Der UEFA-Präsident plant nach übereinstimmenden Medienberichten eine erneute Reform der europäischen Cupbewerbe. Dass es dabei wieder einmal nur ums Geld geht, sollte niemanden mehr überraschen.
Michel Platini möchte knapp 15 Jahre nach dem Schlußpfiff für den eigenständigen Pokalsiegerbewerb nun auch dem UEFA-Cup den Garaus machen: zuweilen liebevoll als „Cup der Verlierer“ bezeichnet, soll er in einigen Jahren in einer auf doppelte Größe aufgeblasenen Version der Champions League aufgehen. Der Hintergrund ist wenig überraschend: neben der prestige- und preisgeldträchtigen Königsklasse fristet der UEFA-Cup ein eher bescheidenes Dasein und ist nicht nur für viele Klubs, sondern offenbar auch für die TV-Stationen aus den großen Fußballländern zunehmend uninteressant. In Deutschland etwa konnte noch kein Sender für die Free TV-Rechte 2012/13 gefunden werden; bleibt es dabei, könnte das die UEFA rund 20 Millionen Euro kosten.
Platinis Ausweg: weg mit dem Schaden und die Champions League kräftig aufgestockt – allerdings nicht zugunsten der Topligen, die weiterhin „nur“ vier Fixstartplätze erhalten. Stattdessen sollen auch kleinere Länder wie Österreich mit einem gesetzten Teilnehmer bedacht werden; insbesondere die osteuropäischen Ligen würden davon enorm profitieren. Natürlich reagieren die großen Nationen entsprechend verschnupft und argumentieren, die Champions League sei nur deshalb so attraktiv, weil viele große Klubs aus den Topligen teilnehmen können; das hält das Niveau hoch und erspart dem Zuschauer in der Regel Grottenkicks der Marke Marijampole gegen Rapid. Eine Verdopplung der Teilnehmerzahl mit Fixplätzen für die Meister aus Österreich, Rumänien, Bulgarien oder Lettland würde zu einer qualitativen Verwässerung und damit zu sinkender Attraktivität des Bewerbs führen, was nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Was die Champions League in der derzeitigen, vielmehr aber noch in der angedachten Form mit einem Kräftemessen der Landesmeister zu tun haben soll, erschliesst sich hingegen nicht einmal mehr auf den zweiten Blick.
Im Grunde ist die Champions League schon jetzt überdimensioniert, die Teilnehmerzahl könnte verringert und auf die besten ein bis zwei Klubs pro Land reduziert werden – denn in Wahrheit lebt auch die Königsklasse finanziell nicht direkt von Begegnungen wie Lille gegen Trabzonspor oder Basel gegen Otelul Galati, die aus Sicht der Sponsoren und TV-Stationen nur Füllmaterial sind und für eine ausreichende Anzahl an Spieltagen zur lukrativen Vermarktung sorgen. . Anstatt also einen weiteren Schritt in Richtung europäische Super League zu gehen, wäre es ebensogut denkbar, durch eine entsprechende Umschichtung die Europa League aufzuwerten und zwar sowohl was die angeblich fehlenden großen Namen, als auch was das ausgeschüttete Preisgeld angeht. Während es in der Champions League eine knappe Milliarde Euro zu verdienen gibt, muss die Europa League mit vergleichsweise lächerlichen 150 Millionen Euro auskommen – kein Wunder, dass Vereine wie Manchester United wenig Interesse am kleinen Stiefbruder der Geldmaschine Champions League haben. Reduziert man dieses Ungleichgewicht, ist man der Lösung des Problems schon einen großen Schritt näher.
Platini geht es aber weniger um die Sache, als um finanzielle Belange und den Erhalt von Machtstrukturen, hat er die Präsidentenwahl doch dank der osteuropäischen Verbände gewonnen. Dass die kleineren Verbände – von der Aussicht auf einen Fixstartplatz geblendet – eine diesbezügliche Reform begeistert mittragen werden, ist anzunehmen. Wir dürfen uns also schon heute auf die UEFA Mammut League mit 512 Teilnehmern, gefühlten 60.000 Gruppenspielen in Konferenzschaltung auf Sky und einem Playoffturnier der besten 128 Teams freuen, an dessen Ende zur besten Sendezeit das Finale Heineken Barcelona gegen Real MasterCard im Sony Playstadium steht. Wenn das nicht spannend wird!
(Lichtgestalt)
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