Kürzlich veröffentlichte die UEFA die Geldausschüttungen für die vergangene Saison der Champions League. Darunter fallen die vom sportlichen Erfolg abhängigen Prämien sowie die Einnahmen... Analyse der Geldverteilung in der Champions League 2016/2017

Kürzlich veröffentlichte die UEFA die Geldausschüttungen für die vergangene Saison der Champions League. Darunter fallen die vom sportlichen Erfolg abhängigen Prämien sowie die Einnahmen aus dem Verkauf der TV-Rechte. Dabei lassen sich einige unerwartete Beobachtungen feststellen.

Die endgültige Summe, die ein Klub bekommt, wird aus folgenden Kriterien berechnet:

  • Teilnahme an Playoffs, Teilnahme an Gruppenphase, dem Erreichen weiterer Runden und dem Performance Bonus (gesamt: 804,88 Mio. Euro)
  • Market Pool (gesamt: 580,04 Mio. Euro)

Die unterlegenen Play-off-Teilnehmer kassierten 3 Mio. Euro, die erfolgreichen 2 Mio. Euro. An jeden Teilnehmer an der Gruppenphase wurden fix 12,7 Mio. Euro ausgeschüttet. Durch das Erreichen des Achtelfinals bekam man 6 Mio., für das Viertelfinale 6,5 Mio. und für das Halbfinale 7,5 Mio. Euro. Der Finalverlierer erhielt 11 Mio. und der Sieger 15,5 Mio. Euro. Dabei ist natürlich zu berücksichtigen, dass bei einem weiten Vorstoßen logischerweise der Performance Bonus (s.u.) ansteigt. Betrachtet man alles zusammen, konnte ein Klub über den sportlichen Erfolg bestenfalls 54,5 Mio. Euro erzielen (ohne Playoff-Teilnahme).

Der Performance Bonus setzte sich aus den Ergebnissen zusammen. Für einen Sieg gab es 1,5 Mio., für ein Unentschieden 0,5 Mio. Euro. Bei jedem Unentschieden bleiben folglich 0,5 Mio. Euro übrig, welche zusammengelegt und an alle Klubs proportional abhängig von ihren Siegen verteilt wurden.

Der Market Pool war das einzige Kriterium, welches länderspezifisch ist. Hier hing es davon ab, wie viel Geld die TV-Anstalten zahlten. In jedem Land wurde die eine Hälfte des Market Pools anhand folgender Positionen der jeweiligen Liga in der UEFA-Fünfjahreswertung vergeben:

4 Klubs (Pos. 1-3)3 Klubs (Pos. 1-3)3 Klubs (Pos. 4-6)2 Klubs (Pos. 4-6 u. 13-15)2 Klubs (Pos. 7-12)1 Klub

(Pos. 7-54)

Meister40%45%50%55%65%100%
Vizemeister30%35%35%45%35%
Dritter20%20%15%
Vierter10%

Die andere Hälfte leitete sich von der Anzahl an Spielen ab, die ein Klub bestritt, weshalb hier sportlicher Erfolg also auch ein Kriterium war. Da die Playoffs auch schon zur Zentralvermarktung gehörten, galt der Market Pool hier ebenfalls, allerdings nicht in allen Ländern, sondern nur in Ländern, die mindestens einen Teilnehmer fix in der Gruppenphase hatten. Schied man aus, gab es immerhin 10% des gesamten Market Pools des Landes. So konnte beispielsweise AS Roma 13,6 Mio. Euro einnehmen, ohne es in die Gruppenphase zu schaffen:


Gesamtbetrachtung

Die UEFA nimmt sich natürlich ihren Teil von den TV-Geldern, aber die folgenden Zahlen zeigen, welche Summen insgesamt an die Klubs flossen. Außerdem ist das nicht alles an TV-Geldern, denn auf anderen Kontinenten und in europäische Länder ohne CL-Teilnehmer werden die Übertragungsrechte auch verkauft.

Durch den Market Pool entstehen großen Unterschiede, die sich teilweise auch nicht durch gutes sportliches Abschneiden wegmachen lassen. Klubs aus kleinen Nationen leiden besonders darunter, da deren TV-Anstalten aufgrund der niedrigeren Einwohnerzahl nicht so viel bezahlen können wie die aus den großen fünf Ländern. Außerdem zeigt sich die enorme Wichtigkeit des Participation Bonus für kleine Nationen, weil der Anteil vom Market Pool dort ziemlich klein ist. Sportlicher Erfolg ist also zweitrangig und nahezu aussichtlos, denn allein durch die Qualifikation sind schon viele Einnahmen gesichert. Hier dürfte es sich also lohnen, besonders in der Qualifikationsphase alles zu geben.

