Das Feld beim Champions-League-Turnier in Lissabon hat sich auf vier Teams reduziert. Wer sind die Favoriten auf den Finaleinzug? Wer die Außenseiter? Das Power Ranking soll diese Fragen beantworten.
- Olympique Lyon
Der Einzug der Franzosen in das Halbfinale ist die bislang größte Überraschung im Wettbewerb. Weniger überraschend ist, dass OL in dieser Liste dennoch auf dem letzten Platz rangiert. Das hat vor allem auch mit der Stärke des kommenden Gegners FC Bayern München zu tun.
Während Manchester City die Konsequenz in ihren Offensivaktionen vermissen ließ, gehen die Bayern derzeit eiskalt mit ihren Chancen um und kommen durch ihr gutes Pressing immer wieder zu Abschlusssituationen in guten Positionen.
Während Lyon genau das gegen City in der ersten Halbzeit noch durch eine kompakte Staffelung im Mittelfeld verhindern konnte und den Spielaufbau der Citizens effizient störte, offenbarten sie in der zweiten Hälfte doch zahlreiche Lücken im Defensivverbund. Zum Glück von Lyon vermochte City es nicht, daraus Kapital zu schlagen.
Das soll die Leistung von Olympique Lyon und ihrem Trainer Rudi Garcia keinesfalls schmälern – doch zeigt es eben auch, dass eine individuell unterlegene Mannschaft wie OL viel Glück braucht, um gegen eine Mannschaft wie City als Sieger vom Platz zu gehen. Zudem müssen alle Rädchen auf dem Platz perfekt ineinandergreifen. Die Frage ist, ob Lyon das noch einmal schaffen kann, wenn es gegen einen noch stärkeren Gegner geht.
Die Mittelfeldreihe um Houssem Aouar, Bruno Guimaraes und Maxence Caqueret genügt trotz des noch jungen Alters der Akteure dabei höchsten Ansprüchen: Sie sind sowohl spiel- als auch zweikampfstark. Die drei werden auch den Bayern sicher Probleme bereiten. Ob das jedoch am Ende reichen wird, ist fraglich.
Paris St. Germain
Lange sah es im Spiel gegen Atalanta Bergamo so aus, als würde sich PSG auch dieses Jahr früh aus der Königsklasse verabschieden müssen. Die individuelle Klasse von Neymar sowie des eingewechselten Kylian Mbappé sicherte dem französischen Serienmeister letztendlich doch den Einzug ins Halbfinale – dem ersten, seit das Land Katar den Verein in seinen Besitz brachte.
Trotz der taktischen Raffinesse von Trainer Thomas Tuchel scheinen die offensiven Hoffnungen noch immer auf den Geistesblitzen der Superstars zu beruhen. Gerade ein Spieler wie Marco Verratti, der wohl auch im Halbfinale gegen RB Leipzig ausfallen wird, fehlt dabei im Mittelfeld als verbindendes Element.
Dieser Fokus auf die Superstars macht Paris dabei zu einem spielerischen Außenseiter in einem Halbfinale, in dem die restlichen Mannschaften vorwiegend mit ihrer Ausgeglichenheit und Geschlossenheit überzeugen können.
Für einen unerklärlichen Totalkollaps war Paris zudem in der Champions League zuletzt immer gut. Der so lange herbeigesehnte Einzug in die Runde der letzten Vier könnte jedoch auch Kräfte freisetzen; zumal man einen Rückstand noch umbiegen konnte. Dennoch: PSG hat in den letzten Jahren international gezeigt, mit Druck nicht besonders gut umgehen zu können. Und der Druck, endlich den Henkelpott zu holen, war in der französischen Hauptstadt wohl selten so groß, wie heuer.
RB Leipzig
Dass RB Leipzig in diesem Ranking zu hoch platziert ist, dürfte viele überraschen. Das liegt vor allem am günstigen Match-Up im Halbfinale: Der individuell überlegene Gegner von Paris St. Germain geht als klarerer Favorit in das Spiel und wird sein Heil wohl in der Offensive suchen. Genau das könnte einer Mannschaft wie Leipzig, die trotz aller Fortschritte im Ballbesitzspiel ihre Stärken im Kontern hat, einen Vorteil verschaffen.
Die Defensive von RB genügt dank eines formstarken Dayot Upamecano und dem immer noch unterschätzten Torhüter Peter Gulasci höchsten Ansprüchen. Aufgrund der Pressingstärke eines Kevin Kampl oder Konrad Laimer, könnte es zudem gelingen, die Verbindung von Mittelfeld und Angriff bei den Parisern empfindlich zu stören.
Nach dem Abgang von Timo Werner, stellt der Angriff von Leipzig eine Schwachstelle dar. Das zeigte sich auch im Duell mit Atletico Madrid im Viertelfinale. Stürmer Yussuf Poulsen wirkte auf diesem Niveau überfordert; mit Marcel Sabitzer, Christopher Nkunku oder Dani Olmo gibt es aber noch genug Spieler, die aus der zweiten Reihe gefährlich nachrücken können, wenn der baumlange Poulsen die gegnerischen Abwehrreihen zumindest bindet.
FC Bayern München
Die Bayern sind nicht erst seit dem 8:2 über den FC Barcelona im Viertelfinale der große Favorit auf den Titelgewinn. Beim historischen Erfolg gegen die Katalanen zeigte sich erneut, was die Münchner dieses Jahr so stark macht: Das ausgezeichnete Pressing sowie die Ausgewogenheit des Kaders.
Die Zentralachse Manuel Neuer – David Alaba – Thiago – Thomas Müller – Robert Lewandowski ist die aktuell beste in ganz Europa. Gerade ein Spieler wie Müller erlebt unter Trainer Hans-Dieter Flick so etwas wie seinen zweiten Frühling – der neue/alte Pressingfokus der Münchner hilft ihm sicher dabei.
Gerade offensiv gibt es momentan keine Mannschaft, die an die Klasse der Bayern herankommt. Das belegen auch die Zahlen: Kein Team hat auch nur ansatzweise so viele Tore erzielt (39, dahinter folgt Paris mit 22), kein Team sucht so häufig den Abschluss (210 Versuche, 90 davon auf das Tor).
Dabei ist es auch eine gewisse Gier, die die Münchner in ihrem Spiel auszeichnet: Selbst nach einer 5:2-Führung gegen Barca ließen sie nicht locker und erzielten noch drei Treffer. Hier hilft es natürlich, einen Spieler wie Lewandowski in den eigenen Reihen zu haben: Der Pole erzielte bereits 14 Tore im laufenden Wettbewerb, sammelte bisher fünf Vorlagen und gab 26 Schüsse auf das Tor ab. Hinzu kommt Alphonso Davis, der absolut jeden Gegenspieler überlaufen kann.
Geschwindigkeit, Pressing, mannschaftliche Geschlossenheit und Abschlussstärke zeichnen den FC Bayern heuer aus. Eine Mischung aus Attributen, der wohl keine Mannschaft widerstehen kann.
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