Drei Zugänge, vier Abgänge: Weiterhin große Kaderbewegungen bei Rapid-Gegner Lokomotiva
Champions League 19.August.2020 Daniel Mandl
Beim nächstwöchigen Gegner des SK Rapid in der Champions League Qualifikation, NK Lokomotiva Zagreb, tut sich aktuell einiges. Wir haben die neuesten Entwicklungen beim kroatischen Vizemeister zusammengefasst.
Da Lokomotiva Zagreb praktisch der Satellitenklub von Dinamo Zagreb ist, gab es in der vergangenen Saison zahlreiche Leihgeschäfte. Wir haben bereits vergangene Woche darüber berichtet, welche Kicker wieder zum Meister zurückkehren und wen wiederum Lokomotiva verleiht.
Unterm Strich bleibt, dass der Rapid-Gegner praktisch seinen halben Kader verändert. Insgesamt 13 Spieler waren bei unserem letzten Update bereits weg, vier weitere Abgänge kommen nun hinzu. Einige davon schmerzen Lokomotiva massiv. Aber auch drei neue Spieler wurden präsentiert, die gute Kritiken in kroatischen Medien bekamen und zum Teil als Toptalente gelten. Zwei dieser drei Spieler kamen – natürlich – leihweise vom „großen Bruder“ Dinamo.
Kemal Osmankovic
IV, 23, BIH | Zeljeznicar Sarajevo – > NK Lokomotiva Zagreb
Mit dem 23-jährigen Kemal Osmankovic holte Lokomotiva Zagreb einen gestandenen Defensivspieler, der sofort helfen soll. Der ehemalige U21-Nationalspieler Bosniens kam ablösefrei für zwei Jahre und stand beim blamablen 0:6 gegen Dinamo Zagreb bereits auf dem Platz, war dabei einer der schwächsten Akteure. Der 192cm große Abwehrspieler kam allerdings auch erst drei Tage vor dem Spiel zum Klub, was zeigt, in welcher Personalnot sich Lokomotiva derzeit befindet. Auf der Bank saß beim Derby nur ein 18-jähriger Ersatzmann für die Innenverteidigung – Kapitän Kolinger und Osmankovic waren die einzigen erfahrenen Innenverteidiger im Kader.
Mario Cuze
ST, 21, CRO | Dinamo Zagreb – > NK Lokomotiva Zagreb
Eine von zwei neuen Dinamo-Leihgaben ist der 21-jährige Stürmer Mario Cuze, der aktueller U21-Teamspieler Kroatiens ist und letztes Jahr als Leihspieler beim NK Istra acht Tore und drei Assists in 20 Spielen erzielte. Zuvor war er auch schon zu ersten Einsätzen für die Kampfmannschaft von Dinamo gekommen. Der leihweise Wechsel zu Lokomotiva soll nun der nächste Schritt sein, ehe sich Cuze bei Dinamo durchsetzen soll, wo er einen Vertrag bis 2025 hält. Der 178cm große Stürmer, der auch an den Flügeln eingesetzt werden kann, gilt als großes Talent, war aber in den Juniorennationalteams nicht immer gesetzt und machte erst durch den Wechsel zu Istra einen wichtigen Schritt in den Erwachsenenfußball. Der Klub rettete sich erst in der Relegation vor dem Abstieg und die Anforderungen an Cuze werden bei Lokomotiva nun andere sein, wenngleich die Kontertaktik eine ähnliche ist. Cuze könnte zu einem wichtigen Umschaltspieler für den Klub werden, kam aber auch erst vor einer Woche zum Klub und die Automatismen greifen wohl noch lange nicht.
Marko Djira
DM, 21, CRO | Dinamo Zagreb – > NK Lokomotiva Zagreb
Der zweite Dinamo-Leihspieler könnte sogar noch wichtiger für Lokomotiva werden. Marko Djira ist ein flexibler Sechser, der auch beidseitig als Flügelverteidiger oder im Mittelfeld aufgeboten werden kann. Beim 0:6 gegen Dinamo Zagreb kam er in einem 4-4-2-System als tief spielender und einrückender, rechter Mittelfeldspieler zum Einsatz. Anders als Cuze, der nach 75 Minuten runter musste, spielte Djira durch. Er sollte auf längere Sicht neben dem routinierten Oliver Petrak die Doppelsechs von Lokomotiva bilden, aber auch bei ihm ist noch Geduld gefragt. Wie Cuze stieß er vor einer Woche zum Klub und wird noch ein wenig Eingewöhnungszeit benötigen. Obwohl es sich bei den beiden Dinamo-Leihgaben um hochtalentierte Spieler handelt, spielt der Faktor Zeit hier also für Rapid, zumal nur schwer denkbar ist, dass sich solch junge Spieler in einem Klub mit derartigem Aderlass sofort als Stützen herauskristallisieren.
