Der Weg zum Champions League Titel – für Hardcore-Statistiker!
Champions League 3.Januar.2013 Christian Ditz 1
Die Gruppenphase der aktuellen CL-Saison ist abgeschlossen, die Achtelfinalpartien sind ausgelost, ganz Fußball-Europa wartet auf den Beginn der K.O.-Phase im Februar. Welche Faktoren sind aber ausschlaggebend, um den begehrtesten Klubtitel der Welt zu erobern? Gruppensieger ja oder nein? Ungeschlagen ins Finale? Beste Offensive, beste Defensive, bester Torschütze – worauf kommt es an? Welche Gegner muss ich eliminieren? Wir haben uns wieder in die Statistikecke zurückgezogen und die Tabellen der Gruppenphase und die Ergebnisse der K.O.-Phase seit der Saison 2003/2004 (Abschaffung der Zwischenrunde, erneut K.O.-Duelle nach der Gruppenphase) analysiert.
Gruppenspiele: 1mal verlieren reicht
Gruppensieger zu sein, hilft schon mal auf dem Weg zum Titel (im Achtelfinale warten mit den Gruppenzweiten zuerst einmal tendenziell leichtere Gegner), ist aber nicht Bedingung. Immerhin drei Teams und damit ein Drittel seit 2003 holten den CL-Sieg als Gruppenzweite (Porto, Liverpool, Inter Mailand). Schon in der Gruppenphase die Gegner in Grund und Boden schießen, ist ebenfalls hilfreich, aber auch nicht Bedingung. Genauso wenig essentiell ist es, das Topteam in Bezug auf meiste Punkte, erzielte Tore, erhaltene Tore, beste Tordifferenz zu sein.
Nur drei Titelgewinner blieben ohne Niederlage in der Gruppenphase (Barcelona 2005 und 2010, Manchester United 2007). Ansonsten reichen im Schnitt 12 Punkte (3 – 4 Siege, 1 – 2 Remis, 1 Niederlage) zum lockeren Aufstieg. Die beste Bilanz hatten hier wieder Barcelona 2005 und Manchester United 2007 mit 16 von 18 Punkten, das hieß auch Platz 1 in der Wertung aller Gruppenteilnehmer der Saison. Diese beiden Mannschaften blieben auch als einzige bis zum Titelgewinn ohne Niederlage (Barcelona verlor 2010 das Achtelfinalhinspiel gegen Arsenal 1:2). Inter Mailand schaffte es sogar mit nur 9 Punkten und dem zweiten Gruppenplatz ins Finale gegen Bayern München und in der Folge zum Sieg.
Auch in der Reihung aller Mannschaften nach Punkten reicht eine Platzierung im Mittelfeld. Inter holte als sechzehntbeste Mannschaft den Titel, Liverpool als Fünfzehntbeste, der AC Milan als Elftbeste.
Dasselbe bei den Toren und der Tordifferenz: Barcelona ist die Ausnahme, die Katalanen schossen 2005 und 2008 jeweils die meisten Tore aller Gruppenteilnehmer (16 bzw. 18) und hatten in beiden Jahren auch die beste Tordifferenz (+14 bzw. +13). Dass 2 Gegentore im Jahr 2005 nicht auch in dieser Kategorie für Platz 1 reichten, lag an Villareal, Chelsea und Liverpool, die nur 1 Gegentor hinnehmen mussten. Dass es auch anders geht, zeigt wieder Inter Mailand: Siebzehntmeiste Tore erzielt, dreizehntbeste Tordifferenz (gerade mal +1 – das schaffte nur noch Porto) und auch nur die zehntwenigsten Tore (6 Stück) erhalten – der Beton der Mailänder wurde erst in der K.O.-Phase angerührt, wo man nur noch gegen Barcelona 2 Tore erhielt.
Im Schnitt reichten in den Kategorien Punkte, Tore erzielt und erhalten die siebentbesten Platzierungen, bei der Tordifferenz die sechstbeste – im Wesentlichen die „magische 7“ also. In der aktuellen Saison haben Schalke, Malaga, Juventus und Manchester United mit 12 Punkten die siebentmeisten geholt. Die fünft- bis achtmeisten Tore erzielten Malaga, Juventus, Donetsk und Valencia mit je 12, die viert- bis siebentwenigsten Gegentore erhielten Malaga, Dortmund, Valencia und Barcelona mit jeweils 5. Das sechstbeste Torverhältnis (+6 Tore) hatten Porto, Dortmund, Real Madrid, Barcelona. Vielleicht wird es dieses Jahr ja eines dieser Teams, die genau im Mittel liegen.
Auch bei den jeweiligen Gruppengegnern lassen sich Häufungen feststellen. Jeweils viermal spielte der spätere Gewinner in einer Gruppe mit Teams aus Spanien oder Griechenland, je dreimal gegen Mannschaften aus der Ukraine oder Frankreich. Nur vier Teams hingegen hatten die Ehre, in zwei Saisonen gegen den künftigen Champion antreten zu dürfen: Panathinaikos Athen (jeweils Barcelona), Rubin Kasan (Barcelona und Inter), Sporting Lissabon (Barcelona und Manchester) und Dynamo Kiew (Inter und Manchester). Von diesen vier Teams war 2012 nur Kiew in der Königsklasse vertreten, die ins Achtelfinale aufgestiegenen Gegner heißen Paris St. Germain und Porto. Noch nie hingegen musste der CL-Sieger in der Gruppenphase gegen Mannschaften aus den bedeutsamen und traditionsreichen Ligen Englands und den Niederlanden antreten. Schlechte Karten in diesem Fall für Real Madrid, Dortmund, Schalke, Juventus, Donetsk und Galatasaray.
