Im Allgemeinen spielen zypriotische Klubs schon seit einigen Jahren auf hohem Niveau. Das beweist ein Blick auf die Fünf-Jahres-Wertung, dort liegen die Inselkicker auf... APOEL Nikosia überzeugt durch Kontinuität und clevere Taktik

Im Allgemeinen spielen zypriotische Klubs schon seit einigen Jahren auf hohem Niveau. Das beweist ein Blick auf die Fünf-Jahres-Wertung, dort liegen die Inselkicker auf dem überraschend guten 16. Platz – Tendenz steigend. Was sind die Gründe dafür, dass der ehemalige Verein von Alfred Hörtnagl und Christoph Westerthaler so erfolgreich ist?

APOEL Nikosia heißt übersetzt „Athletischer Fußballklub der Hellenen aus Nikosia“, dabei sollte es „der Welt“ heißen. Ein Grund für das gute Abschneiden ist nämlich der Kader. Neben einigen zypriotischen Spielern, wie etwa Nektarios Alexandrou (27) oder Kostas Charalambidis (30), sind es vor allem routinierte und im Ausland ausgebildete Kicker, die das Spiel von APOEL prägen. Torwart Urko Pardo (28) entstammt dem Nachwuchs von Barcelona, spielte bei Iraklis Thessaloniki, Rapid Bukarest und Olympiakos Piräus. Verteidiger Paulo Jorge (31) kam 2009 von Sporting Braga, Nuno Morais (27) spielte beim Chelsea FC. Daneben stehen auch einige Brasilianer im Kader. Abwehrspieler William Boaventura (31) kam von Metalurg Donezk, sein Kollege Kaká (30) von Hertha BSC Berlin. Mittelfeldspieler Marcinho (30) lernte bei Santos und kam von Maritimo Funchal. Dann gibt es noch die Stürmer Aìlton (27), der von Kopenhagen auf die Insel wechselte, und Gustavo Manduca (31), der jahrelang in Portugal (unter anderem für Benfica Lissabon) spielte. Stürmer Esteban Solari (31) war zuletzt bei Almeria und Tijani Belaid (24) in England bei Hull City. Trainer Ivan Jovanovic (49) steht also eine erfahrene Truppe zur Verfügung, deren Puzzleteile ihr Handwerk in den besten Ligen der Welt erlernten.

Das Zauberwort: Kontinuität auf der Bank

Der aus Loznica stammende Serbe spielte selber für den kleinen Klub FK Rad aus Belgrad, bevor er Ende der 80er zu Iraklis Thessaloniki wechselte. Dort beendete er seine Fußballerkarriere und nahm auch die griechische Staatsbürgerschaft an. Er startete seine Trainerkarriere beim unterklassigen griechischen Verein Niki Volou, bevor er 2002 Iraklis übernahm. Dort avancierte er mit 271 Spielen zum Ausländer mit den meisten Spielen. Jovanovic führte die Mannschaft auf den guten sechsten Platz und wechselte zum ersten Mal zu APOEL. In seine Amtszeit von 2003 bis 2005 fielen eine Meisterschaft und ein Super-Cup-Sieg. Nach zwei Engagements in Griechenland bei Panahaiki und wieder Iraklis Thessaloniki, kehrte der ehemalige Mittelfeldspieler Anfang Juli 2008 wieder zu APOEL zurück. Unter seiner Ägide gewannen die Zyprer 2009 und 2011 die Meisterschaft sowie den Cup (2008) sowie noch drei Mal (2008, 2009, 2011) den Supercup . Zwei Mal gelang die Qualifikation zur Gruppenphase der Champions League. Vor zwei Jahren zahlten die Insulaner noch Tribut und erreichten drei Punkte und wurden Gruppenletzter.

Lehrgeld

Nachdem die Zyprer in der Saison 2009/10 EB/Streymur von den Färöern in der zweiten Qualifikationsrunde mit einer Gesamtscore von 5:0 (2:0/3:0)  und Partizan Belgrad mit 2:1 (2:0/0:1) ausgeschaltet hatten, wartete der FC Kopenhagen. Nach einer 1:0-Auswärtsniederlage gewann APOEL daheim 3:1 (Spielleiter damals übrigens der Tiroler Konrad Plautz) und stand in der Champions League-Gruppenphase. In der Gruppenphase konnte Atlético Madrid auswärts ein torloses Remis abgetrotzt werden. Chelsea gewann auf der Insel durch einen Treffer von Nicolas Anelka knapp mit 0:1. Danach folgten zwei knappe Niederlagen gegen Porto (2:1 auswärts, 0:1 daheim) sowie ein Heimunentschieden gegen Atlético und ein zu beachtendes 2:2 an der Stamford Bridge.  Mit Paulo Jorge, Pinto, Morais, Marcinho oder Solomou stehen nach wie vor einige Kicker im Kader, die schon vor zwei Jahren mit guten Leistungen aufzeigen konnten. Vor allem die Portugiesen, die ein zentraler Bestandteil von Jovanovics System sind, waren schon damals dabei.

