Ausnahmezustand in Linz, die Champions League klopft an die Tür! Der LASK bestritt zu Hause das Hinspiel im Playoff der UEFA Champions League, nachdem... Analyse: LASK unterliegt Brügge knapp

Ausnahmezustand in Linz, die Champions League klopft an die Tür! Der LASK bestritt zu Hause das Hinspiel im Playoff der UEFA Champions League, nachdem man in der Vorwoche den FC Basel sensationell eliminieren konnte. Nun stand mit Club Brügge der nächste harte Brocken vor der Brust, den es aus dem Weg zu räumen galt. Die Belgier schalteten dabei selbst den ukrainischen Rekordmeister Dynamo Kiew aus und kamen ebenfalls mit viel Selbstvertrauen nach Linz angereist. Daher versprach dieses Spiel viel Spannung und Dramatik im Kampf um den Millionenregen.

LASK bleibt eigener Linie treu

Es gibt zweifellos einfachere Aufgaben, als die Nachfolge von Erfolgstrainer Oliver Glasner anzutreten. Neo-Coach Valerien Ismael stellte sich dennoch dieser Aufgabe und startete sensationell in seine Amtszeit, indem er bislang ungeschlagen blieb und einen Erfolg nach dem nächsten einfuhr. Dabei veränderte Ismael beim LASK höchstens nur Nuancen und blieb dem Stil und der Philosophie der Oberösterreicher treu, welches vor allem durch das starke und intensive Pressingspiel geprägt ist. Die Grundstruktur blieb unter Ismael ebenfalls gleich und so lief man auch gegen Brügge mit dem bekannten 3-4-3/5-2-3 auf. Man weiß somit immer, was einen gegen den LASK erwartet und auch diesmal gab es keine Überraschungen.

Der LASK dachte nicht daran, seine Spielanlage zu verändern und präsentierte sich von Anfang an wie gewohnt. Man setzte Brügge bereits früh unter Druck, rückte sehr forsch nach und so attackierten die beiden Flügelverteidiger bereits tief in der gegnerischen Hälfte, während die Halbverteidiger nachschoben und durchsicherten. Der kontrollierte Spielaufbau der Belgier sollte verhindert werden, die unter ihrem neuen Trainer für einen sehr gepflegten und kombinationsfreudigen Fußball stehen. Der LASK versuchte das zu unterbinden, indem man an vorderster Front in einer 2-1-Staffelung anlief, statt wie üblich mit drei Stürmern auf einer Linie. Mittelstürmer Klauss positionierte sich etwas tiefer als die beiden Flügelstürmer und orientierte sich an Sechser Rits, während Goiginger und Tetteh die beiden Innenverteidiger deckten. Sobald dann die Belgier versuchten über die Flügelzonen zu spielen, schoben wie bereits erwähnt die Flügelverteidiger nach vorne und sollten gemeinsam mit dem Flügelstürmer den ballführenden attackieren und doppeln, während dahinter die Halbverteidiger absicherten.

Den ersten Erfolg errang der LASK schon mehr oder weniger vor dem Anpfiff. Bereits früh erkannte man beim FC Brügge, dass die Gäste nicht gedachten, die typische und übliche Spielanlage mit hohem Ballbesitz und gepflegten Offensivfußball zu praktizieren, sondern sich speziell auf die Linzer einstellten. Von Beginn weg schlug man die Bälle recht schnörkellos hoch nach vorne und wollte erst gar nicht den LASK ins Pressing einladen. Stattdessen gab es aus dem 4-3-3 der Belgier die Devise, auf den ersten und zweiten Ball zu gehen und diesen zu versuchen zu erobern. Strategisch legte man dabei vor allem den Fokus auf die drei Stürmer, die die Gastgeber knacken sollten. Brügge bot nämlich drei pfeilschnelle Angreifer auf und spekulierte darauf, dass man die Geschwindigkeitsvorteile gegen den LASK ausspielen wird können und ein Ball auch mal hinter die Abwehr „durchrutscht“. Gegen den Ball ließ man den LASK gewähren und versuchte mit einem Mittelfeldpressing stattdessen die eigene Kompaktheit zu wahren und die Linzer im Spielaufbau in Ruhe zu lassen.

So intensiv sich Brügge auch mit dem LASK auseinandersetzte und auf den Gegner einstellte, ist dennoch das eine die Theorie, welche dann auf die Praxis trifft. Die Praxis sah dann so aus, dass die Belgier von der Wucht des LASK mehr oder weniger überrascht wurden und in den ersten Minuten ordentlich wackelten. Der LASK agierte quasi durchgehend im Vollsprint, ließ den Belgiern keine ruhige Sekunde zum überlegen und sicherte jeden hohen Ball, den die Gäste nach vorne schlugen. Die langen Bälle der Belgier kamen stattdessen oft postwendend zurück, da der LASK schnörkellos und direkt nach vorne spielte. Vor allem über die Flügelzonen ergaben sich für die Gastgeber einige Möglichkeiten, was auch mit den eigenen systematischen Vorteilen zusammenhing.

