Debütsaisonen sind für keine Mannschaft einfach, ob Liga-Aufsteiger oder Neuling in Europas Königsklasse. Die Wiener Austria hat mit dem FC Porto, Atletico Madrid und... Austria Wien in der Champions League – Debütanten im Vergleich

FK Austria Wien (Logo, Wappen)Debütsaisonen sind für keine Mannschaft einfach, ob Liga-Aufsteiger oder Neuling in Europas Königsklasse. Die Wiener Austria hat mit dem FC Porto, Atletico Madrid und Zenit St. Petersburg drei Gegner zugelost bekommen, die von der Spielstärke unangenehm sind, aber nicht jene klingenden Namen haben wie etwa Real Madrid, Juventus Turin oder Borussia Dortmund. Was kann man von den Violetten in dieser Gruppe in ihrem allerersten Antreten auf der großen Fußballbühne erwarten? Wir haben das Abschneiden von Neulingen in der Champions League der letzten zehn Saisonen aus jenen Ländern verglichen, die sich im UEFA-Ranking gemeinsam mit Österreich um Platz 15 bewegen und deren Ligen mit der Österreichischen vergleichbar sind. Wer reüssierte, wer ging unter? Wer trat dem berüchtigten Nuller-Klub bei? Welches sind die häufigsten Gegner? Welche Erfolge kann man für die Austria durchschnittlich prognostizieren?

Vergleichsländer und Debütmannschaften im Überblick

Für den Vergleich wurden Mannschaften aus Nationen herangezogen, die in der UEFA-Access-List für die Saison 2013/2014 Nachbarn des auf Platz 15 gereihten Österreich sind. Die Ligastärken sollten in etwa gleich sein und somit ist eine Vergleichbarkeit der Mannschaften gegeben. Weiters sind die Länder aufgrund ihrer Einwohnerzahl großteils ebenfalls mit Österreich vergleichbar. Im Detail sind dies Belgien (Platz 12), Dänemark (13), die Schweiz (14), Zypern (16), Israel (17) und Tschechien (19). Aus diesen Ländern konnten seit der Saison 2004/2005 elf Mannschaften ihr Debüt in der CL-Gruppenphase feiern, jedes Land außer Belgien und Tschechien konnte zwei Debütanten entsenden. Hier eine tabellarische Auflistung mit den Ergebnissen nach der Gruppenphase:

SaisonTeamLandRangSUNPunkteTore +Tore –Tordiff.
2004/05Maccabi Tel AvivIsrael

4

1

1

4

4

4

12

-8

2005/06FC ThunSchweiz

3

1

1

4

4

4

9

-5

2006/07FC KopenhagenDänemark

4

2

1

3

7

5

8

-3

2007/08Slavia PragTschechien

3

1

2

3

5

5

16

-11

2008/09FamagustaZypern

4

1

3

2

6

8

8

0

2009/10Standard LüttichBelgien

3

1

2

3

5

7

9

-2

2009/10FC ZürichSchweiz

4

1

1

4

4

5

14

-9

2009/10APOEL NikosiaZypern

4

0

3

3

3

4

7

-3

2010/11Hapoel Tel AvivIsrael

4

1

2

3

5

7

10

-3

2011/12Viktoria PilsenTschechien

3

1

2

3

5

4

11

-7

2012/13FC NordsjaellandDänemark

4

0

1

5

1

4

22

-18

Fast ein Sieg und 4,5 Punkte je Debütant

Im Schnitt holten die elf Mannschaften fast einen Sieg je Saison, für Debütanten aus Nicht-Top10-Ländern durchaus beeindruckend. Nur APOEL Nikosia und der FC Nordsjaelland, der auch der schlechteste dieser Teilnehmer ist (1:1 gegen Juventus), konnten keinen Dreipunkter einfahren. Das einzige Team mit zwei Siegen in der Gruppenphase ist der zweite dänische Vertreter, der FC Kopenhagen, der sich 2006/07 jeweils daheim gegen Manchester United und Celtic Glasgow durchsetzen konnte. Die Dänen sind mit sieben Punkten auch der nach Punkten erfolgreichste Vertreter dieser Debütmannschaften, gefolgt von Famagusta (sechs Punkte) und vier Mannschaften mit je fünf Punkten.

Im Mittel werden etwas über fünf Tore erzielt und mehr als das Doppelte (11,5) erhalten, was ein durchschnittliches Torverhältnis von -6,3 zur Folge hat. Die meisten Treffer erzielte Famagusta mit acht, knapp gefolgt von Standard Lüttich und Hapoel Tel Aviv mit sieben. Jedes Team konnte zumindest vier Treffer erzielen. Die beste Abwehr hatte APOEL Nikosia mit sieben Gegentreffern, gefolgt vom FC Kopenhagen und Famagusta mit je acht. Die schlechteste Abwehr hatte mit Abstand der FC Nordsjaelland mit 22 Gegentoren, vor Slavia Prag mit 16 erhaltenen Treffern. Die Zyprioten sind das einzige Team das kein negatives Torverhältnis hat. Hier führt wiederum der schlechteste Teilnehmer, der FC Nordsjaelland mit -18 das Ranking an. Erwartungsgemäß kam kein Team in die K.O.-Phase, immerhin vier Mannschaften beendeten die Gruppenphase auf Platz 3.

