In der zweiten Runde der Champions League Qualifikation bekommt es der österreichische Meister Red Bull Salzburg, auf internationaler Ebene „FC Salzburg“ genannt, mit dem... Ein bunter Haufen aus Belgien, Frankreich und Luxemburg – das ist Salzburgs heutiger Gegner F91 Dudelange!

In der zweiten Runde der Champions League Qualifikation bekommt es der österreichische Meister Red Bull Salzburg, auf internationaler Ebene „FC Salzburg“ genannt, mit dem luxemburgischen Meister F91 Dudelange zu tun. Die Gelb-Roten aus dem Westen Europas sind ein mit Legionären gespicktes Team, das in der heimischen Liga trotz einiger Schwächephasen relativ locker Meister wurde. Vor allem das letztjährige Torverhältnis von 67:20 aus 26 Spielen sprach für die Elf von Trainer Didier Philippe.

In der 1.Qualifikationsrunde konnte sich Dudelange ohne Probleme gegen Tre Penne aus San Marino durchsetzen. Einem 7:0 zu Hause folgte ein 4:0 auswärts – gut fürs Selbstvertrauen des Teams, für das die Ligasaison erst am zweiten August-Wochenende starten wird. Gegen Tre Penne wählte Trainer Philippe im Hinspiel eine offensive Grundausrichtung, in der praktisch in einem 4-3-3 agiert wurde. Gegen Salzburg wird diese Spielweise natürlich adaptiert werden, zu groß wäre die Gefahr ins offene Messer zu laufen.

Rückspiel in San Marino als Test für Salzburg

Die offensive Ausrichtung vom Heimspiel gegen Tre Penne wurde im Rückspiel in San Marino umgedreht. Dudelange wurde von seinem Trainer an fünf Positionen verändert und man testete bereits für das Spiel gegen Red Bull Salzburg. So kamen etwa zwei defensive Mittelfeldspieler zum Einsatz, die aber angesichts des klar unterlegenen Gegners aus San Marino keine Probleme hatten, sich auch in die Offensive einzuschalten.

Torhüter Joubert schon vor sieben Jahren gegen Rapid dabei

Im Tor ist der routinierte Jonathan Joubert (32) gesetzt, der bereits im Sommer 2005 gegen einen österreichischen Klub neunmal hinter sich greifen musste: In der Champions League Qualifikation gab es zwei Niederlagen gegen den SK Rapid Wien (1:6 zu Hause, 2:3 in Hütteldorf). Joubert gilt zwar als einer der besten Keeper der heimischen Liga, allerdings hätte er bei einem österreichischen Bundesligaklub definitiv keinen Platz in der Stammformation. Zu groß sind seine Schwächen im fußballerischen Bereich und bei Flanken.

Routinierte Innenverteidiger

In der Innenverteidigung setzen die Luxemburger auf Routine: Jean-Philippe Caillet (35) ist einer der erfahrensten Spieler der Liga, spielte früher für Racing Genk, Litex Lovetch, den FC Metz, Caen, Clermont und in China. Der 184cm große Franzose ist der ruhende Pol in der Abwehr des krassen Außenseiters. Neben ihm spielt mit Julien Tournut (30) ebenfalls ein Spieler, der bereits seit vielen Jahren Profi ist. Tournut ist ebenfalls Franzose, spielte unter anderem in der Schweiz und in Belgien, kam aber in obersten Spielklassen im Laufe seiner Karriere nur zu acht Einsätzen. Beide Innenverteidiger sind dafür bekannt, dass sie keine Zweikämpfe scheuen, allerdings haben sie Probleme im Stellungsspiel und mit schnellen Gegenspielern. Wenn sie auf Außenpositionen ausweichen müssen, sind sie demnach sehr fehleranfällig.

Defensiv ausgerichtete Außenverteidiger

Linker Verteidiger ist der Ghanaer Jerry Prempeh (23), der aus dem Nachwuchs von Troyes stammt und auch einen französischen Pass besitzt. Er kam zu Beginn der Saison aus der Schweizer Regionalliga und ist noch ein völlig unbeschriebenes Blatt. Anders als Rechtsverteidiger Massimo Martino (21), der einst als eines der größten Talente des aktuellen luxemburgischen Fußballgeschäfts galt und mittlerweile 12 Länderspiele für Luxemburg bestritt. Der langjährige Juniorennationalspieler gilt vor allem als defensiv solider Abwehrspieler, der jedoch nach vorne sehr unpräzise spielt und technisch keine Wunderdinge vollbringt.

Französisches Duo vor der Abwehr

Etatmäßig wird Dudelange mit zwei defensiven Mittelfeldspielern auflaufen. Einer von ihnen wird voraussichtlich Ilies Haddadji (22) sein. Der Franzose wechselte gerade erst aus der B-Elf des FC Metz nach Luxemburg und gilt als laufstarker Spieler, der jedoch bei weitem zu unpräzise spielt und gravierende Fehler im Passspiel macht. Neben ihm dürfte mit Morgan Betorangal (23) ebenfalls ein Franzose spielen, der gerade zu Dudelange wechselte. Zuvor spielte der Linksfuß in der luxemburgischen Liga für Union 05. Er ist der Defensivere der beiden Akteure, die bereits im Rückspiel gegen Tre Penne gemeinsam von Beginn an spielten.

Spielt „Bank-Phänomen“ Payal?

Wenn Dudelange das Spiel sehr defensiv anlegt, ist allerdings Ben Payal (23) fix einzuplanen. Payal debütierte im Alter von 18 Jahren für die Nationalelf Luxemburgs und spielt seit nunmehr fünf Jahren für Dudelange. Obwohl er nur in einer Saison zum Stamm zählte, absolvierte der defensive Mittelfeldspieler bereits 46 Länderspiele. Nettes Detail am Rande: In seiner gesamten Karriere erzielte Payal nicht ein einziges Tor. Es ist jedoch ebenso nicht unwahrscheinlich, dass Payal gegen Salzburg fehlen wird, da er sich im Hinspiel gegen Tre Penne verletzte und möglicherweise für beide Spiele nicht rechtzeitig fit wird.

Links im Mittelfeld defensiv, rechts offensiv-explosiv

Im linken Mittelfeld ist der Franzose Bryan Melisse (23) gesetzt. Er gilt als typischer Vorbereiter, der zwar Drang nach vorne hat, aber auch hinten zumachen kann. In Rückwärtsbewegung bewegt er sich immer wieder stark in die Zentrale, um in der Mitte zuzumachen bzw. die defensiven Mittelfeldspieler zu unterstützen. Auf der rechten Mittelfeldseite spielt mit Sofian Benzouien (25) ein wesentlich offensiverer Mann. Der Belgier mit marokkanischen Wurzeln ist ein sehr offensiv ausgerichteter Mittelfeldspieler, der in der Liga als Rechtsaußen zum Einsatz kommt. Gegen Salzburg wird er nicht derart offensiv beginnen, allerdings für sein Team die wohl größte Waffe bei Kontern sein. Benzouien spielte bereits im Alter von 19 Jahren erste Partien für den FC Brüssel, kickte danach für die B-Elf von Racing Santander und Perugia, sowie in der zweiten belgischen Liga für Eupen.

Belgischer Stehgeiger als Spielmacher

Der Spielmacher von Dudelange ist der Belgier Jean-Sébastien Legros (31), der  lange Zeit in der zweiten bis vierten belgischen Liga spielte und in der Vorsaison sein Debüt für Dudelange gab. In 24 Ligaspielen erzielte er prompt acht Tore und glänzte 14mal als Vorbereiter. Salzburg bekommt es hier mit einem Spieler zu tun, der den Ball gut halten und führen kann, allerdings ein typischer Stehgeiger ist. Wenn das Spiel etwas schneller ist, oder das Pressing des Gegners zu zwingend, macht Legros einige Fehler. Dennoch ist er einer der besten Fußballer im Team.