Toni Datkovic
IV, 26, CRO | NK Lokomotiva Zagreb – > Aris Thessaloniki
Der Innenverteidiger Toni Datkovic, der 2017 sogar auf einen Einsatz in der kroatischen Nationalmannschaft kam, ist einer der vier weiteren Abgänge bei Lokomotiva. Der Abgang zeichnete sich ab, denn nachdem Datkovic knapp zwei Jahre lang Stammspieler bei den Blau-Weißen war, spielte er in der vergangenen Saison elf Monate leihweise in Spanien bei SD Huesca. Nun unterschrieb der Linksfuß für drei Jahre bei Aris Saloniki und spült kolportierte 640.000 Euro in die Lokomotiva-Kassa. Damit ist aber auch sehr wahrscheinlich, dass es im K.O.-Spiel gegen Rapid keinen Linksfuß in der Lokomotiva-Abwehr geben wird. Eine Möglichkeit hierfür wäre noch der Albaner Jon Mersinaj, der zuletzt Stammspieler war, aber offenbar auch einer der Corona-Fälle. Beim 0:6 gegen Dinamo Zagreb fehlte er und wie lange die Quarantäne bei den Betroffenen noch dauern wird, ist aktuell unklar. Im Mannschaftstraining befindet sich der Albaner – Stand heute – noch nicht.
Marko Tolic
OM, 24, CRO | NK Lokomotiva Zagreb – > Dinamo Zagreb
Einer der zwei schmerzhaftesten Abgänge betrifft den 24-jährigen Marko Tolic, der in der vergangenen Saison im offensiven Mittelfeld von Lokomotiva eine Bank war und gelegentlich auch als Linksaußen Top-Leistungen bot. Der athletische, 189cm große Offensivspieler kam in 36 Pflichtspielen auf 14 Tore und fünf Assists und wechselt nun um nur 300.000 Euro zu Dinamo Zagreb. Andere kroatische Quellen sprechen von einer halben Million. Tolic‘ Abgang könnte – sofern man keinen klassischen Ersatzmann verpflichtet – zu einer nachhaltigen Systemänderung bei Lokomotiva führen: Weg vom 4-2-3-1, hin zum 4-4-2 mit Cuze als antizipativen Stürmer, der die Tolic-Rolle einnimmt, was allerdings physische Präsenz kosten wird. Aufgrund der prekären Lage in der Innenverteidigung ist auch ein 3-4-3, wie es zuletzt im Meisterschaftsfinish 2019/20 mehrmals praktiziert wurde, vorerst wohl kein Thema.
Djordje Rakic
ST, 34, SRB | NK Lokomotiva Zagreb – > Karriereende
Erst gestern beendete der serbische Mittelstürmer Djordje Rakic seine Karriere. Seine besten Zeiten durchlebte er erst spät in seiner Karriere in China. Bei Lokomotiva hätte er in der neuen Saison wohl keine Rolle mehr gespielt. Für Red Bull Salzburg kam Rakic Ende der 2000er-Jahre auf 21 Pflichtspieleinsätze, erzielte sechs Tore und vier Assists, wurde dann aber als Flop abgestempelt. Bei Salzburgs 0:7-Heimniederlage gegen Rapid am Ostersonntag 2008 wurde Rakic zur Halbzeit anstelle von Alexander Zickler eingewechselt.
Ivo Grbic
TW, 24, CRO | NK Lokomotiva Zagreb – > Atlético Madrid
Der Königstransfer von Lokomotiva ist der Wechsel von Stammkeeper Ivo Grbic zu Atlético Madrid. Die Spanier geben ihren zweiten Torhüter Antonio Adán ab und Grbic ist als klare Nummer Zwei hinter dem slowenischen Starkeeper Jan Oblak eingeplant. Der kroatische Klub soll vier Millionen Euro Ablöse erhalten und anhand von Boni sogar noch zwei weitere Millionen einheimsen können. Unklar ist allerdings noch wann Grbic wechselt. Der Medizincheck soll dieser Tage abgewickelt werden, aber zunächst hieß es, dass der 196cm große Schlussmann aus Split erst nach Madrid übersiedelt, wenn er die Champions-League-Qualifikationsspiele mit Lokomotiva bestritt. Die Torhüterwahl beim 0:6 gegen Dinamo Zagreb wirft nun aber Fragen auf, denn Grbic war beim Derby nicht dabei, wurde von Hendija ersetzt und auf der Bank saß mit Lukic ein 18-jähriger Nachwuchskeeper. Hier wird das bevorstehende Ligaspiel von Lokomotiva gegen Rijeka vorentscheidend sein. Würde Grbic schon vor dem Duell mit Rapid zu Atlético wechseln, wäre das eine enorme Schwächung für den kroatischen Vizemeister.
Wir werden am Wochenende vom Heimspiel des NK Lokomotiva Zagreb gegen den HNK Rijeka berichten und im Anschluss unsere ausführliche Teaminfo zum Rapid-Gegner veröffentlichen.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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