Atlético Madrid war nicht zu knacken: Real gibt wohl Meisterschaft aus der Hand
Champions League 2.März.2016 David Goigitzer 0
Real Madrid gab an diesem Wochenende die Meisterschaft im „Derbi madrileño“ wahrscheinlich endgültig aus der Hand. Wir analysieren, wie die Niederlage gegen die Stadtrivalen Atletico zustande kam.
Aggressives Pressing der Gäste mit Konterfokus
Atletico agierte in der Defensive mit einem tiefen 4-4-2 Mittelfeldpressing, bei dem es immer wieder aggressive Rausrückbewegungen der Flügelspieler und Außenverteidiger gab. Vor allem Filipe Luis ist für diese Rolle natürlich ob seiner Athletik und Zweikampfstärke prädestiniert. In den Anfangsminuten kontrollierte Atletico auf diese Weise Reals Aufbau nach Belieben und erzwang immer wieder hohe Bälle, die sehr ungenau kamen. Die Mannschaft Zidanes zeigte auch diesmal die bekannten schlechten Aufbaustaffelungen im 4-2-4, die schon seit der Ära Benitez bestehen und vom geglaubten Heilsbringer immer noch nicht beseitigt werden konnten.
„Im Zentrum nichts Neues“ Reals Sechser-Raum bleibt verwaist, Reals Danilo hat kaum Optionen.
Konnten die Gäste Real zu Rückpässen zwingen wurde meist aggressiv und kollektiv nachgerückt und der Druck erhöht. Die Absicherungen im hohen Pressing waren jedoch oft unsauber, sodass sich Real einige Male von diesem Druck mit schnellen Direktkombinationen nach vorne kombinieren konnte. Deswegen versuchten die Gastgeber in einigen Situationen durch tiefe Zirkulation in der Viererkette Atletico zu locken, um dann Lücken im Pressing zu bespielen. Dies gelang aber meist nur über den Flügel, wo man dann dank der disziplinierten Rückwärtsbewegung der Rojiblancos leicht isoliert und anschließend vom Ball getrennt werden konnte. Griezmann und Torres machten gute Arbeit in der Defensive, formierten sich immer wieder situativ in eine 4-4-1-1-Formation, um Modric oder Kroos abzudecken und Verlagerungen über die Mitte zu verhindern, während der Sturmpartner den abgekippten der beiden zentralen Real-Spieler anlief.
Atleticos Formation war stets sehr kompakt, was es Real neben der prinzipiell geringen Präsenz ebenfalls sehr schwer machte in den Zwischenlinienraum zu gelangen. Aus dieser Kompaktheit heraus gab es, wie bereits erwähnt, immer wieder sehr intensive, individuelle Rausrückbewegungen, um den Ballführenden unter Druck zu setzen. Im Gegensatz zu einem höheren Pressing war Atletico sehr gut abgesichert, sodass man immer wieder Ballgewinne nach dem ersten Anlaufen oder im zweiten Versuch erzielen konnte. Ausgelöst wurden diese Anlaufbewegungen meist von schwachen Pässen oder einer geschlossenen Körperstellung.
Danilos Körperhaltung bei der Annahme ist der Pressingtrigger für Atleticos Koke
Situative Mannorientierungen halfen ebenfalls in Bezug auf Zugriff im Pressing.Die tiefe und enge Staffelung der Gäste war natürlich vorbereitend für das Offensivspiel: Nach Ballgewinn sollten schnelle Konter gefahren werden. Aus der kompakten Defensivordnung schalteten sich die beiden Stürmer sowie die Flügelspieler Koke und Saúl mit Läufen in die Halbräume ein. Auf der linken Seite wurde man oft durch Filipe Luis unterstützt. Direkte Kombinationen wurden fokussiert, die Technik von Griezmann und Torres, sowie ihre Raumfindung unterstützte diese Spielweise natürlich sehr. Torres konnte durch enge Ballführung ebenfalls den Ball immer wieder in engen Situationen zum Vorteil seiner Mannschaft auflösen.
Jedoch gab es durch das in Halbzeit eins noch ordentliche Gegenpressing der Königlichen, sowie deutliche Unterzahlsituationen nicht wirklich großen Tormöglichkeiten für die Colchoneros. Durch die schwierige Ausgangslage bei Angriffen für Atletico kam es in den meisten Fällen zu Ballverlusten. Durch das Gegenpressing, das nicht immer kollektiv, dafür sehr intensiv ausgeführt wurde, konnte man Real immer wieder zumindest von schnellen Gegenstößen abhalten. Die schlechten Staffelungen in der Offensive Reals waren der Hauptgrund für die fehlende Gefahr, die von den Königlichen ausging. Zwar versuchte man vor allem mithilfe von Isco immer wieder mit Überladungen auf links Durchbrüche zu generieren, jedoch spielte man diese meist schlecht aus, traf unpassende Entscheidungen oder hielt den Ball zu lange.
Real ohne wirkliche Anpassung, Atletico konsequent
Verletzungsbedingt musste Benzema raus, für ihn kam Borja Mayoral, der sich ebenfalls im Sturmzentrum situierte. Nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff fiel Atleticos Führung: Nach kollektivem Gegenpressing nach einem eigenen Einwurf konnte Atletico den Ball zurückgewinnen und fuhr über Griezmann einen Konter. Filipe Luis machte einen 50 Meter Sprint in den Strafraum, um im Doppelpass mit dem Franzosen ihm das Tor aufzulegen. Zidane zeigte den Willen zur Veränderung und brachte prompt Vazquez, für James, der seine Position Eins-zu-Eins übernahm. Der Dreiersturm rochierte nun deutlich mehr, Ronaldo holte sich den Ball aus tieferen Zonen um mehr Dynamik zu Angriffsbeginn zu generieren. Durch den minimalen Platz, den die Defensive der Gäste hergab, sowie die allzu simple Ausführung dieser Versuche brachte dies jedoch nur wenig ein. Die hohen Außenverteidiger bei Real wurden oft mannorientiert von den äußeren Mittelfeldspielern Atleticos verfolgt, was im Normalfall Platz in der Mitte erzeugt. Durch das kompakte Verschieben und das Versperren der gefährlichen Passoptionen Reals mussten die Königlichen die Angriffe oft neu starten. Diagonal agierende Außenverteidiger, wie zum Beispiel Marcelo, der verletzungsbedingt fehlte, hätten hier vielleicht mehr ausrichten können. Interessant zu beobachten ist Atleticos Zweikampfverhalten, das offensiv wie defensiv sehr aggressiv und durchschlagskräftig ist. Selbst wenn ein Pass oder ein Dribbling zu kurz gerät wird meist mit hoher Geschwindigkeit „durchgelaufen“ und durch Pressbälle konnte man dann den Angriff weiterführen. Diese Konsequenz konnte Real an diesem Tag nicht zeigen.
Fazit
Die Hospitation Zidanes bei Guardiola hat scheinbar nur minimal Früchte getragen. Man tritt zwar nominell offensiver an als unter Benitez, die Probleme sind jedoch weiterhin die gleichen. Wenngleich man sagen muss, dass sich jede Spitzenmannschaft der Welt die Zähne an Atletico ausbeißen kann. Die Defensivstärke der Rojiblancos ist beeindruckend und macht Atletico zu eine der Großmächte in Europa.
David Goigitzer, abseits.at
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David Goigitzer
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