Es war wieder einmal so weit, die Champions-League-Hymne gab ihr Comeback auf Salzburger Boden! Doch anders als noch in der vergangenen Saison, musste der... Analyse: Salzburg feiert Last-Minute-Sieg gegen Bröndby

Es war wieder einmal so weit, die Champions-League-Hymne gab ihr Comeback auf Salzburger Boden! Doch anders als noch in der vergangenen Saison, musste der österreichische Meister Red Bull Salzburg diesmal im Playoff ran, um ein Ticket für die Königsklasse zu ergattern. Der Gegner dabei war der dänische Meister Bröndby, der nach langer Zeit mal wieder den Titel errang und sich damit für das Playoff der Champions League qualifizierte. Die Bullen konnten mit einer breiten Brust in dieses Spiel gehen, gewann man doch bislang alle Pflichtspiele in der neuen Saison und hat damit eine lupenreine Weste vorzuweisen. Hinzu kam, dass beim Gegner ein Corona-Cluster ausgebrochen ist, wodurch die Dänen einige Stammspieler vorgeben mussten. Es war also alles angerichtet für einen Erfolg, doch es sollte schwerer werden als erwartet.

Salzburg mit Fehlstart

Bei den Salzburgern gab es bei der Aufstellung keine allzu großen Überraschungen und man setzte wie in den Spielen zuvor auf das bekannte 4-Raute-2/ 4-1-2-1-2 System – mit einem massiven Zentrum. Einzig etwas überraschend war die Nichtberücksichtigung von Aaronson, der auf die Bank musste. Für ihn rückte Sucic auf die „Zehn“, während Capaldo den „Achter“ auf der rechten Halbposition gab. Damit wich die Dynamik des Amerikaners der Kontrolle von Sucic, der sich mit seinem starken linken Fuß immer wieder fallen lassen sollte. Und wie lief der Gegner auf? Es sah von Beginn an maximal defensiv aus. Bröndby baute ein massives 5-3-2 auf und wählte einen ähnlichen Ansatz, wie es die Wiener Austria vor kurzem gegen die Salzburger versuchte. Das Zentrum sollte mit den vielen defensivorientierten Akteuren in dieser Region komplett verschlossen werden und alle zur Verfügung stehenden Ressourcen wurden dafür aufgewendet. Man agierte aber wie auch die Austria aktiv, wartete also nicht nur ab und ließ den Gegner nicht problemlos gewähren.

Die Dänen attackierten aktiv aus ihren Positionen heraus ihre Gegenspieler und stellten diese, sobald sie den Ball erhielten, damit sie nicht in Ruhe den Ball nach vorne tragen konnten. Das bedeutete zwar viel Laufarbeit und war mit großem Aufwand verbunden, allerdings konnte man damit die Salzburger in Zweikämpfe verwickeln und in den direkten Duellen Präsenz zeigen, statt nur im Raum zu warten. Ebenso aktiv agierten die Flügelverteidiger und man griff hier zur „pendelnden Viererkette“, weshalb diese oftmals aus ihren Positionen nach vorne stachen und die Außenverteidiger stellten, während die restliche Abwehr nachschob. Man lauerte dann in weiterer Folge über die beiden Stürmer auf Umschaltmomente, von denen man sich Eins gegen Eins-Situationen gegen die beiden Innenverteidiger erhoffte und da Möglichkeiten sah. Dies sollte sich auch gleich nach wenigen Minuten in dem Spiel bewahrheiten, als man sich auf der Außenbahn durchsetzte und den bulligen Mittelstürmer Uhre bediente, der sich Wöber im direkten Duell vom Leibe hielt und mit einem Drehschuss die Gäste früh in Führung brachte. Damit startete das Spiel für die Salzburger direkt mit einem Schock und es galt diesen Nackenschlag schnell zu verarbeiten.

Wie sah die Antwort der Gastgeber aus? Man ließ sich vom Rückstand nicht wirklich beirren und versuchte das eigene Spiel durchzubringen. Es wurde angestrebt, die Spielkontrolle zu erlangen und durch eine längere Ballzirkulation den Gegner müde zu spielen bzw. die Ketten in Bewegung zu bringen. Dabei wurde wie gewohnt das Spiel durch das Zentrum forciert und dort positionierten sich konstant mehrere Spieler, wobei speziell die drei offensivsten Akteure meist konstant den Zwischenlinienraum besetzten. Hinten baute man oftmals mit einer Dreierkette und dem zurückfallenden Sechser Camara das Spiel auf und versuchte in weiterer Folge, über die beiden Achter Capaldo und Seiwald nach vorne zu kommen. Das stellte sich allerdings als problematisch dar und es war ordentlich Sand im Getriebe.

