Die Geschichte der Champions League: Vom Mitropacup bis zur jüngsten Reform
Champions League 31.August.2016 Martin Bartos 0
Nur noch wenige Minuten bis zum Anpfiff. Das grelle Flutlicht macht die Nacht taghell, die Champions-League-Hymne ertönt. Der Puls steigt, das Herz schlägt schneller, ein Raunen geht durch das Publikum. Die beiden Mannschaften betreten das Spielfeld, geblendet von den Blitzen der Fotografen. Ein letztes Foto für die Presse, ein motivierender Schrei und die Mannschaften stellen sich auf. Der Münzwurf wurde gewonnen, die Seiten gewechselt und der Schiedsrichter eröffnet das Spiel, sein Pfiff geht in lauten Anfeuerungsrufen des Publikums beinahe unter. So oder zumindest so ähnlich stellt man sich heutzutage ein Spiel in der Königsklasse des europäischen Klubfußballs vor. Doch war das immer schon so? Wie ist dieser Bewerb, der die Massen derart anzieht, eigentlich entstanden?
Bereits 1927 gab es einen länderübergreifenden Vergleich der fußballerischen Qualitäten in Europa. Der Mitropacup war der erste Vereinswettbewerb in dieser Form. Er wurde aus den besten Teams Österreichs, Ungarns, Jugoslawiens und der Tschechoslowakei ausgetragen und in seinem ersten Jahr krönte sich Sparta Prag zum Sieger nach einem Finalsieg über Rapid Wien. Jahr für Jahr nahmen mehr Länder an dieser populären Veranstaltung teil, die dominierenden Mannschaften kamen aber aus den Ländern, die bereits 1927 teilnahmen und aus Italien. Durch den Aufstieg des Nationalsozialismus und dem darauf folgenden zweiten Weltkrieg verschwand dieser Bewerb aber in der Versenkung und mehrere Versuche ihn nach dem Krieg neu zu gründen folgten in der Einführung des Europapokals der Landesmeister, der ab der Saison 1955/56 ausgetragen wurde.
In den ersten fünf Jahren hieß der Sieger jedes Mal Real Madrid, erst 1960/61 konnte Benfica die Vorherrschaft des weißen Balletts durchbrechen. Doch der südländische Fußball war weiterhin klar dominierend in den Anfangsjahren dieses noch jungen Wettbewerbs und so trugen sich auch die beiden Mailänder Verein AC Milan und Inter Mailand in die Siegerlisten ein, ehe 1966 mit Celtic Glasgow erstmals ein Verein von der Insel den Titel holte. In den 70ern gab es immer wieder Länder bzw. Vereine, die den Europapokal der Landesmeister dominierten und mehrmals hintereinander Sieger wurden. Zuerst holten sich die niederländischen Teams Feyenoord Rotterdam (1x) und Ajax Amsterdam (3x) den Titel, danach kamen die glorreichen Jahre von Bayern München, welche den Pokal dreimal hintereinander holten. In der Saison 1976/77 begann die Dominanz der englischen Vereine. Der FC Liverpool holte vier Titel, Nottingham Forest zwei und Aston Villa schaffte einen Titel. Unterbrochen wurde diese Serie nur durch den Sieg des Hamburger SV im Jahre 1983. Die Siegesserie der englischen Mannschaften hätte wohl noch länger angehalten, wäre da nicht die Katastrophe im Heysel-Stadion gewesen, nach der englische Vereine für fünf, Liverpool sogar für sieben, Jahre für alle europäischen Bewerbe gesperrt worden waren.
1992/93 wurde der Bewerb dann offiziell in „UEFA Champions League“ umbenannt und es nahmen erstmals fast alle europäischen Landesmeister daran teil. Im Jahr davor gab es auch die erste grundlegende Reformierung, in der erstmals auch Gruppenspiele beschlossen wurden, bisher wurde der gesamte Bewerb im K.o.-Modus ausgetragen.
Seit dem Höhepunkt von Ajax Amsterdams goldener Generation 1994/95 konnten stets die Mannschaften der Topligen (England, Deutschland, Spanien, Italien) den Bewerb für sich entscheiden. Einzige Ausnahme war 2003/04 der FC Porto, der im Finale den AS Monaco bezwang.
Eine weitere Reform der Champions League wurde 2009/2010 unter der Führung des kurz zuvor gewählten UEFA-Präsidenten Michel Platini durchgeführt. Die Qualifikation wird ab der dritten Runde in Meister und Nicht-Meister getrennt und umfasst nun mit dem „Playoff“ eine Runde mehr als früher. Kleinere Mannschaften haben dadurch größere Chancen sich für die Hauptrunde zu qualifizieren, da die zugelosten Gegner zumindest nominell schwächer einzuschätzen sind, als die Jahre zuvor.
Vor wenigen Tagen wurden dann erste Einzelheiten bekannt, wie sich die UEFA die Zukunft der Champions League ab der Saison 2018/2019 vorstellt.
So werden in Zukunft nur noch sechs statt der bisherigen zehn Plätze über die Qualifikation ausgespielt, die vier (wohl einzementierten) Topnationen erhalten jeweils vier Fixplätze, nur noch Mannschaften der besten zehn Ländern (statt wie bisher 12) erhalten überhaupt einen Fixplatz.
Die Conclusio dazu ist, dass die „großen“ Mannschaften unter sich bleiben werden und die Schere zu den mittelgroßen bis kleinen Clubs sich weiter öffnen wird. Damit beugte man sich dem Druck der Top-Vereine, die ja bereits seit Jahren noch mehr vom lukrativen Champions-League-Kuchen haben wollen.
Es bleibt allerdings abzuwarten, ob dies wirklich die Attraktivität erhöht, das Gegenteil ist wohl wahrscheinlicher, das Wort „inzestuös“ erscheint passend.
Einziger Lichtblick für den Fußballfan, der die Königsklasse auch abseits von Real, Bayern und Co. interessant findet, könnte Aleksander Čeferin – Chef des slowenischen Fußballverbandes – sein. Dieser stellt sich – neben dem UEFA-Vizepräsidenten Michael van Praag aus Holland und Angel Maria Villar aus Spanien – Mitte September der Wahl zum UEFA-Präsidenten und zählt viele kleine Verbände zu seinen Unterstützern.
Es könnte also bald eine Reform der Reform geben.
Martin Bartos, abseits.at
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