In der ersten Hinspiel-Serie des Achtelfinales der UEFA Champions League empfing Valencia im Estadio de Mestalla Paris St. Germain. Auf der eine Seite der... Mehr als eine Ibrahimovic-One-Man-Show – PSG erreicht 2:1-Auswärtssieg in Valencia

Paris St.Germain, FrankreichIn der ersten Hinspiel-Serie des Achtelfinales der UEFA Champions League empfing Valencia im Estadio de Mestalla Paris St. Germain. Auf der eine Seite der finanziell angeschlagene Klub von der levantinischen Küste, auf der anderen die Neureichen aus der französischen Hauptstadt. Doch nicht nur in dieser Hinsicht war es ein Duell der Gegensätze, auch auf dem Feld gab es eine starke Schräglage.

Valencia dominierte den Ballbesitz, überschritt zu Spitzenzeiten sogar die 70-Prozent-Marke, wurde aber trotzdem kaum gefährlich. Paris St. Germain hatte sowohl mehr Torversuche (13 zu 12) als auch mehr Schüsse aufs gegnerische Tor (acht zu zwei) und dementsprechend auch die vielversprechenden Chancen. Ezequiel Lavezzi und Javier Pastore brachten die Gäste in der ersten Halbzeit in Führung, was dazu führte, dass diese ihre Kontertaktik intensivierten. Erst in der 90. Minute gelang Adil Rami der Anschlusstreffer.

Dynamisches Zentrum bei Valencia

Die Gastgeber begannen nicht in ihrer üblichen 4-2-3-1-Grundordnung, sondern wandelten diese etwas ab. Mit Dani Parejo, Tino Costa und Ever Banega setzte Coach Ernesto Valverde auf ein dynamisches Mittelfeldtrio und stellte auf eine 4-3-3-Startformation um. Zudem musste der 49-Jährige gleich auf zwei nominelle Linksverteidiger verzichten. Sowohl Aly Cissokho als auch Jeremy Mathieu fehlten verletzt, weswegen mit Andres Guardado ein eigentlicher Flügelspieler die Außenposition der Viererkette besetzte.

Der Mexikaner musste aber seine Seite weitestgehend alleine beackern, da sein Vordermann, der Brasilianer Jonas, stark in die Mitte drängte und die Wege nach hinten nicht immer konsequent mitging. Ähnlich sah es auf der rechten Außenbahn aus, wo Joao Pereira ebenfalls der primäre Breitengeber war, Sofiane Feghouli aber variabler agierte als sein Gegenüber. Im Sturmzentrum begann Kapitän Roberto Soldado, der den Großteil des Spiels unsichtbar blieb – die Gründe dafür folgen später.

PSG-Abwehrchef fehlt

Carlo Ancelotti, der italienische Trainer des französischen Tabellenführers, machte von seinem großen Kader Gebrauch und stellte im Vergleich zum 3:1-Sieg gegen Bastia vom Wochenende auf fünf Positionen um. In der Innenverteidigung musste er auf Abwehrchef und Teamkapitän Thiago Silva verzichten und brachte anstelle des Brasilianers die französische Kante Mamadou Sakho. Im zentralen Mittelfeld des 4-4-2 mit offensiven Flügeln agierte neben Supertalent Marco Verratti der französische Teamspieler Blaise Matuidi.

Die beiden Flügelspieler Lucas Moura und Javier Pastore hatten leicht unterschiedliche Ausrichtungen. Der brasilianische Neuzugang sorgte über die rechte Seite in erster Linie für Tempogegenstöße, da sein nomineller Gegenspieler wie erwähnt offensiv orientiert agierte. Der Argentinier stand hingegen tiefer und unterstützte den Spielaufbau. Im Angriff wirbelte sein Landsmann Lavezzi um Superstar Zlatan Ibrahimovic heru,.