Salzburg zu statisch und mit wenig Durchschlagskraft

Die Bullen taten sich im Ballbesitz schwer, den Block der Dänen zu destabilisieren und Lösungen zu finden. Zwar verbuchte man mit über 70 Prozent hohe Ballbesitzwerte, kam aber kaum einmal in die gefährlichen Räume und spielte viel um den Block des Gegners herum. In erster Linie lag es daran, dass man an vorderster Front viel zu statisch agierte und die Spieler oftmals starr in ihren Positionen auf den Ball warteten. Man hatte zwar eine recht ordentliche Präsenz in der gegnerischen Hälfte, allerdings wurde es Bröndby nicht wirklich schwergemacht, im Block zu bleiben und den Raum so eng wie möglich zu halten. Koordinierte Tiefenläufe, passende Gegenbewegungen und raumschaffende Bewegungen im Allgemeinen gab es bei den Bullen kaum, wodurch der Block der Dänen nicht wirklich gestresst bzw. auseinandergezogen wurde, sondern im Raum verbleiben konnte.

Dadurch waren für die Salzburger kaum Passfenster nach vorne offen und es wurde viel horizontal und in die Breite gespielt, aber die bekannte Vertikalität war kaum zu sehen. Dieses Problem hatte der Serienmeister bereits in den letzten Begegnungen gegen die Admira und die Austria, weshalb man sich auch schwertat, in der Offensive für Durchschlagskraft zu sorgen – trotz des vielen Ballbesitzes. Dazu war auch die Einbindung der Außenverteidiger nicht wirklich optimal. Diese waren nämlich nicht wirklich aggressiv in ihrer Positionierung und standen meist etwas tiefer, zwecks Ballzirkulation und Konterabsicherung, wodurch allerdings dem Spiel der Bullen auch die Breite fehlte und man keine Durchschlagskraft über die Flanken entwickelt werden konnte. Auch die diagonalen Pässe in den Zwischenlinienraum waren anders als in der Vergangenheit Mangelware, was auch mit dem schlechten Bewegungsspiel in der Offensive zusammenhing.

Die Folge war, wie bereits erwähnt, dass man viel in die Breite spielte, sich immer wieder im engen Netz der Dänen verfing und kaum mit Ballstafetten in die gefährlichen Zonen kam. Dadurch erspielte man sich kaum Chancen und die Partie wurde immer mehr zu einem Geduldspiel und die Spieler verkrampften zunehmend. Symptomatisch war daher auch, dass man die beste Chance nach einem langen Ball in die Spitze auf Capaldo hatte, die man aus Verzweiflung nach vorne schlug, um irgendwie nach vorne zu kommen. Daher war Trainer Jaissle dringend gefordert, in der Halbzeitpause Lösungsansätze zu finden und seine Spieler darauf einzustellen.

Salzburg zieht richtige Schlüsse und schaltet mehrere Gänge hoch

Die Problematik im Offensivspiel war auch dem Trainerteam der Bullen nicht verborgen geblieben, weshalb man auch korrigierend eingreifen musste und gleich mehrere Anpassungen vornahm. Zunächst wurde personell nachgelegt und mit Aaronson kam für den blassen Capaldo ein flinker Akteur, der Tempo und Dynamik ins letzte Drittel bringen sollte. Sucic rückte für Capaldo eine Etappe nach hinten, während Aaronson hinter den Spitzen positioniert wurde. Das war schon ein erstes Zeichen, dass man das statische Positionsspiel von außen erkannte und so versuchte, mehr Bewegung ins letzte Drittel zu bringen. Von Anfang an war das auch direkt zu sehen und Aaronson streute bereits in den ersten Sequenzen der zweiten Halbzeit mehrere Tiefenläufe ein, um die letzte Linie des Gegners zu attackieren und Räume für seine Mitspieler zu öffnen. In dem Zusammenhang war dann nun auch die passende Gegenbewegung zu sehen, denn sofern Aaronson in die Spitze stieß, ließ sich Adeyemi im Gegenzug in den geöffneten Raum fallen und war nun anspielbar, da Aaronson seinen Gegenspieler mitzog.

