Eine deutliche 0:4-Niederlage gegen höchst effiziente Gäste aus Frankreich besiegelte den katastrophalen Fehlstart des FC Red Bull Salzburg in der diesjährigen Champions-League-Saison. Nach der 0:3-Auftaktpleite in Prag mussten die Bullen zu Hause den nächsten herben Dämpfer einstecken, dabei wussten sie in den vergangenen Jahren auf der internationalen Bühne durchaus zu überzeugen. Mit null Punkten und keinen selbst erzielten Treffern steht der FC Red Bull Salzburg schon früh in der UEFA Champions League unter Druck. Für den Neuling Stade Brest ist es hingegen ein Auftakt nach Maß, denn nach dem Sieg über den SK Sturm konnten sie sich am späten Dienstagabend über einen deutlichen Auswärtssieg gegen das zweite österreichische Team freuen.
Brest bestraft Salzburg eiskalt
Das Spiel begann aus Sicht der Hausherren zunächst gut, konnten sie sich doch früh in der Partie die ersten Chancen herausarbeiten und einen Treffer erzielen. Dieser wurde jedoch aufgrund einer Abseitsposition aberkannt. Der FC Red Bull Salzburg schaffte es dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken und blieb druckvoll, einzig der bis dato verdiente Treffer blieb ihnen verwehrt. Durch hohes Pressing kamen die Mozartstädter durch Amar Dedic und Karim Konaté kurz hintereinander zu großen Chancen. Die Ineffizienz der Salzburger bewahrte die defensiv anfälligen Gäste in dieser Phase vor dem Rückstand.
Stade Brest versuchte es wie erwartet mit langen Bällen auf den Mittelstürmer Ludovic Ajorque. Dieses Stilmittel führte nach 24 Minuten zum überraschenden Führungstreffer der Gäste. Kamil Piatkowski ließ sich nach einem hohen Ball auf den bulligen Angreifer einfach abschütteln und konnte auch den anschließenden Pass auf den schnellen Abdallah Sima nicht unterbinden. Der Pass mit dem Außenrist war von Ajorque sensationell gespielt und ermöglichte Abdallah Sima gegen den herausstürmenden Blaswich den 1:0-Führungstreffer.
Die weit aufgerückte Abwehr der Salzburger war nach dem Konter zu offen und offenbarte die seit Wochen mangelnde Restverteidigung. Das offensive System von Pep Lijnders wies zuletzt gerade bei schnellen Gegenangriffen immer wieder große Lücken im Defensiv-Verbund auf. Die Abstände zwischen Abwehr und Mittelfeld waren auch gegen die Franzosen viel zu groß, solche Fehler werden auf diesem Niveau eiskalt bestraft.
Ineffizienz und kollektives Versagen in der Defensive
Nach dem Gegentreffer zeigten sich die Bullen wenig geschockt und spielten weiter mutig nach vorne. Ein Thema, das bestehen blieb, war die mangelnde Chancenverwertung. Nach dem Seitenwechsel kamen die Salzburger durch Adam Daghim, Oscar Gloukh, Bobby Clark und Amar Dedic zu weiteren Großchancen, die sie ungenutzt verstreichen ließen. Die Salzburger schafften es trotz eines xG-Werts von 1.58 den Ball nicht im gegnerischen Tor unterzubringen. Im Gegensatz dazu stehen die vier Treffer der Bretonen, die mit einem xG-Wert von 1.87 eine deutlich höhere Effizienz an den Tag legten.
Nach dem zweiten Gegentor zeigte die Defensive von Red Bull Salzburg große Auflösungserscheinungen. Selbst der sonst souveräne deutsche Torhüter Janis Blaswich patzte vor dem dritten Treffer der Franzosen. Nach einem Schuss ließ er den Ball direkt vor die Füße von Sima prallen, der im Anschluss seinen Doppelpack erzielte. Das vierte Tor von Stade Brest ließ durch die schwache Abwehrarbeit nicht lange auf sich warten. In den ersten beiden CL-Spielen kassierte der FC Red Bull Salzburg zum ersten Mal zwei Auftaktniederlagen und findet sich im neuen Format weit unten in der Tabelle wieder.
Fans fordern Alex Schlager
Nach dem dritten Gegentreffer ließen die Fans, besonders den Leihspieler von RB Leipzig ihren Unmut spüren. Nach dem Fehler von Blaswich, der maßgeblich am Gegentor beteiligt war, forderten sie mit schallenden Sprechchören den ÖFB-Einser Alexander Schlager. Bereits nach der Ernennung Blaswichs gab es lautstarke Kritik an der Entscheidung, diese wird nach dem enttäuschenden Auftritt der Salzburger bestimmt nicht leiser. Alex Schlager, der kürzlich im ÖFB-Cup sein Comeback gab und eine weiße Weste behielt, saß im Champions League-Match auf der Bank und musste die Niederlage tatenlos mit ansehen. Dass dieser ein fairer Sportsmann ist und trotz der Konkurrenzsituation hinter seinem Kollegen steht, zeigte seine Geste, welche die Fans verstummen lassen sollte. Nach dem Patzer und der Tatsache, dass Schlager wieder einsatzbereit ist, könnte trotz allem die Torwartfrage aufkommen. Ob eine solche Diskussion für die nötige Sicherheit und Ruhe in Salzburg sorgen kann, darf mit Sicherheit hinterfragt werden.
Andreas Nachbar
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