Aushängeschild des Ostens: Das ist der Verein Shakhtar Donetsk!
Champions League 19.August.2015 Daniel Mandl 0
Rapid bekommt es heute Abend mit dem ukrainischen Vizemeister Shakhtar Donetsk zu tun. Ein klassischer Traditionsverein ist der Bergarbeiter zwar nicht, aber eine Menge Geld, hohe Kontinuität und vor allem Klassespieler machten ihn in den letzten Jahren zu einem der Aushängeschilder des Fußballostens.
Name: FK Shakhtar Donetsk
Gründung: 24.Mai 1936
Alter: 79 Jahre
Vereinsfarben: Orange-Schwarz
Stadion: Donbass Arena
Kapazität: 52.667 Plätze
Ausweichstadion: Arena Lviv
Kapazität: 34.915 Plätze
Präsident: Rinat Akhmedov
Trainer: Mircea Lucescu (seit 2004)
Ukrainische Kumpel
Das ukrainische Wort Шахтар, transkribiert „Shakhtar“ (seltener „Schachtar“), bedeutet „Bergarbeiter“. Mit dem Vereinsnamen ehrt der größte Fußballklub der Region Donbass den wichtigsten Wirtschaftszweig der Region. Im Donezbecken, an der ukrainisch-russischen Grenze gelegen, gibt es große Steinkohlevorkommen. In dieser eigentlich wenig heimeligen Region spross in den 2000er-Jahren ein höchst attraktiver Fußballverein.
Keine große Nummer in der Sowjetunion
Bis in die 90er war Shakhtar Donetsk keine große Nummer. In den 70er-Jahren holte man drei sowjetische Vizemeisterschaften, in den 60ern und 80ern wurden insgesamt vier sowjetische Pokale gewonnen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion war das Team aus Donetsk zwar plötzlich eines der Spitzenteams in der Ukraine und spielte stets vorne mit, allerdings war der traditionsreiche Konkurrent aus Kiev vorerst übermächtig. In den ersten zehn Saisonen der ukrainischen Meisterschaft wurde Dynamo Kiev neunmal Meister – Shakhtar holte sechsmal den Vizemeistertitel.
Der reiche Mann an der Spitze
2001/02 war es aber endlich soweit: Der erste Meistertitel in der Vereinsgeschichte wurde Realität. Auf diesen musste der starke Mann bei Shakhtar, der ukrainische Oligarch Rinat Akhmetov, knapp sechs Jahre warten. Der heute 48-Jährige wurde 1996 Präsident von Shakhtar, investierte viel Geld in die Mannschaft, die Infrastruktur und auch den Nachwuchs. Dies stellt für den mächtigen, gebürtigen Donetsker kein großes Problem dar: Sein Privatvermögen wird auf etwa zehn Milliarden Euro geschätzt. 2011 kaufte Akhmetov eine der teuersten Wohnungen der Welt. Die hübsche Bleibe im Londoner Stadtteil Knightsbridge kostete 156 Millionen Euro…
Ukrainischer Serienmeister
Nach und nach baute Akhmetov durch aggressive Investitionen eine Mannschaft von internationalem Format auf. Zwischen 2002 und 2014 wurde Shakhtar neunmal Meister, war nie schlechter als Zweiter. Die Übermacht der Orange-Schwarzen in der Ukraine ist in Relation noch größer, als es die von Red Bull Salzburg in Österreich ist. Akhmetov sorgte nicht nur für finanzielle Sorgenfreiheit, sondern wertete auch die Infrastruktur massiv auf, ließ vor der Europameisterschaft 2012 das Fünfsternestadion Donbass-Arena bauen und machte den Verein somit auch für Stars zu einer lukrativen Adresse.
Toptalente statt Altstars
Aber Shakhtar Donetsk verschrieb sich nicht gerade dem personalpolitischen Populismus. Abgehalfterte Stars an Land zu ziehen, um die Massen zu unterhalten, ist nicht das Konzept der Ostukrainer. Viel mehr holt der Verein sehr junge Spieler, die er ausbilden und sogar langfristig binden kann. Da die finanzielle Situation es nicht erfordert, dass Shakhtar seine Stars bei erstbester Gelegenheit ziehen lässt, ist die Spielerfluktuation beim vom Rumänen Mircea Lucescu geführten Team verhältnismäßig niedrig. Im Gegenteil: Lucescu implementierte in den letzten elf Jahren eine klare Spielphilosophie und großgedachte Visionen in den Köpfen seiner Spieler – bei Shakhtar unterwirft man sich grundlegend der fußballerischen Vereinsphilosophie.
Man spricht Portugiesisch
Die meisten der jungen Spieler, die nach Donetsk wechseln sind Brasilianer. Von den neun Spielern, für die Shakhtar mehr als zehn Millionen Euro Ablöse bezahlte, kommen sieben aus dem Land des WM-Gastgebers von 2014. Auch aktuell liest sich die Truppe mehr brasilianisch als ukrainisch. Der deutlich teuerste Einkauf der Vereinsgeschichte war Bernard, der vor zwei Jahren um 25 Millionen Euro von Gremio Porto Alegre kam.
