Analyse: Wie Guardiola die Revanche gegen den FC Barcelona gelang
Champions League 2.November.2016 David Goigitzer 0
Nach der 4:0 Niederlage im Hinspiel schaffte es Guardiolas Manchester City zuhause den FC Barcelona mit 3:1 zu besiegen. Wir haben für euch analysiert, welche Maßnahmen Guardiola vornahm, um dies zu erreichen.
Pressing
Pep Guardiola ist in der Fußballwelt bekannt für das atemberaubende, effiziente Ballbesitzspiel das seine Mannschaften stets spielten. Dennoch ist der Katalane deutlich defensiv orientiert als viele meinen würden. Für ihn steht die Verteidigung des eigenen Tores immer an erster Stelle, weshalb seine Pressingpläne bis ins kleinste Detail ausgefeilt sind. Deswegen sah man zwei besondere Aspekte im Spiel ohne Ball bei Manchester City.
Hohes Pressing
Im 4-4-2 pressten die Citizens bei Abstößen oder Rückpässen Barcelonas sehr hoch in des Gegners Hälfte. Hierbei hatte man neben Barcelonas prinzipieller Pressingresistenz einige Details zu bekämpfen.
Barcelonas Torwart Marc-Andre ter Stegen musste ebenfalls abgedeckt und angepresst werden, da er im Spielaufbau wie ein zusätzlicher Feldspieler agiert und auch dementsprechende Fähigkeiten besitzt. So reicht leichter Druck bei ihm nicht aus, um ihn zu Fehlern zu zwingen. Er muss genauso wie andere Feldspieler angesprintet beziehungsweise gedeckt werden, um ihn aus dem Spiel zu nehmen.
Busquets und der freie Mann
Dass Sergio Busquets das Herzstück des Spielaufbaus der Katalanen ist, ist schon seit Jahren kein Geheimnis mehr. Deswegen musste stets einer der zentralen Mittelfeldspieler, meist Gündogan oder Fernandinho, auf den Sechser rausrücken, um ihn aus dem Spiel zu nehmen. Aufgrund dieser Mannorientierung und auch das zusätzliche Abdecken von ter Stegen hatte Barcelona oft einen freien Mann im Mittelfeld, weshalb es den Gästen vor allem in der ersten Halbzeit oft gelang, sich aus dem Pressing Manchester Citys zu befreien.
Um dies zu bekämpfen rückten die Flügelstürmer etwas enger ins Mittelfeld, um aus den Halbräumen heraus zu pressen. Zudem rückten die Innenverteidiger weit und risikoreich bis nach vorne, sodass es außerordentliches Timing von Otamendi und Stones verlangte, um die zentralen Spieler Barcelonas nicht drehen zu lassen. Ein Fehler in solchen Situationen hätte eine 3-gegen-3- Situation gegen Messi, Neymar und Suárez bedeutet.
Guardiola’s in-game changes stabilized Manchester City’s pressing, which was key to neutralize Barcelona’s extreme build-up movements. pic.twitter.com/ePrKRCt8Il
— István Beregi (@szteveo) 2. November 2016
Tiefes Pressing
Wurde die erste Pressinglinie von City überspielt rückte man schnell wieder in die eigene Hälfte um sich in einem kompakten, tiefen 4-4 Block zu formieren und das eigene Tor zu verteidigen. Hierbei nahm man auch immer wieder Rauten-Staffelungen an, diese entstanden aufgrund der Orientierungen gegen Busquets. Dieser tiefe Block sollte den Raum hinter der eigenen Abwehr verknappen und so Barcas Passspiel die Direktheit nehmen, die sie in der Ära Luis Enrique so auszeichnet. Zwar kann der FC Barcelona natürlich auch durch Dribblings und kleinräumige Kombinationen zu Torchancen kommen, dennoch verflachte das Passspiel etwas in tieferen Zonen. Bezeichnend natürlich, dass das einzige Tor Barcelonas nach einem Konter fiel und man aus der kontinuierlichen Ballzirkulation nicht derartig gefährliche Aktionen generieren konnte.
Zudem erlaubte es Manchester City den Raum hinter Barcelonas Abwehr zu vergrößern, was mehr Räume für Konter ermöglichte, die es bei etwas höherem Pressing in dieser Größe nicht gegeben hätte.
Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss
Dies dachte sich wohl Pep Guardiola, als er das Hinspiel analysierte und Ideen für das Angriffsspiel und Bravos Sperre in Betracht zog. Deswegen musste er personelle sowie taktische Veränderungen vornehmen.
Im Spielaufbau auf Nummer sicher
Da mit Bravo einer der weltbesten Passspieler im Tor fehlte, musste Willy Caballero ran. Der Argentinier ist zwar kein absoluter Holzfuß, ist dennoch nicht mit dem Chilenen zu vergleichen. Deshalb schlugen die Aufbauspieler Citys die Bälle viel öfter hoch und weit oder entlang der Flügel als man es von Guardiolas Mannschaften gewohnt ist. Wenn der Ball in tiefen Zonen gewonnen wurde und Barcelona weit aufgerückt war, stellte sich dies sowieso als probates Mittel heraus, um Agüero und Sterling in den Rücken der katalanischen Abwehr zu schicken. Zwar suchte man weiterhin Zwischenlinienpässe und den Aufbau über die Mitte mit Fernandinho und Gündogan. Jedoch ging man, wenn die Abwehr unter Druck gesetzt wurde, weniger Risiko.
Konterfokus
Mit der Aufstellung Agüeros sowie de Bruyne und Sterling auf den Flügeln hatte man im Dribbling starke Spieler, die auch instinktiv beim Freilaufen den Laufweg in die Tiefe suchen. Dies half beim Konterfokus, den David Silva, Fernandinho und Gündogan mit Pässen in die Tiefe sowie kurzen, schleppenden Dribblings ausführen sollten. Durch die oft hohe Position der Barcelona Abwehr gab es auch genügend Raum dahinter, den man bespielen konnte.
Fazit
Manchester City hatte in der ersten Halbzeit bisweilen nur 28% Ballbesitz. Für ein Pep Spiel für viele eine gedachte Unmöglichkeit. Der Katalane adaptierte seine Prinzipien gemeinsam mit seinem Trainerteam und der Mannschaft, die die Vorgaben hervorragend ausführte und das zurzeit wohl beste Team der Welt verdient 3:1 schlug.
David Goigitzer, abseits.at
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