Durch die drei engen Stürmer an vorderster Front der Linzer, stehen gegnerischen Mannschaften vor dem Problem, wie man diese am besten neutralisiert. So besteht die Gefahr, dass bei einer Viererkette die zwei Innenverteidiger in Unterzahl geraten und der LASK ein Herausrücken eben dieser bitter bestrafen kann, da man sofort die Schnittstellen der Abwehr bespielt. Brügge entschied sich dagegen so vorzugehen, indem man die Viererkette recht nah zusammen positionierte und die Abstände eng hielt, damit man im Zentrum die Vier gegen Drei Überzahl auch faktisch behielt. Dazu gesellte sich auch oft der Sechser, der sehr nach an der Abwehr verblieb und als Verstärkung dienen sollte. Dadurch taten sich allerdings auf den Flügelzonen Räume für den LASK auf, was für Brügge ein zweischneidiges Schwert war. Man verließ sich quasi lieber darauf, den LASK besser über den Flügel kontrollieren zu können, indem die beiden eigenen Flügelstürmer, die Flügelverteidiger der Linzer in Manndeckung nahmen, als ihnen stattdessen Möglichkeiten durch das Zentrum zu offerieren.

Führung spielt abwartenden Belgiern in die Karten

Dem LASK gelang es jedoch, über diese Flügelzonen immer wieder ins letzte Drittel vorzustoßen und für Betrieb zu sorgen, da die beiden Flügelverteidiger Ranftl und Renner sehr wuchtig und laufstark nach vorne preschten und unaufhörlich Druck ausübten. So spielte man immer wieder überlegt von außen nach innen und versuchte so Abschlüsse zu kreieren. Das führte zu der guten Anfangsphase, wo der LASK bereits zu einigen guten Möglichkeiten kam, diese jedoch nicht verwerten konnte. Stattdessen rutschte auf der Gegenseite das erste Mal ein langer Ball auf die schnellen Stürmer durch und Trauner berührte den Gegenspieler im Strafraum, was den Schiedsrichter dazu veranlasste, einen Elfmeter zu pfeifen. Diesen verwandelte Kapitän Vanaken souverän und brachte die Belgier mit der ersten Offensivaktion früh in Führung.

Der LASK ließ sich davon jedoch nicht beirren und zog sein Ding weiterhin durch. Brügge war nun im Vorteil, den eigenen Matchplan konsequent durchziehen zu können und den Gegner mit der Führung im Rücken kommen zu lassen. Die Gäste zogen sich in ihrem 4-3-3 zurück und lauerten auf ihre Konterchancen. Der LASK kam daher auf viel Ballbesitz, tat sich jedoch eher schwer, einen Übergang in die gegnerische Hälfte zu bewerkstelligen. Brügge deckte mit den drei Stürmern und zwei Achtern dahinter, die Dreierkette und beiden Sechser des LASK ab und man versuchte, den Spielaufbau auf Pogatetz zu lenken, da dieser Defizite in diesem Bereich hat. Am besten funktionierte es noch am ehesten, sofern man Michorl über Pogatetz freispielte und dieser das Heft in die Hand nehmen konnte.

Daher streute man vermehrt lange Bälle auf Zielspieler Klauss ein und ging auf den ersten und zweiten Ball aggressiv drauf, oder versuchte über das eigene giftige Gegenpressing für schnelle Balleroberungen zu sorgen und sich dann direkt durch das Zentrum nach vorne zu kombinieren. Am besten funktionierte nach wie vor das Spiel über die Flügel, weshalb auch ein Durchbruch über die rechte Seite und den starken Ranftl zu einem Stangenschuss für den LASK führte und man Pech hatte. Von Brügge war weiterhin wenig zu sehen, da die Gastgeber weiterhin sehr diszipliniert mit ihrer Kette durchsicherten und auch die Absicherung beim Herausschieben funktionierte, weshalb man im Verbund mit der eigenen Kopfballstärke nahezu alles abräumen konnte. Nur gegen Ende der Halbzeit wurde es einmal gefährlich, nachdem man im Spielaufbau in gestreckter Formation ein hoher Ball schnell retour kam und Brügge eine Gleichzahl-Situation vorfand, die man jedoch nicht nutzen konnte. So ging es für Brügge mit der knappen Führung in die Pause.

