Rapid und die Fünferkette: Wie Kühbauers Umstellungen die Mannschaft gegen Gent ausbremsten
Champions LeagueTaktik & Theorie 16.September.2020 Matthias Kühtreiber
Never change a winning team. Nach dem erfolgreichen Saisonstart sowie zwei spielerisch ansprechenden Leistungen im Cup und gegen die Admira, blieb Didi Kühbauer nichts Anderes übrig als dieselbe Elf wie zuletzt aufs Feld zu schicken. Doch wie gegen Lokomotiva Zagreb gab es einen kleinen, aber feinen Unterschied: Arase wurde vom linken Flügel auf die rechte Verteidigungsseite beordert, um die von Kühbauer anvisierte Dreier-/Fünferkette zu komplettieren.
Im ersten Hinblick eine logische Entscheidung, denn gegen die individuell besser besetzten Belgier sollte nicht zu viel zugelassen werden. Dazu hat diese Ausrichtung in der abgelaufenen Meistergruppe vor allem in den schweren Auswärtsspielen Erfolg versprochen. In der Nachbetrachtung sollte dies der entscheidende Fehler gewesen sein. Vor allem die folgenden vier Teilbereiche sollten für die Niederlage ausschlaggebend gewesen sein:
1. Fehler: Dem starken Zentrum seine Stärken geraubt
Ein Erfolgsrezept der letzten Wochen war die starke Mittelfeldzentrale rund um Dejan Petrovic und Dejan Ljubicic. Das Duo schaffte es durch Dynamik, Dribbel- und Passstärke den Abgang von Schwab vorerst vergessen zu machen. Gegen den Ball konnten sie sogar eine Schwachstelle des ehemaligen Kapitäns schließen und mit ihrer Intensität im Pressing das Zentrum für gegnerische Angriffsreihen zur toten Zone erklären.
Vorausgesetzt dafür war allerdings die Aufstellung vor einer Viererkette. So bekam ihr Spiel ausreichend Raum und Tiefe, um über das Abkippen in die Innenverteidigung oder das Aufdrehen aus der tiefen Zentrale die wichtige Dynamik zu entwickeln. Auch gegen den Ball konnten die beiden so Lücken in der Verteidigung zulaufen und eine stabile Absicherung herstellen.
In der Dreier-/Fünferkette änderte sich die Raumaufteilung für die Doppelsechs komplett. Im Spielaufbau war ein Abkippen in die erste Aufbaulinie nun nicht mehr möglich. Petrovic/Ljubicic mussten eine Mittelfeldlinie höher bespielen und verloren so ihre Dynamik. Das Passspiel wurde leicht berechenbar und Tempowechsel wurden fast unmöglich.
2. Fehler: Der Wingback Arase
Kelvin Arase zählt seit der letzten Saison zum Stammpersonal in der Offensive, teils durch gute Leistungen, teils durch fehlende Alternativen. Vor allem über den linken Flügel schafft er es gut, sein Tempo einzusetzen und hinter die gegnerischen Abwehrreihen zu gelangen. Defizite im Spielverständnis und Kombinationsspiel schafft er so zu kaschieren.
Eine Reihe weiter hinten als Flügelverteidiger bzw. Wingback ging dieses Kalkül allerdings nicht mehr auf. Sein hoher Einsatz und seine Laufbereitschaft konnten nur bedingt seine Probleme im defensiven Raumverhalten, wie beim ersten Gegentor durch Dorsch, wettmachen. Zusätzlich war er auf Höhe des Mittelfelds in Ballbesitz deutlich öfter gezwungen, das Kombinationsspiel mit seinen Mitspielern zu suchen, was ihn sichtlich vor Herausforderungen stellte. Ebenso war er in diesen Regionen nicht in der Lage sein Tempo gewinnbringend auszuspielen und lief sich folglich immer wieder bei seinen Gegenspielern fest.
3. Fehler: Der Halbverteidiger Greiml
Während der rechte Part der defensiven Dreierkette wie angegossen zu Stojkovic passt, gilt das Gegenteil für den linken Halbverteidiger Greiml. Der hoch talentierte Innenverteidiger hat seine Stärken in Luftduellen und Zweikämpfen in der letzten Linie – das Abdecken des linken defensiven Halbraums zählt nicht dazu.
Diese Position erfordert ein hohes Raumverständnis, um sowohl den hochschiebenden Außenverteidigern den Rücken freihalten zu können als auch den gegnerischen Angreifern den Tempovorteil zu nehmen. Bei Greiml könnte einerseits das Alter als Argument herhalten, andererseits ist dies auch einfach nicht sein Spiel. Folglich kam er gegen Gent immer wieder in unangenehme Laufduelle, die er erschwerend noch über seinen schwachen Fuß verteidigen musste. Das Elfmeterfoul fasst diese Parameter in Summe gut zusammen.
4. Fehler: Die isolierte Offensive
Das offensive Erfolgsrezept der ersten Saisonspiele war im variablen Zusammenspiel von Kara, Fountas, Murg und Demir bzw. Arase zu finden. Fountas, der im 4-2-3-1 den Zehner bzw. die hängende Spitze gab und Murg waren in der offensiven Dreierreihe viel unterwegs und machten das Rapid-Spiel für den Gegner schwer ausrechenbar.
Durch die Umstellung auf Dreier-/Fünferkette wurde eine offensive Position zu Gunsten der defensiven Stabilität geopfert. Folglich mussten die Offensivakteure ihre Position konsequenter halten, verloren eine Anspielstation und konnten von Gent immer wieder erfolgreich isoliert werden. Vor allem Murg vermisste über lange Strecken des Spiels Demir als Anspielpartner im Kombinationsspiel.
Fazit
Gute Chancen auf ein Weiterkommen ins Playoff waren dennoch da, weil ein zu Beginn verunsichertes Gent über ein gut einstudiertes Anlaufverhalten des Öfteren kalt erwischt werden konnte. Im eigenen Ballbesitz wäre mehr nötig gewesen, um sich die fünf Millionen Euro Prämie zu verdienen.
Um diese Spielausrichtung in kommenden Topspielen gewinnbringend einzusetzen, sind wohl einige Adaptierungen nötig. Um die Dynamik im Spielaufbau zurückzugewinnen, könnte wie in der letztjährigen Meistergruppe Ljubicic als andribbelnder Innenverteidiger eingesetzt werden, der aus der ersten Linie die Angriffe startet. Anstelle von Arase könnte der gestern ausgefallene Schick die Position des rechten Flügelverteidigers übernehmen und eine bessere Einbindung ins Spiel bieten. In der Offensive könnte der Einsatz polyvalenterer Spieler wie Demir oder Kitagawa das Kombinationsspiel ankurbeln und Entscheidungsspielern wie Murg oder Fountas dabei helfen ihre Stärken auszuspielen.
In Summe war das Momentum der ersten Saisonspiele ein Gutes, für die nächsten Spiele wird es wichtig sein die richtigen Schlüsse zu ziehen, um den Schwung mitzunehmen.
Matthias Kühtreiber, abseits.at
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