In diesen Momenten war es wunderbar zu sehen, wie wichtig es ist, für die Mannschaft Tiefenläufe zu machen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, angespielt zu werden. Möglicherweise profitiert dafür ein Mitspieler von diesem Laufweg, der dadurch mehr Raum vorfindet. Durch das bessere Bewegungsspiel kann man nun auch leichter in den Zwischenlinienraum des Gegners hinein und entfachte so mehr Gefahr im letzten Drittel. Doch das war nicht die einzige Anpassung von Trainer Jaissle. Auch die beiden Außenverteidiger übernahmen nun wesentlich aggressivere Rollen und attackierten mit ihren hohen Positionierungen auch die letzte Linie des Gegners. Speziell Kristensen mimte nun de facto einen Flügelstürmer und gab dem Flügelspiel wesentlich mehr Durchschlagskraft. Doch nicht nur das, durch seine hohe Positionierung wurde die Fünferkette von Bröndby nach hinten gedrückt und konnte nicht mehr so einfach rausschieben und attackieren.

Durch diese Maßnahme konnte man sich immer mehr im letzten Drittel festsetzen und kontinuierlich den Strafraum attackieren. Die Dänen wankten immer mehr und kamen kaum mehr von hinten heraus, da auch das Gegenpressing der Salzburger giftiger wurde und die Bälle schnell zurückgeholt wurden. Die Bullen bauten aber auch gute „Dreiecke“ auf, spielten so die Gegner mit kleinräumigen Kombinationen aus und speziell Sucic brachte in seiner tieferen Position wesentlich mehr Struktur ins Spiel. Salzburg bohrte nun auch gezielt eine Schwachstelle von Bröndby an und bekam augenscheinlich den Auftrag von Trainer Jaissle, die Schnittstellte zwischen dem linken Halb- und Außenverteidiger zu attackieren. Hier besetzte immer wieder Aaronson oder ein anderer Spieler diese Zone und wurde mit diagonalen Bällen von Kristensen oder Sucic gefüttert, wodurch man einen leichten Weg in den Strafraum fand. Nach diesem Muster fiel dann auch der Ausgleichstreffer durch Adeyemi, als zuvor Aaronson in dieser Schnittstelle freigespielt wurde und am Torhüter scheiterte, ehe Adeymi abstaubte.

In dieser Tonart ging es nach dem 1:1 auch weiter. Salzburg schnürte den Gegner hinten ein und ließ ihn nicht mehr atmen. Man streckte die Abwehr der Dänen gut, öffnete denk der vielen Bewegung Räume und attackierte den Strafraum unentwegt. Die Folge war, dass man zu einigen guten Möglichkeiten kam und es nur eine Frage der Zeit war, bis das 2:1 fallen würde. Das sah auch der Gäste-Trainer so und versuchte daher mit einer Systemanpassung auf ein 5-4-1 der Dominanz der Bullen Herr zu werden. Doch positive Auswirkungen hatte diese Umstellung kaum. Da die Salzburger fahrlässig mit den Gelegenheiten umgingen, lief ihnen auch die Zeit davon und Bröndby schnupperte am Unentschieden. Es dauerte letztlich bis zur 90. Minute, ehe die Bullen das erlösende und hochverdiente 2:1 erzielten. Innenverteidiger Solet bereitete den Treffer sehenswert mit einem Dribbling vor und bediente Aaronson in der bereits erwähnten Schnittstellte, der letztlich das Siegestor besorgte.

Fazit

Es war ein hartes Stück Arbeit für die Salzburger und es war wohl auch schwerer als gedacht, doch letztlich setzte man sich knapp aber doch mit 2:1 durch und sorgte damit für eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel in einer Woche. Dabei tat man sich vor allem im ersten Durchgang äußerst schwer, gegen die kompakten Dänen Lösungen zu finden und offene Räume zu kreieren. Das lag vor allem an dem zu statischen Positionsspiel, wodurch man zu wenig Bewegung in die Offensive bekam und auch für zu wenig Breite im Spiel sorgte. Absolut positiv muss man allerdings erwähnen, dass Trainer Jaissle die richtigen Schlüsse zur Pause zog und den Spielern die passenden Lösungsvorschläge mit auf den Weg gab, wodurch man im zweiten Durchgang einen wesentlich besseren Zugriff auf den Gegner bekam und diesen regelrecht einschnürte. Dadurch kam man in der zweiten Halbzeit zu einigen hochkarätigen Torchancen und war es nur eine Frage der Zeit, bis man die Partie drehen würde. Man behielt letztlich auch einen kühlen Kopf und die Geduld, weshalb man sich mit dem späten Siegestreffer belohnen konnte. Nun hat man es in der eigenen Hand, nächste Woche in Kopenhagen den Sack zuzumachen und zum dritten Mal hintereinander in die Champions League einzuziehen.

Dalibor Babic