Ist dieses Vorgehen von Erfolg gekrönt, führt das dann dazu, dass diese Summe im Verhältnis zu den sonstigen Einnahmen des Klubs extraordinär ist und der Klub einen enormen Vorteil gegenüber der heimischen Konkurrenz hat. Als weitere Folge davon entwickeln sich dann langweilige nationale Meisterschaften aufgrund der Serienmeister in Ländern wie der Schweiz und Kroatien. Als Anmerkung sei noch gesagt, dass Club Brugge und Dinamo Zagreb alle Spiele verloren und somit nicht vom Performance Bonus profitierten.

Ferner sticht der Anteil von Sevilla und Villarreal im direkten Vergleich heraus, weil er annähernd gleich ist, obwohl Villarreal in den Playoffs ausschied. Bei so vielen Teilnehmern wie Spanien macht es bei der Nummer 4 und 5 also nicht einen so großen Unterschied.

Auch im oberen Bereich finden sich einige spannende Erkenntnisse. Etwas überraschend vielleicht, dass Kopenhagen, Beşiktaş und Celtic (alle raus in der Gruppenphase) vor den Achtelfinalisten Porto und Benfica liegen. Dies liegt an der durch die Wirtschaftskrise gebeutelten TV-Markt in Portugal, zusätzlich gab es mit Sporting noch einen dritten Teilnehmer, wohingegen die erstgenannten Klubs die einzigen aus ihren Ländern waren.

Achtelfinalist Napoli bekam insgesamt mehr als die beiden Semifinalisten Monaco und Atlético, Achtelfinalist Arsenal immerhin noch mehr als Atlético, obwohl alle drei Letztgenannten sich als Ligadritte qualifizierten und somit prozentual eine Hälfte des Market Pools identisch war, ist aber die Gesamtsumme in England natürlich höher. Dies erklärt zudem, warum das in der Gruppenphase ausgeschiedene Tottenham mehr Geld bekam als vier Achtelfinalisten aus kleineren Ländern. Weiterhin erhielt das im Finale unterlegene Juventus deutlich mehr als der Sieger Real Madrid. Beides lässt sich darauf zurückführen, dass Spanien vier Teilnehmer stellte (Villarreal schied in den Playoffs aus) und Frankreich drei, Italien dagegen wegen des Ausscheidens der Roma in den Playoffs nur zwei. Im Fall von Juventus und Napoli hängt es besonders auch damit zusammen, dass in Italien mehr für die TV-Rechte bezahlt wird, wie folgende Grafik zeigt. Durch sie wird ebenfalls klar, dass England immer noch an der Spitze liegt und Leicester aufgrund des Status als Meister deshalb vor Sieger Real Madrid platziert ist.


Die Dominanz der großen Fünf

Sehr schön sieht man hier den beträchtlichen Anteil der fünf großen Nationen. Einerseits haben die Pay-TV-Anbieter in diesen Ländern eine höhere Kundenzahl, sodass sie mehr zahlen können, Andererseits ist in vier der fünf Länder in letzter Zeit ein heftiger Bieterwettstreit um Sportrechte entbrannt, da Sport das Einzige ist, was noch von allen Altersgruppen linear im Fernsehen geschaut wird und die TV-Anstalten hier der Werbewirtschaft besonders lukrative Werbeplätze anbieten können. Dazu kommt noch, dass neue Player, die vormals nur in anderen Geschäftsbereichen aktiv waren, aber aufgrund sinkender Kundenzahlen in diesen in den Kampf um Sportrechte einsteigen, um ein attraktives Gesamtangebot zu bieten. So sicherte beispielsweise der Telekommunikationskonzern BT (British Telecom), der vormals nur Internet- und Telefonanschlüsse offerierte, in UK in der laufenden Rechteperiode erstmals die CL-Rechte und stach den langjährigen Rechteinhaber Sky UK aus, der ebenfalls in den genannten Geschäftsfeldern aktiv ist. In Spanien ist die Situation zwischen dem Joint Venture beIn Sports (von Mediapro und der spanischen Tochtergesellschaft des katarischen beIN Sports) und Movistar ähnlich. In Italien bekam das Medienunternehmen Mediaset den Vorzug vor dem langjährigen Rechteinhaber und klassischen Pay-TV-Anbieter Sky Italia. In Frankreich begründet sich die Summe im Wettstreit zwischen Canal+ und beIN Sports, wobei diese eigentlich nicht der Marktlage entspricht und der katarische Sender auf diese Weise versucht, zusätzliche Beträge PSG zukommen zu lassen. In Deutschland wird es erst im nächsten Rechtezyklus ab 2018 zu einer größeren Steigerung kommen, wenn Sky und DAZN sich die Rechte teilen sowie das Free-TV komplett entfällt.

Christoph Trompeter, abseits.at

Christoph Trompeter

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