Gut, aber nicht perfekt: Drei Punkte, die Rapid im CL-Playoff-Rückspiel verbessern muss
Champions League 25.August.2015 Alexander Semeliker 0
In Lviv trifft der SK Rapid heute Abend im Rahmen des Champions League Playoffs auf Shakhtar Donezk. Im Hinspiel verlangten die Hütteldorfer dem Gegner alles ab, verloren gegen die Ukrainer aber trotzdem. abseits.at erklärt drei Punkte, die man besser in Griff bekommen muss, will man in die Champions League.
Trotz der 0:1-Niederlage war es wohl – gemeinsam mit dem Spiel in Amsterdam – die beste Leistung, die der SK Rapid in der bisherigen Saison gezeigt hat. Alleine das ist ein Indiz dafür, dass die Luft nach oben äußerst dünn ist. Ein Punkt, den man selbstverständlich immer verbessern kann und der gerne in Vorschauen genannt wird, ist die Chancenverwertung. Wir wollen uns hier aber auf drei taktische Aspekte beschränken.
„Boom“-Pässe im richtigen Moment
Shakhtar Donezk galt im Vorfeld vor allem deshalb als unangenehmer Gegner, weil er nicht den großen Glanz versprüht, das Team aber dennoch ausgezeichneten Fußball zeigt – insbesondere gegen den Ball. In Wien demonstrierte das die Mannschaft von Mircea Lucescu insbesondere in der zweiten Hälfte, als man in Führung liegend Rapid ohne Ball kontrollierte und abgesehen von einem Distanzschuss von Louis Schaub keine gefährliche Aktion zuließ. Auch in der ersten Halbzeit zeigten sie eine vorsichtige, aber weitestgehend sichere Spielweise.
Interessant wird daher, wie die Ukrainer das Spiel vor heimischen Publikum anlegen. Nachdem jedoch nicht davon auszugehen ist, dass die Umschaltkönige mit einem Schlag ihre grundlegende Ausrichtung ändern, wird Rapid wohl wieder genügend Ballbesitzanteile haben. Im Hinspiel zeigten die Wiener einige flüssige, zielgerichtete Kombinationen und demonstrierten selbst gegen das starke Gegenpressing des Gegners viel Ruhe am Ball. Andererseits beschränkten sich diese Aktionen weitestgehend auf die erste Halbzeit.
Aufbauend auf der sicheren Ballzirkulation fehlte es den Grün-Weißen in einzelnen Szenen am richtigen Timing beim Spiel in die Tiefe. Mal kam der öffnende Pass zu spät, ein anderes Mal zu unpräzise und wieder ein anderes Mal versuchte man zu hektisch das Spiel zu beschleunigen. Im Spiel gegen Ajax zeigte Rapid beim zweiten Tor, wie es gehen könnte: Florian Kainz machte das Spiel mit einem Pass von außen zwischen die Linien auf Robert Beric schnell, dieser ließ zu Steffen Hofmann prallen und Schaub schloss die Verlagerung erfolgreich ab.
Bessere Absicherung gegen Konter
Eigene Konter konnte Rapid im Happel-Oval kaum fahren, dafür war das Gegenpressing von Shakhtar zu stark. Zwar gelang es den Gästen nicht oft, den Ball direkt wiederzubekommen, sie schafften es aber fast immer, einen sofortigen Gegenstoß zu verhindern. Als Rechtsverteidiger Darijo Srna von Stephan Auer in Minute 26 gelbwürdig gefoult wurde, wütete der Kroate nicht etwa gegen den Schiedsrichter, sondern kritisierte die Staffelung seiner Kollegen im Zentrum.
Auf der anderen Seite sah dies anders aus, denn Shakhtar hatte seine besten Chancen wie üblich nach Umschaltmomenten. Nach etwa einer halben Stunde mündete ein Fehlpass von Schaub beinahe in einem Elfmeter, kurze Zeit später konnte Rapid Alex Teixeira im Strafraum nur mit vereinten Kräften vom Ball trennen. Der Brasilianer blieb zwar weitestgehend unsichtbar, deutete sein Gefahrenpotenzial im Umschaltspiel aber an. In der 52. Minute standen die grün-weiße Abwehr gleich zweimal unter Druck: zuerst wurde ein Querpass erst im Strafraum geblockt, dann fing Christopher Dibon einen Steilpass ab.
Auch wenn diese Situationen letztlich nicht direkt zu Torschüssen führten, so bargen sie dennoch viel Gefahr in sich. Zurückzuführen ist dies zu einem Großteil auf die spezielle Ausrichtung von Rapid unter Zoran Barisic. Unter dem 45-Jährigen steht die Viererkette äußerst tief. Dadurch ist man zwar prinzipiell gut gegen einen direkten Ball hinter die Abwehr abgesichert, aber es erfordert eine enorm gute Abstimmung innerhalb Kette, sollte der Gegner die erste Pressinglinie umspielen und auf die Restverteidigung zulaufen. In der Vergangenheit fing man sich dadurch das eine oder andere Gegentor und auch gegen Ajax war dies problematisch.
Vorstöße von Innenverteidiger Rakitsky
Wenig verwunderlich fiel auch das entscheidende Tor für Shakhtar nach einer Umschaltsituation, wenngleich man auch erst im zweiten Versuch erfolgreich war. Einen wichtigen Beitrag dazu leistete Yaroslav Rakitsky, der die Flanke gab. Der 26-Jährige spielt nominell als Innenverteidiger, ist aber der geheime Spielmacher des neunmaligen ukrainischen Meisters. ÖFB-Legionär Aleksandar Dragovic machte ihn im Interview mit dem KURIER als Schlüsselspieler aus. In Wien wurde er diesem Ruf gerecht – nicht nur aufgrund seines Assists.
Rakitsky hatte am Ende mehr Torschüsse als seine Kollegen, alleine in den ersten 15 Minuten war er für zwei gefährliche Versuche aus der Distanz verantwortlich. Daneben zeigte er starke Wechselpässe und Zuspiele in den Zwischenlinienraum. Mit seiner antizipativen Spielweise war er aber nicht nur dann gefährlich wenn er das Spiel vor sich hat, sondern er schaltete sich auch aktiv in die Angriffe seines Teams ein. Beim Tor war er es, der im Umschaltmoment mit nach vorne ging und das Mittelfeld überbrückte, während seine offensiven brasilianischen Mitspieler die gegnerische Abwehr zurückdrängten.
Nachdem er den Ball abgab und der Konter zu verpuffen drohte blieb Rakitsky weiterhin am linken Flügel und gab dann die entscheidende Flanke. In der 15. Minute gab es eine ähnlich Situation, als er im Anschluss an einen Eckball lange die linke Seite besetzte und auf ein Zuspiel aus der Abwehr wartete. Während Rapid das Doppeln der nominellen Außenspieler weitestgehend sehr gut hinbekam, sorgten diese äußerst unkonventionellen Positionierungen des Innenverteidigers, gepaart mit dessen Dynamik, für das eine oder andere Zuordnungsproblem. Auf den Weg in die Champions League könnten gerade solche Kleinigkeiten für die Entscheidung sorgen.
Alexander Semeliker, abseits.at
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