Häufigste Gegner aus England und Italien, Debüt für Russland

Am Öftesten treten die analysierten Debütanten gegen Mannschaften aus England an: sechsmal wurden Gegner von der Insel in dieselbe Gruppe gelost. Knapp dahinter folgen Italien mit fünf Gegnern und Spanien mit vier. Durch die Gruppengegner der Austria erhöht sich diese Zahl auf fünf, jene von Portugal von drei auf vier und mit Zenit St. Petersburg tritt erstmals ein Team aus Russland gegen einen CL-Debütanten aus den verglichenen Nationen an. Alle weiteren großen Fußballnationen sind als Gegner ebenfalls mehrfach vertreten: Holland und Deutschland je dreimal, Frankreich zweimal.

Auch bei den gegnerischen Mannschaften gibt es „Lieblingsgegner“. Die Liste führt Arsenal an, die Londoner waren als Einzige dreimal zu Gast in einer Debütgruppe. Je zweimal waren Chelsea, Juventus Turin, der AC Milan, Ajax Amsterdam, und Benfica Lissabon zugelost.

Vergleich mit Debütanten aus schlechter platzierten Nationen

Bei den achtbaren Erfolgen der analysierten Teams fragt man sich: wo sind die bereits an anderer Stelle aufgezeigten Mannschaften des Nuller-Klubs? Die finden sich teilweise wieder in Ligen, die im UEFA-Ranking deutlich schlechter als Österreich und die oben genannten Länder sind. Neun Teams aus Rumänien (Rang 22), Weißrussland (23), der Slowakei (25), Serbien (27), Bulgarien (28) und Ungarn (29) debütierten seit der Saison 2003/2004 in Europas Königsklasse, der Unterschied zu den obigen Mannschaften ist eklatant.

Nur 0,4 Siege und 2,7 Punkte wurden im Schnitt geholt, das bei einer Tordifferenz von -8. Nur drei Teams konnten überhaupt Siege holen, es waren dies Petrzalka 2005/06 beim FC Porto (sechs Punkte), der CFR Cluj 2008/09 bei AS Roma und ein weiterer Klub aus Rumänien, Unirea Urziceni holte 2009/10 bei den Glasgow Rangers und gegen den FC Sevilla sogar zwei Siege und acht Punkte. Vier Teams aus diesen Ländern traten bei ihrem ersten Antreten gleich dem Nuller-Klub bei. Nur Petrzalka und Urziceni beendeten die Gruppe nicht auf dem letzten Platz.

Fazit

Alle Debütmannschaften der letzten Jahre aus Ländern, die vom UEFA-Ranking her derzeit vergleichbar mit Österreich sind, haben bei ihrem ersten Auftritt in der Champions League durchwegs achtbare, teilweise sogar überraschend starke Auftritte und Ergebnisse hingelegt. Die große Sensation, Gruppensieg oder Platz zwei und somit Aufstieg in die K.O.-Phase, konnte zwar kein Team schaffen, Achtungserfolge wurden aber allemal eingefahren. Bezeichnend auch, dass kein einziges dieser Teams dem Nuller-Klub beigetreten ist, dies war großteils Mannschaften vorbehalten, die aus deutlich schwächeren Ligen kommen.

Darauf aufbauend kommt auch jene Erkenntnis nicht weiter überraschend, dass eine ausgewogene und vor allem starke Liga essentiell für nachhaltige Erfolge in Europa ist. Dominanz in der heimischen Meisterschaft mangels echter Gegner, wie man es bei Austrias Playoff-Gegner Dinamo Zagreb, dem kroatischen Serienmeister, gesehen hat, kann im Konzert der Großen keine Voraussetzung für Erfolg sein.

Schneidet die Austria wie die vergleichbaren Debütanten der Vorjahre ab, dann ist der eine oder andere Punkt, vielleicht sogar ein Sieg im Bereich des Möglichen, weiters mindestens vier erzielte Tore. Realistisch betrachtet wird man trotzdem nicht über den vierten Gruppenplatz hinauskommen. Da sich alle drei Gegner Chancen auf den Gruppensieg ausrechnen können, werden sie auch entsprechend konzentriert gegen den vermeintlich schwächsten Gegner aus Österreich auftreten, was Überraschungen deutlich erschwert.

Christian Ditz, abseits.at

Christian Ditz

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