Analyse der Geldverteilung in der Champions League 2015/16
Champions League 10.November.2016 Christoph Trompeter 0
Kürzlich veröffentlichte die UEFA die Geldausschüttungen für die vergangene Saison der Champions League. Darunter fallen die vom sportlichen Erfolg abhängigen Prämien sowie die Einnahmen aus dem Verkauf der TV-Rechte. Dabei lassen sich einige unerwartete Beobachtungen feststellen.
Die endgültige Summe, die ein Klub bekommt, wurde aus folgenden Kriterien berechnet:
- Teilnahme an Playoffs, Teilnahme an Gruppenphase, dem Erreichen weiterer Runden und dem Performance Bonus (gesamt: 767,5 Mio. Euro)
- Market Pool (gesamt: 577,7 Mio. Euro)
Die Play-off-Teilnehmer kassierten einheitlich 3 Mio. Euro. Genauso gab es für jeden Teilnehmer an der Gruppenphase fix 12 Mio. Euro. Durch das Erreichen des Achtelfinals bekam man 5,55 Mio., für das Viertelfinale 6 Mio. und für das Halbfinale 7 Mio. Euro. Der Finalverlierer erhielt 10,5 Mio. und der Sieger 15 Mio. Euro. Dabei ist natürlich zu berücksichtigen, dass bei einem weiten Vorstoßen logischerweise der Performance Bonus (s.u.) ansteigt. Betrachtet man alles zusammen, konnte ein Klub über den sportlichen Erfolg bestenfalls 54,5 Mio. Euro erzielen (ohne Playoff-Teilnahme).
Der Performance Bonus setzte sich aus den Ergebnissen zusammen. Für einen Sieg gab es 1,5 Mio., für ein Unentschieden 0,5 Mio. Euro. Bei jedem Unentschieden bleiben folglich 0,5 Mio. Euro übrig, welche zusammengelegt und an alle Klubs proportional abhängig von ihren Siegen verteilt wurden.
Der Market Pool war das einzige Kriterium, welches länderspezifisch ist. Hier hing es davon ab, wie viel Geld die TV-Anstalten zahlten. In jedem Land wurde die eine Hälfte des Market Pools anhand folgender Positionen der jeweiligen Liga in der UEFA-Fünfjahreswertung vergeben:
4 Klubs (Pos. 1-3) | 3 Klubs (Pos. 1-3) | 3 Klubs (Pos. 4-6) | 2 Klubs (Pos. 4-6 u. 13-15) | 2 Klubs (Pos. 7-12) | 1 Klub (Pos. 7-54) | |
Meister | 40% | 45% | 50% | 55% | 65% | 100% |
Vizemeister | 30% | 35% | 35% | 45% | 35% | |
Dritter | 20% | 20% | 15% | |||
Vierter | 10% |
Die andere Hälfte leitete sich von der Anzahl an Spielen ab, die ein Klub bestritt, weshalb hier sportlicher Erfolg also auch ein Kriterium war. Da die Playoffs auch schon zur Zentralvermarktung gehörten, galt der Market Pool hier ebenfalls, allerdings nicht in allen Ländern, sondern nur in Ländern, die mindestens einen Teilnehmer fix in der Gruppenphase hatten. Schied man aus, gab es immerhin 10% des gesamten Market Pools des Landes. So konnte beispielsweise Lazio 13,8 Mio. Euro einnehmen, ohne es in die Gruppenphase zu schaffen:
Gesamtbetrachtung
Die UEFA nimmt sich natürlich ihren Teil von den TV-Geldern, aber die folgenden Zahlen zeigen, welche Summen insgesamt an die Klubs flossen. Außerdem ist das nicht alles an TV-Geldern, denn auf anderen Kontinenten und in europäische Länder ohne CL-Teilnehmer werden die Übertragungsrechte auch verkauft.
Durch den Market Pool entstehen großen Unterschiede, die sich teilweise auch nicht durch gutes sportliches Abschneiden wegmachen lassen. Klubs aus kleinen Nationen leiden besonders darunter, da deren TV-Anstalten aufgrund der niedrigeren Einwohnerzahl nicht so viel bezahlen können wie die aus den großen fünf Ländern.