Die teuersten Abgänge der Vereinsgeschichte
Natürlich kommt es auch mal vor, dass der eine oder andere Spieler nicht zu halten ist. So geschehen vor wenigen Wochen, als der FC Bayern den trickreichen Rechtsaußen Douglas Costa, natürlich ebenfalls Brasilianer, um 30 Millionen Euro aus seinem Shakhtar-Vertrag kaufte. Teurer waren nur der Transfer von Willian zu Anzhi Makhachkala (35 Millionen Euro) und der von Fernandinho zu Manchester City (40 Millionen Euro). Für insgesamt acht Spieler kassierte Shakhtar Donetsk zwölf Millionen oder mehr.
In nur einer Woche einen guten Saisonstart verspielt
In der vergangenen Saison wurde Shakhtar nach fünf Meistertiteln in Folge nur Zweiter hinter dem ungeschlagenen Meister Dynamo Kiev. Es war ein wenig die Luft draußen nach all den großen Erfolgen und auch die politisch unruhige Lage trug ihren Teil zu einer etwas verkorksten Saison bei. Die Donbass-Arena wurde durch Explosionen und Druckwellen im ukrainisch-russischen Konflikt schwer beschädigt – Shakhtar musste nach Lviv übersiedeln. Die neue Saison startete Shakhtar mit zehn Punkten aus fünf Spielen, während Dynamo weiterhin ohne Punktverlust dasteht. Letzte Woche verlor die Truppe „zu Hause“ gegen Dnipro (0:2), nachdem man gegen Vorskla Poltava nur 2:2-Unentschieden spielte.
Shakhtars letztes Jahr in Europa
In Europa bewies Shakhtar heuer schon seine Stärke: Nach einem 0:0 im Auswärtsspiel gegen Fenerbahce Istanbul, konnte man sich in Lviv mit sensationellem Powerfußball und unglaublich schnellem Umschaltspiel mit 3:0 durchsetzen. In der vergangenen Saison schied Shakhtar übrigens im Achtelfinale der Champions League aus. Die Gruppe mit Porto, Athletic Bilbao und BATE Borisov beendete man mit neun Punkten als Zweiter. Sechs dieser neun Punkte holte Shakhtar gegen BATE Borisov, denen man zwölf Tore in zwei Partien einschenkte (7:0 auswärts, 5:0 zu Hause). Im Achtelfinale war gegen die Bayern Endstation: Zu Hause holte Donetsk sogar ein 0:0 gegen den deutschen Meister, aber in München rächten die Bayern den weißrussischen Meister BATE: Shakhtar wurde mit einem 0:7 nach Hause geschickt.
CL-Viertelfinale und der Sieg des UEFA-Cups
Die erfolgreichste Champions-League-Saison spielte Shakhtar 2010/11. Erst im Viertelfinale gegen den FC Barcelona war Schluss. Zuvor besiegte man im Achtelfinale die AS Roma und feierte in der Gruppenphase Siege über Arsenal, Braga und Partizan. Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte war aber zweifelsfrei der UEFA-Cup-Sieg 2009. Damals stieg Shakhtar als Quereinsteiger über die Champions League in den UEFA-Cup um, nachdem man dort bereits sensationell mit 3:2 im Camp Nou gewinnen konnte. In der K.O.-Phase des UEFA-Cups war schließlich alles Kanonenfutter: Tottenham, ZSKA Moskau, Marseille, Dynamo Kiev und im Finale schließlich Werder Bremen, das erst nach Verlängerung mit 2:1 besiegt werden konnte.
Überraschungen gegen Shakhtar
Die Sensationen gegen Weltklassemannschaften sind im Falle Shakhtars insgesamt häufiger als Blamagen gegen kleinere Klubs – aber auch die kommen vor: Im Europa League Sechszehntelfinale der Saison 2013/14 schied Shakhtar etwa gegen Viktoria Pilsen aus (1:1 auswärts, 1:2 heim). 2009/10 schied man in der Champions-League-Qualifikation gegen den rumänischen Klub Poli Timisoara aus (2:2 heim, 0:0 auswärts) und musste sich mit dem Europa-League-Playoff begnügen. Da Shakhtar dank der beeindruckenden letzten Jahre aber nur selten durch eine Europacup-Qualifikation musste, kam es nicht gerade oft zu Aufeinandertreffen mit so genannten „Kleinen“.
Salzburg packte es nicht, die Austria schon
Das letzte Aufeinandertreffen mit einer österreichischen Mannschaft fand in der Champions-League-Qualifikation 2007/08 statt. Red Bull Salzburg besiegte die Ukrainer zu Hause durch ein Elfmetertor von Alexander Zickler mit 1:0. Auswärts gab’s aber eine 1:3-Niederlage für die Roten Bullen, die durch den Schweizer Abwehrspieler Remo Meyer sogar in Führung gingen. 2002/03 scheiterte Shakhtar Donetsk in der ersten UEFA-Cup-Runde an der Austria, die das Heimspiel im Wiener Prater durch je einen Doppelpack von Janocko und Helstad, sowie ein Elfertor von Djalminha mit 5:1 für sich entschied. Auswärts gab es schließlich eine 0:1-Niederlage für die Veilchen. Ein weit zurückliegendes, aber umso besseres Vorbild für die heutige „Mission Impossible“ in Grün-Weiß…
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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