Hoher Ibrahimovic-Fokus

Der schwedische Angreifer bekam naturgemäß die größte Aufmerksamkeit, blieb mit Ausnahme von zwei halbwegs gefährlichen Torschüssen und einer roten Karte in der Nachspielzeit aber weitestgehend blass. Denn nicht nur bei Fans und Medien stand Ibrahimovic voll im Fokus, sondern auch bei seinen Gegenspieler. In erster Linie war es Rami, der ihn über den ganzen Platz jagte, aber auch bei den restlichen Valencia-Defensivspielern sorgte er mit seiner Präsenz für erhöhte Aufmerksam. Und so öffneten sich andernorts Räume für die restlichen PSG-Kicker.

In der neunten Minute traf etwa Lucas mit einem Distanzschuss die Stange nachdem sich Valencias Hintermannschaft ausschließlich auf Ibrahimovic konzentrierte. Vielmehr profitierte aber Pastore vom spanischen Respekt (siehe Bild rechts). Ibrahimovic driftete oft auf die linke Seite ab und erfuhr so zusätzlich zur Bewachung eines Innenverteidigers auch noch den Druck von Pereira. Dafür konnte Pastore problemlos ins Zentrum einrücken, aus den Halbräumen Angriffe einleiten oder – wie bei beiden Toren – frei auf der gegenüberliegenden Seite aushelfen.

Viel Ballbesitz, aber wenig Druck

Die Pariser waren aber kaum darauf angewiesen das Spiel selbst zu machen, sondern konnte sich aufs Kontern verlegen, da Valencia von Beginn an versuchte das Heft in die Hand zu nehmen. Die spanischen Außenverteidiger nahmen im Ballbesitz hohe Positionen ein, Parejo ließ sich zwischen die Innenverteidiger fallen und davor staffelten sich Tino Costa und Banega. Die drei Zentrumsspieler waren hauptverantwortlich für den Spielaufbau, was ein Blick auf die Statistik unterstreicht. Costa hatte nach der ersten Halbzeit 69, Parejo 56 und Banega 53 Ballkontakte. Auch die beiden Außenverteidiger berührten das Spielgerät öfter als die meisten PSG-Akteure (Guardado 53, Pereira 42), zudem stieß auch einer der beiden Innenverteidiger situativ mit dem Ball am Fuß nach vorne.

Aber trotz dieser Fakten gelang es Valencia nicht Druck auf die gegnerische Abwehr auszuüben, zum einen weil die eigene Staffelung nicht passte, zum anderen weil die Gäste kompakt standen. Der Passweg vom tiefsten Zentrumsspieler zum höchsten war meist verstellt, da die Abstände zwischen ihnen zu groß waren. Auch die Option über die Außenbahnen wurde nicht konsequent wahrgenommen. Die starke Leistung des im Zentrum kompakten 4-4-2 der Pariser lässt sich ebenfalls anhand der Statistik festmachen und ist in der nebenstehenden Grafik veranschaulicht. Matuidi und Verratti kamen zusammen auf 16 Ballgewinne (gelb), sechs Interceptions (blau) und gewannen elf Tacklings (grün). Zudem nutzen die beiden das riskante Spiel der Valencianistas – diese hatten im Prinzip nur einen Sechser als Absicherung des Spielaufbaus – um schnelle Gegenstöße einzuleiten.

Keine Chance mit langen Bällen

Zur zweiten Halbzeit nahm Valverde eine weitere Formationsanpassung vor, brachte Nelson Valdez und Sergio Canales für Ever Banega und Jonas. Im dadurch entstandenen 4-4-2 war für Valencia mit Kombinationen durch die Mitte nun endgültig kein Durchkommen und so versuchten sie immer wieder nach schnellen Seitenverlagerungen hinter die Außenverteidiger zu kommen. Das kompakte Zentrum wollten die Hausherren vor allem mit direkten, hohen Bällen in den Strafraum zu überbrücken. Zum Teil wurde man so durch Valdez und Soldado auch im Ansatz gefährlich, den Großteil konnte die PSG-Innenverteidigung aber souverän abwenden (Sakho 12, Alex 9 Clearances). Und so waren es lediglich zwei Standardsituationen in der Schlussphase, mit denen man PSG-Keeper Salvatore Sirigu ernsthaft fordern konnte. Eine davon konnte Rami zum Anschlusstreffer nutzen – wohl die letzte Hoffnung für die Spanier.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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