Playoffs: seit 5 Jahren führt der Weg über Barcelona, fast immer über England
Die Saison 2006/2007 war die letzte, in der weder der FC Barcelona noch deren Bezwinger (dreimal jeweils im Halbfinale) den Titel holte. Auch heuer führt der Weg zum CL-Sieg mit hoher Wahrscheinlichkeit über die Katalanen. Jene Mannschaft aber, die am Öftesten durch den späteren Sieger eliminiert wurde, ist der FC Chelsea, der fünfmal als Verlierer vom Platz ging (davon einmal im Finale). Viermal scheiterten Bayern München und Manchester United am späteren Champion (beide je zweimal im Finale), neben Barcelona auch dreimal verlor Olympique Lyon. Weitere klingende Namen wie Real Madrid, Juventus, Liverpool scheiterten nur einmal am Titelgewinner, Arsenal und der AC Milan zweimal (je einmal im Finale). Auch bei der Herkunft der Gegner gibt es eine klare Häufung: englische Clubs scheiterten 12mal im Playoff, mit deutlichem Abstand folgen Klubs aus Spanien, Italien und Deutschland (je 5) und Frankreich mit 4. Die einzige Mannschaft, die kein englisches Team ausschalten musste, war mit Chelsea letztes Jahr eben ein englisches Team. Sogar die englischen CL-Gewinner Manchester und Liverpool mussten jeweils Chelsea bezwingen.
In den Playoff-Spielen verlor der spätere CL-Sieger nur vier Partien (im Achtelfinale 2011 Chelsea gegen Napoli 1:3 und 2010 Barcelona gegen Arsenal 1:2, im Halbfinale 2009 Inter gegen Barcelona 0:1 und Milan gegen Manchester 2:3). Imposanten 38 Siegen stehen noch 21 Remis gegenüber (inkl. jener drei Finalspiele, die ins Elfmeterschießen gingen). Nur zweimal vor dem Finale musste man in die Verlängerung (jeweils im Achtelfinale Chelsea 2011 gegen Napoli und Milan 2006 gegen Celtic), nie ins Elfmeterschießen.
Auch das Torverhältnis ist imposant: 102:43 Treffer, gleich 31mal von 63 Spielen wurde zu Null gespielt. Die häufigsten Ergebnisse lauten 1:0 (13mal), 1:1 (9mal), 0:0 (8mal) und 2:0 bzw. 2:1 (je 7mal). Die Verteilung auf die einzelnen Playoff-Runden offenbart hingegen deutliche Unterschiede. 33:18 Tore und nur 4mal zu Null gespielt lautet die Bilanz im Achtelfinale. Hier ist noch Offensive Trumpf, was Ergebnisse wie das 5:2 von Barcelona gegen Lyon 2008 oder 4 Spiele, die 3:1 endeten, belegen. Ab dem Viertelfinale wird der Schwerpunkt auf eine stabile Defensive gelegt, auch bei Barcelona, das bei den drei Triumphen in 6 Achtelfinalspielen 8 Gegentore kassierte, in den 12 Viertel- und Halbfinalpartien aber nur 4 und in den Finals 2 weitere. Im Viertelfinale in 18 Partien insgesamt 31:8 Tore bei 12 Spielen zu Null, im Semifinale 19:9 Tore bei ebenfalls 12 Spielen zu Null – jedenfalls beeindruckende Werte.
Bester Torschütze kein Faktor
Viermal kam der beste CL-Torschütze auch vom Siegerteam, angesichts dessen, dass die beiden Finalisten die meisten Spiele haben, ein mehr als unterdurchschnittlicher Wert. Lionel Messi holte zweimal das Double aus CL-Titel und Torjäger-Titel (12 bez. 9 Tore), auch Cristiano Ronaldo (8 Tore) für Manchester und Kaka (10 Tore) für Milan schafften dies. Ronaldinho (7 Tore) wurde in dieser Wertung Zweiter hinter Shevchenko bei seinem Sieg mit Barcelona 2005/06. Es reichen aber auch lediglich 5 oder 6 Tore des besten Schützen, wie McCarthy und Luis Garcia für Porto und Liverpool oder Drogba für Chelsea beweisen.
Fazit
In der Gruppenphase schadet der Gruppensieg nicht, ist aber keine Pflicht, solides Durchkommen ohne gröbere Verletzungen ist hier ein Schlüssel zum späteren Erfolg. Auch bei den anderen Indikatoren muss man nicht ganz vorne dabei sein, es ist wie überall, wo auf eine Gruppenphase die Playoffs folgen: Das Spiel beginnt wieder bei 0:0. Im Achtelfinale dann die Offensive forcieren, ab dem Viertelfinale an besten „hinten die Null stehen lassen“. Eine oder maximal zwei Niederlagen – zur richtigen Zeit (Gruppenphase) sind auch in Ordnung, man muss nicht jedes Spiel gewinnen. Die Mannschaften, die aus einer gesicherten Abwehr agieren, haben die besten Chancen auf den Titel. Auch ein treffsicherer Offensivakteur ist keine Pflicht.
Christian Ditz, abseits.at
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Christian Ditz
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