Die 92.Minute in der riesigen Betonschüssel zu Minsk. Pavlov fährt einen schnellen Konter für BATE Borisov und Solospitze Maksim Skavysh scheitert mit seinem Schuss... Mit Herz und Kampfgeist: BATE Borisov knöpft dem AC Milan ein 1:1 ab!

Die 92.Minute in der riesigen Betonschüssel zu Minsk. Pavlov fährt einen schnellen Konter für BATE Borisov und Solospitze Maksim Skavysh scheitert mit seinem Schuss aufs kurze Eck an Milan-Torhüter Abbiati. Die Weißrussen hätten sich mit einem späten 2:1 für eine aufopferungsvolle Partie belohnt, die als Vorzeigebeispiel dafür gelten kann, wie ein qualitativ unterlegener Gegner Heimspiele gegen „Große“ anlegen sollte.

Dabei schien der AC Milan alles im Griff zu haben: Nach 22 Minuten brachte Zlatan Ibrahimovic die Italiener in Führung, nachdem die Weißrussen im Mittelfeld den Ball vertändelten und defensiv in eine Unterzahl gerieten. Robinho spielte den idealen Pass auf Ibrahimovic und der schob locker zum 1:0 für den AC Milan ein. Es sollten die besten Aktionen der beiden Milan-Offensivleute bleiben. Bereits in der ersten Halbzeit klopfte BATE immer wieder vorsichtig am Tor der Mailänder an, vorerst ohne Torhüter Abbiati in Verlegenheit zu bringen.

Laufstarke Solospitze bei BATE

Die Pausenansprache von Trainer Viktor Goncharenko dürfte sehr kritisch gewesen sein, denn BATE kam nach der Pause außergewöhnlich stark zurück aufs Feld. In der ersten Halbzeit hatten die Weißrussen immer dann Probleme, wenn Milan hohes Pressing spielte, den Gegner früh und energisch attackierte (wie etwa vor dem 0:1). Man hatte den Eindruck, dass BATE Probleme mit dem Tempo hatte, auf dem Milan attackierte und vor allem sofort den Ball weiterverarbeitete. Es schien der Elf aus Borisov alles ein bisschen zu schnell gehen. Aber wenn auch in der zweiten Halbzeit einige Ballverluste dieser Art dabei waren, drehte BATE den Spieß grundsätzlich um und attackierte die Milan-Spieler nun sehr früh und aggressiv. Das Fore-Checking des Außenseiters begann bei der sehr beweglichen und schnellen Solospitze  Maksim Skavysh, der mit seiner Laufstärke die Innenverteidiger Alessandro Nesta und Daniele Bonera (der später für den verletzten Nesta eingewechselt wurde) immer wieder ärgerte.

Baga stark, linke Seite agil

Hinter Skavysh spielte der brasilianische Spielmacher Renan Bressan Bardini eine unauffällige Partie, ordnete jedoch mit seiner Übersicht das offensive Mittelfeld. Artem Kontsevoi spielte ebenso agil und engagiert wie sein Hintermann Maksim Bordachev, die eine starke linke Seite abgaben. Eine neuerliche Talentprobe lieferte zudem der zentral-defensive Mittelfeldmann Dmitri Baga ab: Der 21-jährige Weißrusse, U21-Teamspieler seines Landes, wird immer stärker, ballsicherer und auch torgefährlicher, wie ein guter Weitschuss in der zweiten Halbzeit bewies. BATE wurde bereits zehn Minuten nach der Pause für sein starkes Auftreten belohnt: Nachdem Artem Kontsevoi im Strafraum fiel, zeigte Schiedsrichter Peter Rasmussen aus Dänemark auf den Punkt – eine harte Entscheidung. Renan Bressan ließ sich die Chance allerdings nicht entgehen und stellte auf 1:1.

Chancen auf beiden Seiten

In der Folge entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, ein schnelles und ansehnliches Spiel. Man hielt sich nicht lange im Mittelfeld auf, beide Teams suchten den direkten Weg aufs Tor und fanden ihn auch. Milan hätte durch Schüsse von Ibrahimovic und Boateng erneut in Führung gehen können, aber der starke Torhüter Aleksandar Gutor und der kroatische Abwehrchef Marko Simic konnten retten. Auf der anderen Seite waren der bereits erwähnte Weitschuss von Dmitri Baga, sowie weitere Schüsse von Renan Bressan und Skavysh gefährlich. Auch BATE konnte keine Entscheidung herbeiführen, darf sich dennoch als moralischer Sieger der Partie bezeichnen. Die Weißrussen kämpften den großen AC Milan nieder, kamen stets mit sieben, acht Leuten hinter den Ball, wenn es offensiv Ballverluste gab. Den Stars der Mailänder, die grundsätzlich gefällig kombinierten und die Bälle sehr schnell weiterverarbeiteten, wurde in der zweiten Halbzeit kaum Platz gelassen.

Keine Ideen bei Milan

Dem Meister und aktuellen Tabellenvierten der Serie A fiel gegen den feststehenden Meister der weißrussischen Liga nichts mehr ein. Zlatan Ibrahimovic machte vor allem durch sein arrogantes, aufrechtes Spiel auf sich aufmerksam. Ihm merkte man es an, dass es „nur“ gegen BATE ging, zumal er seine Gegenspieler nicht sonderlich hoch einzuschätzen schien. Gerade deshalb gelang es der Heimmannschaft jedoch über weite Strecken den großen Star des italienischen Meisters zuzustellen. Was wiederum im Fall von Robinho nicht sonderlich schwer war… der Assist zum 1:0 und eine Riesenchance in der ersten Halbzeit, bei der er nur die Außenstange traf, waren die einzigen Lichtblicke des 27-jährigen Brasilianers. Danach zeigte er nichts mehr, spielte unkreativ und zweidimensional, hatte allerdings auf der linken Seite, auf der er sich in der zweiten Halbzeit hauptsächlich aufhielt, wenig Unterstützung durch den ebenfalls indisponierten nigerianischen Außenverteidiger Taye Taiwo. Die Stars der Mailänder, allen voran Ibrahimovic und Ambrosini, „glänzten“ in der für den AC Milan schwierigen zweiten Halbzeit hauptsächlich durch Schiedsrichterkritik und abwertende Körpersprache. Schon alleine deshalb – BATE konzentrierte sich aufs Fußballspielen und Kämpfen – geht das 1:1 am Ende in Ordnung und der weißrussische Meister lieferte ein Exempel, wie man sich als qualitativ unterlegene Mannschaft in einem Europacupheimspiel läuferisch und kämpferisch zu verhalten hat.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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