Das System Jovanovic

Das System des Serben scheint auf den ersten Blick sehr flexibel, der Grundstock ist aber eine solide Defensive mit zwei Sechsern. Davor rotiert Jovanovic gerne, setzt auf drei offensive Mittelfeldspieler oder auch zeitweise zwei Stürmer. Insgesamt führt diese Flexibilität dazu, dass APOEL unter Jovanovic seit seinem zweiten Amtsantritt eine Siegquote von 55 Prozent aufweist. Neben 24 Prozent Unentschieden ergibt das nur in jedem fünften Spiel eine Niederlage. In der laufenden Champions-League-Saison vertraute der Serbe aber auf ein defensives 4-3-3 mit einem offensiven Ballverteiler. In der Qualifikation mussten sich Skenderbeu Korce aus Albanien (Gesamtscore 5:0), Salzburg-Gegner Slovan Bratislava (2:0) und Wisla Krakau (3:2) geschlagen geben. Jovanovic brachte seiner Mannschaft vor allem das Gefühl für das richtige Timing beim entscheidenden Pass bei. Darüber hinaus nahmen oftmals nur vier oder fünf Spieler an den Angriffen teil. Hat Nikosia den Ball, geht es schnell. Vor allem daheim entpuppten sich die Zyprer als Macht. Das Klima hatte in der Vergangenheit schon Rapid und Salzburg gegen andere Vertreter von der Insel einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Erfolgreiche Gruppenphase

Ein Blick auf die Tore offenbart Jovanovics gewieftes Offensivspiel. Das erste Heimspiel der Gruppenphase bestritt APOEL am 13. September gegen Zenit St. Petersburg. Nachdem Zyryanov aus einem Konter in der 63. Minute auf 0:1 gestellt hatte, drehten Manduca (73.) und Ailton (75.) das Spiel binnen zwei Minuten. Der Ausgleich entstand nach einem gefühlvollen Pass auf die Außenbahn und einem verunglückten Schussversuch. Dem zweiten Tor ging eine Unterzahlsituation der Zyprer voraus. Jahic hatte mit einem gut tempierten Pass Ailton eingesetzt, der Goalie Malafeev aus kurzer Distanz überwand. Beide Tore haben eines gemeinsam: Den Pass im richtigen Moment. Dem Tor zum 1:0 beim Remis gegen Skakhtar Donetsk am 28. September ging ein herrlicher Doppelpass von Torschütze Trickovski mit Charalambidis voran (61.). Beim 1:1 gegen Porto am 19. Oktober patzte zunächst Torhüter Chiotis bei einem Freistoß von Hulk aus großer Distanz (13.), ehe Ailton nur sechs Minuten später aus der Distanz mit einem guten Rechtsschuss ins lange Eck traf.

Im Rückspiel am 1. November holte Ailton kurz vor der Pause einen Elfmeter heraus und traf. Nachdem Hulk in der 89. Minute ebenfalls per Penalty ausgleichen konnte, war es wieder ein Konter in Unterzahl, der eine Minute später die Entscheidung zugunsten der Zyprioten brachte. Charalambidis erwischte den perfekten Moment, von rechts in den Strafraum zu spielen und Manduca erzielte vom Fünfer aus das Siegtor. Im fünften Spiel hatte APOEL beim 0:0 in St. Petersburg allerdings Glück, den Zenit hatte 63 Prozent Ballbesitz, feuerte 21 Schüsse Richtung Urko Pardo ab, dieser musste neun Mal eingreifen. Das letzte Spiel gegen Shakhtar Donetsk hat nun keinen Einfluss mehr auf die Qualifikation der Zyprer auf die K.O.-Phase.

Das perfekte Underdog-Spiel

Die Mannschaft von Ivan Jovanovic überzeugte in der Gruppenphase mit einem weitgehend soliden Defensivspiel und trickreichem und überraschendem Angriffsspiel. Entgegen der allgemeinen Einschätzung, die Mannschaft wäre wild zusammengewürfelt, stießen nur sechs Spieler im Jahr 2011 zur Mannschaft. Der Serbe auf der Trainerbank hat schon seit 2008 Zeit, sein Team zu formen und brachte seinen Männern bei, wie auf der europäischen Bühne zu bestehen ist. Der Erfolg in der Gruppe  hat auch damit zu tun, dass sich Porto, Donetsk und Zenit eher durch Offensivspiel auszeichnen, als durch die Defensive. APOEL kann noch durchaus weit kommen, wenn die wenigen Angriffe weiterhin so konsequent in Torerfolge umgemünzt werden. Zufall ist es also nicht, dass Nikosia in der K.O.-Phase steht.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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