Zusätzlich wird in diesem Diagramm deutlich, dass die Teilnehmer an den Playoffs, wenn sie nicht aus den großen Nationen kommen, am wenigsten verdienen. So liegen auf den letzten sieben Plätzen allesamt Klubs aus Ländern mit kleinen TV-Märkten, die andererseits aber auch alle nicht ins Achtelfinale gekommen sind. Außerdem zeigt sich die enorme Wichtigkeit des Participation Bonus für kleine Nationen, weil der Anteil vom Market Pool dort ziemlich klein ist.
Dies führt dann dazu, dass diese Summe im Verhältnis zu den sonstigen Einnahmen des Klubs extraordinär ist und der Klub einen enormen Vorteil gegenüber der heimischen Konkurrenz hat. Als weitere Folge davon entwickeln sich dann langweilige nationale Meisterschaften aufgrund der Serienmeister in Ländern wie der Schweiz, Kroatien und Weißrussland. Als Anmerkung sei noch gesagt, dass Maccabi Tel-Aviv alle Spiele verlor und somit nicht vom Performance Bonus profitierte.
Auch im oberen Bereich finden sich einige spannende Erkenntnisse. Viertelfinalist Benfica bekam insgesamt weniger als die beiden bereits in der Gruppenphase ausgeschiedene Klubs aus Lyon und Manchester. Während es bei Lyon an dem Ausscheiden Monacos in den Playoffs liegt, ist es bei Manchester United einfach die exorbitante Gesamtsumme, sodass selbst der schwächste Teilnehmer aus England einen hohen Betrag bekommt. Dies ist auch der Grund dafür, dass Manchester City trotz des Halbfinalausscheidens am meisten einnahm und nicht etwa die beiden Finalisten aus Madrid. Sogar Juventus (Achtelfinale) und PSG (Viertelfinale) bekamen mehr als Atlético. Das lässt sich darauf zurückführen, dass Spanien fünf Teilnehmer stellte und Italien und Frankreich nur zwei, weil deren drittes Team (Lazio und Monaco) in den Playoffs ausschied und im Fall von PSG für das zweite französische Team (Lyon) bereits in der Gruppenphase Endstation war. Im Fall von Juventus hängt es besonders auch damit zusammen, dass in Italien mehr für die TV-Rechte bezahlt wird, wie folgende Grafik zeigt:
Die Dominanz der großen Fünf
Sehr schön sieht man hier den beträchtlichen Anteil der fünf großen Nationen. Einerseits haben die Pay-TV-Anbieter in diesen Ländern eine höhere Kundenzahl, sodass sie mehr zahlen können, Andererseits ist in vier der fünf Länder in letzter Zeit ein heftiger Bieterwettstreit um Sportrechte entbrannt, da Sport das Einzige ist, was noch von allen Altersgruppen linear im Fernsehen geschaut wird und die TV-Anstalten hier der Werbewirtschaft besonders lukrative Werbeplätze anbieten können. Dazu kommt noch, dass neue Player, die vormals nur in anderen Geschäftsbereichen aktiv waren, aber aufgrund sinkender Kundenzahlen in diesen in den Kampf um Sportrechte einsteigen, um ein attraktives Gesamtangebot zu bieten. So sicherte beispielsweise der Telekommunikationskonzern BT (British Telecom), der vormals nur Internet- und Telefonanschlüsse offerierte, in UK in der laufenden Rechteperiode erstmals die CL-Rechte und stach den langjährigen Rechteinhaber Sky UK aus, der ebenfalls in den genannten Geschäftsfeldern aktiv ist. In Spanien ist die Situation zwischen dem Joint Venture beIn Sports (von Mediapro und der spanischen Tochtergesellschaft des katarischen beIN Sports) und Movistar ähnlich. In Italien bekam das Medienunternehmen Mediaset den Vorzug vor dem langjährigen Rechteinhaber und klassischen Pay-TV-Anbieter Sky Italia. In Frankreich begründet sich die Summe im Wettstreit zwischen Canal+ und beIN Sports, wobei diese eigentlich nicht der Marktlage entspricht und der katarische Sender auf diese Weise versucht, zusätzliche Beträge PSG zukommen zu lassen.
Christoph Trompeter, abseits.at
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Christoph Trompeter
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