Real Madrid und Manchester City haben im gestrigen Halbfinale der Champions League mal wieder gezeigt, dass im Sport gewisse Faktoren gibt, die schwer zu beschreiben sind.
Das Rückspiel im Halbfinale der Champions League zwischen Real Madrid und Manchester City hat für einen Moment von 120 Minuten die pure Freude am Fußball, dem Spiel an sich in den Vordergrund gerückt. Zumindest für mich.
Ausgerechnet ein Duell zwischen diesen beiden Mannschaften hat mich nostalgisch an die vergangenen großen Momente in der Champions League denken lassen, während ich gleichzeitig vollkommen in der Gegenwart dieses außergewöhnlichen Fußballspiels verhaftet war.
Obwohl ich persönlich nicht viel für Real Madrid übrighabe, beindruckte mich das Herz dieser Mannschaft, dieser nicht zu bezwingende Wille eines Teams, dessen Kern bereits seit Jahren zusammenspielt und den Wettbewerb in den 10er-Jahren viermal in fünf Jahren gewinnen konnte. Es war ein wirklich – auf jede sportliche Facette des Fußballs bezogen – großes Team, welches da gestern auf dem Platz stand.
Über Manchester City bzw. Pep Guardiola hingegen werden nach diesem Ausscheiden wie so oft in den letzten Jahren weniger schmeichelhafte Schlagzeile zu lesen sein. Ich persönlich finde das Gerede von fehlender Mentalität etc., das wahrscheinlich nun wieder kommen wird, etwas ermüdend, da hier oft einfach nur irgendwelche Floskeln aneinandergereiht werden, ohne etwas Gehaltvolles auszusagen.
Oftmals handelt es sich dabei um einen hilflosen Versuch etwas zu beschreiben, das vielleicht einfach nicht zur Gänze beschrieben werden kann. Und doch komme auch ich als Fan der Arbeit von Guardiola nicht mehr umhin festzustellen, dass seinen Teams in gewissen Momenten etwas zu fehlen scheint. Man kann es Herz nennen, Mentalität… wie auch immer. Wie gesagt: Vielleicht entziehen sich gewisse Faktoren eines Fußballspiels einfach dem Feststellbaren.
Ich versuche es trotzdem einmal, auch wenn dieser Versuch ebenfalls unzureichend sein wird. Achtung, es geht los. In vielen Fällen, wenn Teams von Guardiola mit diversen Widerständen während eines Spiels konfrontiert werden, schaffen sie es offensichtlich nicht, sich auf diese neuen Gegebenheiten einzustellen. Es schien City gestern nach dem 1:1 nicht möglich zu sein, der emotionalen Wucht von Real Madrid und des Santiago Bernabeu irgendetwas entgegenzuhalten. Woran das liegt? Ehrlich gesagt: keine Ahnung!
Vielleicht ein kurzes Beispiel, um meinen Punkt mehr zu veranschaulichen. Der FC Liverpool lag am vorherigen Abend beim FC Villareal nach der ersten Halbzeit mit 0:2 im Rückstand. Damit war das Ergebnis des Hinspiels egalisiert. Das Team von Jürgen Klopp wirkte zunächst geschockt; das Selbstverständnis eines mühelosen Einzugs in Finale schien sich in Luft aufzulösen.
Doch Liverpool schüttelte sich einmal kurz und gewann das Spiel am Ende sogar noch mit 3:2, wobei ein 1:2 gereicht hätte. Und nun zu einem Gedankenexperiment: Nach all den Spielen von Manchester City, die wir in den letzten Jahren in der K.o.-Phase der Champions League gesehen haben – glaubt jemand, die Mannschaft wäre auf ähnliche Weise zurückgekommen, wie Liverpool es getan hat? Ich habe da so meine Zweifel.
Nach diesem Spiel sollte der Fokus aber wohl nicht auf Manchester City, sondern eher auf Real Madrid liegen. Auch in diesem Fall ist es äußerst schwer zu beschreiben, welche Faktoren eine Mannschaft zu einer solchen Leistung befähigen. Am Ende sind es vielleicht einfach gewisse Eigendynamiken, die sich in der emotionalen Ausnahmesituation eines Halbfinales in der Champions League verselbstständigen. Neben einer gehörigen Portion Selbstverständnis und Selbstvertrauen.
Zum Schluss will ich noch ein paar Worte schreiben, von denen ich nie geglaubt habe, sie einmal so zu formulieren: Ich danke der UEFA. Ich danke dem europäischen Fußballverband dafür, vor der Saison die nicht mehr zeitgemäße Auswärtstorregel abgeschafft zu haben. Hätte es diese noch gegeben, dann wäre vielleicht kein so packendes und großes Spiel entstanden. Zumindest dieser Faktor ist dann doch feststellbar.
Ral
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