Kreuzbandriss zurückgeworfen. Daher bestritt Molins in den erwähnten Jahren nur 22 Spiele für Malmö, in denen er aber 16-mal traf. In der laufenden Saison reichte es aber nur für Kurzeinsätze, zumal der ehemalige Anderlecht-Kicker noch immer mit körperlichen Problemen und entsprechenden Formschwankungen zu kämpfen hat.
Somit ist der 22-jährige Simon Kroon noch eher ein Backup fürs rechte Mittelfeld. Auf der linken Seite ist der Eigenbauspieler Pawel Cibicki eine Option, die immer wieder ins Geschehen geworfen wird und auch im Angriff spielen kann.
Die Angreifer
Der Einserstürmer der Schweden ist den Salzburgern natürlich noch in schmerzlicher Erinnerung. Markus Rosenberg, jahrelang Legionär bei Werder Bremen, schenkte den Bullen im Rückspiel in Malmö zwei Tore ein und bejubelte in der Saison 2014 stolze 24 Pflichtspieltore. Heuer traf er bisher fünfmal in der Liga und zweimal im Cup, ist von der Form des Vorjahres doch ein großes Stück entfernt. Allerdings gilt Rosenberg auch als Zirkuspferd, das in wichtigen Spielen besondere Leistungen abruft.
Treffsicherer präsentierte sich der zweite, eher hängende Angreifer Jo Inge Berget, der im Winter von Celtic kam. Allerdings eher zu Saisonbeginn: Bis zum Mai erzielte Berget sieben Tore in der Liga und zwei im Cup, war dann kurz verletzt und kommt jetzt erst langsam wieder zurück. Der 24-jährige Norweger hat Zug zum Tor, gilt als Spieler, der sehr schnell abschließt und ist im Zweifelsfall auch eine sehr offensive Variante für die linke Außenbahn.
Vorerst ist es aber wahrscheinlicher, dass Berget nur zweite Geige spielt und dafür Augsburg-Leihgabe Nikola Djurdjic von Beginn an gebracht wird. Der 29-Jährige brauchte bei seinem Debüt nur zwei Minuten für seinen ersten Treffer für Malmö. Der durchsetzungsstarke, kräftige Angreifer hatte zuletzt mit muskulären Problemen zu kämpfen und wird gegen Salzburg wohl noch nicht reif für 90 Minuten sein – umso gefährlicher ist er aber, denn der arbeitende Angreifer kann sich somit auf kürzere, intensivere Aktionen beschränken und Leerläufe in der zweiten Hälfte vermeiden. Mit seiner Verpflichtung bis zum Ende des Jahres machte sich Malmö noch einmal variabler.
Zu guter Letzt darf man auch den 25-jährigen Albaner Agon Mehmeti nicht aus den Augen verlieren. Nachdem er sich in Italien und Portugal nicht durchsetzen konnte, kehrte er vor einem Jahr zu Malmö zurück und steuerte seitdem als Dauerreservist immerhin fünf Pflichtspieltore bei.
Alles neu
Es ist eigentlich kaum zu glauben, aber betrachtet man die momentane „Einsergarnitur“ Malmös im Vergleich zur Vorsaison, so findet man nur Markus Rosenberg wieder. Alle anderen Stammspieler wurden seit der erfolgreichen Qualifikation Malmös zur Champions League ausgewechselt. Einen Vergleich mit dem Malmö FF der Vorsaison zu ziehen, ist somit praktisch unmöglich. Die Spielertypen sind ähnlich, die Spieler aber nicht.
Entgegen zahlreicher widersprüchlicher Medienberichte erwischt Salzburg die Schweden diesmal in einer mittelmäßigen Form. Auch wenn die letzten beiden Spiele gewonnen wurden, ist diese Mannschaft noch lange nicht so gefestigt, dass man von einem Gegner auf Augenhöhe sprechen muss. Dass Malmö 2015 bei Standards anfällig ist und die Spritzigkeit in der Defensivzentrale fehlt, sobald man das Mittelfeld überwunden hat, sind angenehme Nebeneffekte.
Die mögliche Aufstellung
Das letzte Spiel
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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