Dortmunder Achterbahnfahrt gegen Shakhtar endet 2:2 | Statistik- und Kurzanalyse
Champions League 14.Februar.2013 Alexander Semeliker 0
In der Donbass Arena von Donezk erreichte Borussia Dortmund im Hinspiel des Achtelfinales der UEFA Champions League ein 2:2. Zweimal konnte der amtierende deutsche Doublesieger dabei einen Rückstand ausgleichen. Dario Srna und der eingewechselte Douglas Costa brachten die Hausherren jeweils in Führung, Robert Lewandowski und Mats Hummels sorgten aber für eine gute Ausgangsposition fürs Rückspiel. In diesem Artikel schauen wir uns die interessantesten Statistiken des Spiels an und versuchen diese in ein verständliches Licht zu rücken.
Lange Bälle
Borussia Dortmund gilt als eines der besten Pressing-Teams Europas und versuchte diese Stärke selbstverständlich auch gegen den ukrainischen Tabellenführer auszuspielen. Doch Shakhtar ließ sich auf dieses Spielchen trotz technisch starker Spieler erst gar nicht ein. Stattdessen griffen sie immer wieder zu langen Bällen wie durch die Statistik verdeutlicht wird.
Insgesamt 16% der Pässe spielten die Ukrainer über eine Mindestdistanz von 25 Yards (Dortmund: 11%). Sowohl die beiden Innenverteidiger, Yaroslav Rakitskiy und Dmytro Chygrynskiy, als auch die Außenverteidiger, Razvan Rat und Dario Srna, schlugen mehr lange Bälle als ihre schwarzgelben Pendants. Das Diagramm zeigt jedoch auch, dass sie dabei weniger erfolgreich waren, was unmittelbar mit einem anderen Faktum zusammenhängt. Der BVB war nämlich ganz klar die dominierende Macht in der Luft, gewann 61% der Kopfballduelle. Kurioserweise fiel das zwischenzeitliche 2:1 nach einem langen Ball, den Mats Hummels unterschätzte.
Balleroberungen
Dass der deutsche Meister Zweikämpfe nicht scheut und primär über diese zu Balleroberungen kommt, was angesichts der zugrundeliegenden Pressingtaktik auch logisch ist, sieht man auch in der nächsten Grafik.
Besonders im zentralen Mittelfeld wird hier der Unterschied zu Shakhtar klar erkennbar. Die ukrainische Sechser Fernandinho und Hübschmann agierten antizipativer als Sven Bender und Sebastian Kehl, fingen zusammen elf Pässe ab. Auch Hummels, vom Typ her ein antizipativer, moderner Innenverteidiger, erreichte ungewöhnlich wenig Interceptions. Zwar versuchte er es ein ums andere Mal, lief dabei jedoch meist ins Leere.
Pässe
Nachdem Jürgen Klopp im defensiven Mittelfeld auf das Brecher-Duo Bender-Kehl setzte, erwartete man sich, dass ebenjener Hummels stark in den Spielaufbau eingebunden werden würde. Doch wie die nachstehende Auflistung zeigt war das nicht der Fall.
Wie schon einige Mannschaften zuvor wies Shakhtar-Coach Mircea Lucescu seine Spieler an, den Innenverteidiger zu isolieren und so wurde der Spielaufbau auf Felipe Santana umgeleitet. Vielmehr jedoch brachten sich die beiden Sechser ins Spiel ein. Aufseiten der Ukrainer lief das Spiel in erster Linie über die Außen. Besonders Kapitän Srna, der mit 100 Ballkontakten das Feld klar anführt, zeigte einmal mehr, dass er trotz der Vielzahl an brasilianischen Kreativspieler der wichtigste Akteur seiner Mannschaft ist – nicht zuletzt wegen seines Freistoßtors.
Flanken
Zum Abschluss wollen wir uns noch die Verteilung der Flanken ansehen. Auch hier sieht man den großen Einfluss Srnas auf das Spiel der Ukrainer.
Der Kroate schlug mit Abstand die meisten Flanken seiner Mannschaft, zudem liefen mehr als die Hälfte der Angriffe über seine Seite. Allerdings erkennt man auch, dass seine Hereingaben kaum einen Abnehmer fanden. Dortmund war in dieser Hinsicht effektiver. So fielen beispielsweise beide Tore nach Flanken, zudem hatten die Deutschen nach einer Götze-Hereingabe in der zweiten Hälfte durch Robert Lewandowski eine weitere hochkarätige Torchance. Auch der BVB bevorzugte seine rechte Außenbahn – 43% der Angriffe gingen von dieser Seite aus – was darauf zurückzuführen ist, dass Götze aus seiner zentralen Position oft nach rechts abdriftete, und Schmelzer aufgrund der hohen Stellung von Srna zurückgedrängt wurde.
Kurzanalyse
Unterm Strich war das 2:2 ein gerechtes Ergebnis und nicht nur aufgrund der vier Tore ein mehr als ansehnliches Spiel, bei dem jedoch kein klares Muster zu erkennen war. Shakhtar umspielte das Pressing der Dortmunder mit einfach langen Pässen, die BVB-Außenverteidiger agierten ungewohnt mannorientiert. Dadurch kamen die südamerikanischen Dribbler erst gar nicht dazu ihre individuelle Klasse auszuspielen. Auf der anderen Seite legte Borussia Dortmund das Spiel auch relativ riskant an. Obwohl man sich der Stärke Shakhtars im Umschaltspiel bewusst war, streckte man die Formation in vertikaler Richtung sehr stark, wodurch der Gegner phasenweise vier oder fünf Spieler zwischen die erste und zweite Aufbaulinie brachte. Es passt aber ins Bild, dass die Gastgeber das erste Tor nach einem Freistoß und das zweite nach einem simplen langen Pass erzielten.
Alexander Semeliker, abseits.at
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