Brügge findet eigene spielerische Stärke

Nach dem Wiederanpfiff veränderte sich der Rhythmus der Partie doch merklich, wofür vor allem die belgischen Gäste verantwortlich waren. Die Pausenansprache des Trainers dürfte es in sich gehabt haben, denn nun präsentierten sich Brügge zielstrebiger und mutiger im Spiel nach vorne und man ließ den Ball öfter am Boden, statt ihn nur hoch nach vorne zu schlagen. Die Folge davon war, dass man eine ausbalanciertere Offensive zustande brachte und die eigenen technischen Fertigkeiten anfing zu demonstrieren. Neben den langen Bällen auf die schnellen Spitzen, versuchte man es immer wieder mit flachen, direkten Pässen auf die drei Stürmer, die den Ball prallen ließen und dann den Rückraum im Vollsprint attackierten. So wollten die Belgier das Herausschieben der Abwehr der Linzer bestrafen und die Tempovorteile ausspielen. Das klappte auch einige Male gut und der LASK musste nicht wenige gefährliche Situationen verteidigen, da die Belgier im vollen Tempo Konter fuhren konnten.

Daher blieb das Spiel für den LASK ein Ritt auf der Rasierklinge. Wurde man zu offensiv, drohte man von den pfeilschnellen Angreifern ausgekontert zu werden, blieb man zu vorsichtig, drohte man das Spiel nicht mehr drehen zu können. Der LASK versuchte diesen Spagat mit einer kontrollierten Offensive zu bewerkstelligen, indem man vier bis fünf Spieler in der Absicherung der Angriffe abstellte. Die Folge davon war jedoch, dass man kaum Durchschlagskraft nach vorne entwickelte, da auch die beiden Flügelstürmer Tetteh und Goiginger nicht ihren besten Tag erwischten und sich an der disziplinierten Defensive der Belgier die Zähne ausbissen. Wesentlich gefährlicher blieb derweilen Brügge, da die Gäste sich öfter über die Flügel aus dem Pressing der Linzer befreien konnten und dann mit Tempo in die gegnerische Hälfte zogen. Torhüter Schlager musste einige Male in höchster Not eingreifen und den LASK vor dem nächsten Verlusttreffer bewahren, der wohl verheerende Auswirkungen gehabt hätte.

LASK-Trainer Ismael versuchte es mit neuen Impulsen und brachte frische Kräfte in die Partie, doch an der mangelnden Durchschlagskraft änderte sich wenig. Speziell der Innenverteidiger der Belgier Deli war ein Fels in der Brandung und konnte viele Situationen bereinigen, weshalb sich die Gastgeber äußerst schwertaten, zu Torchancen zu kommen. Die beste Möglichkeit vergab wohl Raguz per Kopf in der Nachspielzeit, der den Ball jedoch nicht sauber traf. Im Gegenzug rettete Keeper Schlager im Eins gegen Eins-Duell die Linzer vor einem weiteren Gegentreffer, weshalb es bei der 0:1-Niederlage blieb.

Fazit

Der LASK startete also mit einer 0:1-Heimniederlage in das Playoff der Champions League. Betrachtet man die erste Spielhälfte, könnte man die Niederlage als unglücklich beschreiben, während sie im zweiten Durchgang auch höher hätte ausfallen können. In der ersten Halbzeit gelang es den Linzern, den Gästen das eigene Spiel aufzudrücken, viele lange Bälle zu erzwingen und die Hoheit im Kampf um den ersten und zweiten Ball zu erlangen. Darüber hinaus nutzte man die Möglichkeiten auf den Flügelzonen gut aus und die beiden Flügelverteidiger übten viel Druck aus. Durch einen umstrittenen Elfmeter und den Rückstand, wurde die Aufgabe merklich erschwert, da die Belgier sich nun auf das Verteidigen konzentrieren konnten und den LASK kommen ließen.

Im zweiten Durchgang wachten die Belgier dann auf, fanden ihre spielerischen Qualitäten wieder und konnten dadurch ihr Tempo in der Offensive besser ausspielen und auf den Platz bringen, wodurch man einige gefährliche Situationen kreierte, die für den LASK ins Auge hätten gehen können. Der LASK vermochte es nicht, den Spagat und die Balance zu finden, um Brügge knacken zu können und Torchancen im zweiten Durchgang zu kreieren, weshalb es letztlich bei der 0:1-Niederlage blieb. Doch noch ist für die Linzer nichts verloren und man hat phasenweise gesehen, dass man Brügge vor große Probleme stellen kann. Schafft man es im Rückspiel in Führung zu gehen, würde der Druck für die favorisierten Belgier spürbar und das Publikum sicherlich nervös werden. Es wird allerdings zweifellos eine Topleistung benötigen, um den Traum vom Einzug in die Champions League zu verwirklichen.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic