Farblose linke Seite, Gündogan als Schaltzentrale: Interessante Dortmunder Leistungswerte zum CL-Finale
Champions League 27.Mai.2013 Daniel Mandl 2
Wie nach den meisten großen Fußballspielen betrachten wir auch heute wieder die interessantesten Leistungsdaten der Protagonisten und erklären, welche Auswirkungen sie auf das Spiel der Mannschaft hatten. Wir beginnen mit dem Finalverlierer Borussia Dortmund.
Für die beiden Dortmunder Außenverteidiger Lukasz Piszczek und Marcel Schmelzer bedeutete die Saison 2012/13 auf ihrer Leistungskurve einen kleinen Rückschritt. Während vor allem Piszczek in der letzten Meistersaison noch unwiderstehlich spielte, haderte er in der soeben abgelaufenen Saison immer wieder mit sich selbst und hatte zudem dauerhafte Hüftprobleme. Klar zählt der Pole weiterhin zum Besten, was die deutsche Bundesliga auf der rechten Abwehrseite zu bieten hat, aber viel mehr Luft nach oben dürfte es nicht mehr geben.
Schlechte Passwerte bei Schmelzer
Noch markanter sieht man dies bei Linksverteidiger Marcel Schmelzer. Der gebürtige Magdeburger ist einer der Kandidaten, die auf ihrer Position in der nächsten Saison „punktuell“ ersetzt werden könnten. Dies unterstrich auch das Finale gegen die Bayern: Schmelzer kam auf nur 45 Ballkontakte und damit etwa halb so viele wie sein Bayern-Gegenüber David Alaba (87). Der elffache deutsche Teamspieler hatte mit einer Passgenauigkeit von 56% den schlechtesten Wert aller Spieler auf dem Platz.
Schmelzer und Großkreutz standen sich gegenseitig auf den Füßen
Obwohl Dortmund die Bayern phasenweise gut einschnüren konnte, schaffte es Schmelzer nie den sehr umtriebigen Robben in der eigenen Hälfte zu binden. Anstatt den Niederländer zu einer defensiveren Grundposition zu zwingen, wählte Schmelzer die absichernde Variante und die Staffellung mit Kevin Großkreutz ging völlig verloren. Die durchschnittlichen Grundpositionen von Schmelzer und Großkreutz sind praktisch ident – und liegen knapp hinter der Mittellinie. Man stand sich auf den Füßen, spielte nicht variabel genug und brachte somit über die linke Angriffsseite praktisch nichts Gefährliches zustande.
Linke Seite Dortmunds zu leicht durchschaubar
Apropos Großkreutz: Der Dortmunder Jung‘ spielte sehr ambitioniert und man sah ihm an, dass kaum jemand so auf dieses Finale brannte wie er. Allerdings stieß der 24-Jährige im Finale gegen die Bayern an seine Grenzen. Mit 11,6 Kilometern legte Großkreutz zwar einen weiten Weg zurück (bei den Dortmundern lief nur Gündogan mehr), allerdings kam er in 90 Minuten nur zu mageren 32 Ballkontakten. Weniger als alle anderen Spieler. Das Zusammenspiel zwischen Schmelzer und Großkreutz war trotz der großen Laufbereitschaft nie wirklich facettenreich und beide ließen Esprit und Überraschungsmomente vermissen. Bei 32 Ballkontakten spielte Großkreutz 22 Pässe, Schmelzer 18. Während Schmelzers Passquote schwach ist, ist die von Großkreutz die beste der Dortmunder Mannschaft (86%).
Taktgeber Gündogan
Während die linke Seite der Dortmunder das große Negativbeispiel des Finalspiels darstellt, ist die zentrale Schaltstelle Ilkay Gündogan sehr positiv herauszuheben. Der 22-Jährige machte in der laufenden Saison ohnehin merklich einen gewaltigen Schritt nach vorne, aber die Dominanz, mit der er dem Dortmunder Spiel seinen Takt gab, war trotz der Niederlage beeindruckend. Gündogan spielte 47 Pässe – bei weitem die meisten im Dortmunder Team. Dies tat er trotz der starken Leistung Bayerns im zentralen Positionsspiel recht sicher. Mit einer Passgenauigkeit von 77% liegt er über dem Mannschaftsdurchschnitt und nur hinter Großkreutz, Reus und Bender, die jedoch allesamt nicht derart passaktiv waren.
Technisch guter Schlüsselspieler ohne Allüren
Doch auch die unangenehme Arbeit war Gündogan einmal mehr nicht zu schade. Insgesamt verbuchte er sechs Tacklings, zwei direkte Balleroberungen (wobei in dieser Wertung der kämpferisch noch aktivere Bender führt) und legte starke 11,8 Kilometer zurück. Ein Topwert im Dortmunder Team. In dieser Verfassung ist Gündogan, der in Dortmund einen Vertrag bis 2015 besitzt, nicht nur in Klopps Elf eine absolute Stütze, sondern zudem trotz starker Konkurrenz nicht aus dem Nationalteam wegzudenken.
Erstes Elfertor
Fun Fact: Ilkay Gündogans Treffer zum 1:1 war sein einziges Elfmetertor in einem Pflichtspiel. Nie zuvor verwandelte der gebürtige Gelsenkirchener in der regulären Spielzeit einen Strafstoß. Dass sich Gündogan vor diesem Hintergrund gerade im Champions-League-Finale den Ball schnappte, zeugt natürlich von Selbstvertrauen.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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