Joachim Knipser, Lebensversicherung und Star des Teams

Der Star im Team ist Angreifer Aurélien Joachim (25), der vor einem Jahr von Differdange zu Dudelange wechselte und in der Vorsaison 19 Saisontore erzielte. Für das luxemburgische Nationalteam traf er in 33 Spielen zweimal. Einst wechselte der in Belgien geborene Stürmer von Excelsior Virton zu den Amateuren des VfL Bochum, wo er in einem Jahr zu 17 Einsätzen kam, den Sprung in die Kampfmannschaft aber nie schaffte. Joachim ist ein lästiger Stürmer, der auf eigene Faust Fore-Checking spielt und gut defensiv antizipiert. Zudem ist er ein echter Knipser, was unter anderem vier Tore gegen Tre Penne beweisen.

Interessante Ersatzleute im Angriff

Die Ersatzleute für den Angriff sind ebenfalls durchaus interessant: Der 26-jährige Daniel da Mota litt in der letzten Saison unter Ladehemmung, erzielte aber in den beiden Spielzeiten davor 26 Tore für Dudelange. Auch er ist aktueller und 36-facher Teamspieler Luxemburgs. Der Spanier Daniel Gomez (33) ist wiederum ein variantenreicher Stürmer, der auch am Flügel eingesetzt werden kann. In seiner Karriere spielte er bereits für Alemannia Aachen, Energie Cottbus, MVV Maastricht oder auf Zypern für Doxa. Vor wenigen Wochen wechselte er von Jeunesse Esch zum direkten Ligakonkurrenten.

Kitenge als wichtiger Antizipationsspieler im Angriff?

Und auch auf den 29-fachen Teamspieler Joel Kitenge (24), gebürtiger Kongolese, hält man bei Dudelange große Stücke. Er ist ein arbeitender Stürmer, der zu Saisonbeginn von Ligakonkurrent Fola zu Dudelange wechselte. Er ist kein klassischer Torjäger, aber aufgrund seiner hohen Arbeitsrate sicher ein Spieler, der gegen Salzburg nützlich sein könnte.

Weitere Ersatzleute

  • Lehit Zeghdane (34, Franzose, Abwehrallrounder, spielt bereits seit 2001 für Dudelange)
  • Gael Hug (32, Luxemburger, defensiver Mittelfeldspieler, typischer Einwechsler, wurde zuletzt nach drei Jahren „Dudelange-Pause“ als Führungsspieler zurückgeholt, wird diesen jedoch eher auf der Bank ausleben)
  • Thierry Steimetz (29, Franzose, offensiver Mittelfeldspieler, dribbelstarker, kleiner Spieler mit niedrigem Schwerpunkt. Schwer vom Ball zu trennen, allerdings aufgrund seiner Wendigkeit und weniger wegen seiner technischen Vorzüge)
  • Mike Post (19, Luxemburger, Stürmer / offensiver Mittelfeldspieler, das neueste Nachwuchstalent des luxemburgischen Meisters, allerdings noch ohne Einsatz in der ersten Elf)

Dudelange darf keine Hürde sein

Eine Truppe aus zahlreichen belgischen und französischen Zweit-, Dritt- oder Viertligaspielern darf für Red Bull Salzburg keine Hürde darstellen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Elf von Didier Philippe sogar relativ offensiv auftritt, um vielleicht im Hinspiel für eine kleine Überraschung zu sorgen. Dies ist aber, sofern man konzentriert bleibt, das Beste, was Salzburg passieren kann. Die Mannschaft ist drei Klassen unter dem österreichischen Meister anzusiedeln und sollte der Elf von Roger Schmidt keinerlei Probleme bereiten.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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