Taktik-Vorschau zum Champions-League-Viertelfinale 2014/15 (1)
Champions League 26.März.2015 Rene Maric 0
Die Auslosung der UEFA Champions League fand vergangenen Freitagmittag statt und die Fußballfans auf der ganzen Welt freuen sich bereits auf die bevorstehenden Spiele im April. Deswegen wagen wir schon jetzt einen kleinen Blick darauf, wo die Teams aktuell stehen und wie die Spiele ablaufen könnten.
Atlético Madrid – Real Madrid
Diese Partie dürfte die wohl intensivste und spektakulärste des Viertelfinals werden. Es sind alle Voraussetzungen erfüllt, um dieses Spiel zu einem echten Schlager zu machen:
- Es ist das Madrider Derby und strahlt somit automatisch schon ein gewisses Flair aus.
- Beide Mannschaften dürften nach einer kleinen Krise genau zum richtigen Zeitpunkt langsam wieder in Topform zu kommen.
- Es war das letztjährige CL-Finale und somit hat Atlético noch eine Rechnung offen.
- Die zwei Mannschaften haben einen enormen taktisch-strategischen Kontrast zueinander, was für ein interessantes Aufeinandertreffen sorgen sollte.
Eine Vorschau zu der Partie ist vergleichsweise zu dem hohen Niveau, auf dem das Spiel stattfinden dürfte, relativ einfach. Atlético Madrid spielte in den letzten Wochen gelegentlich im 4-3-3, doch meistens greifen sie auch in dieser Saison zu einem 4-4-2 zurück. Gegen Real dürften sie vermutlich wieder die Mittelfeldkette etwas enger stellen, das höhere Pressing – welches sie zuletzt wie gegen Leverkusen auf enorm hohen Niveau und in einem 4-1-3-2 praktizierten – dürfte es gegen Real seltener zu sehen geben.
Dieses 4-4-2 hat nämlich für viele Erfolge der Rojiblanco gegen Real in den letzten Jahren gesorgt. Im CL-Finale hatten sie Real Madrid am Rande einer Niederlage, das war auch der einzige Erfolg der Königlichen in den letzten acht Partien gegen Diego Simeones Defensivkünstler. Mithilfe des 4-4-2 frustrieren sie Real, stellen die eigene Hälfte kompakt zu und versuchen mit schnellen Kontern in die Räume hinter den aufgerückten Außenverteidigern Reals zu kommen.
Im Gegensatz zu Barcelona hat Real eher Spieler, die sich durch ihre Athletik und Weiträumigkeit in der Offensive definieren. Allerdings hat die Mannschaft von Carlo Ancelotti durchaus daran gearbeitet; mit James Rodriguez, Isco, Luka Modric und Toni Kroos sind sie im Mittelfeld gegen Atlético in dieser Saison potenziell deutlich besser besetzt, Carvajal statt Arbeloa auf der Position des Rechtsverteidigers dürfte ebenfalls eine Verbesserung darstellen.
Modric, Kroos und Isco dürften auch auflaufen, während James noch nicht fit ist. Fraglich ist aber, ob Real die nötige Balance gegen Atlético finden wird. Nutzen sie eine offensive Aufstellung, schieben viele Spieler nach vorne und agieren mit einem sehr freien und beweglichen Mittelfeld, dann könnten sich viele Konterräume ergeben. Agieren sie eher vorsichtig und rücken mit nicht so vielen Spielern weit auf, werden sie sich schwer tun gegen Atlético zu Torchancen zu kommen.
Interessant wird auch, welche Formation sie nutzen. Aktuell verteidigen sie in einem 4-4-2, in welchem die Stürmer – Benzema und Cristiano Ronaldo – eher passiv verteidigen. Bale und Isco agieren als Flügelstürmer, bei eigenem Ballbesitz schiebt Bale jedoch vor und Isco in die Mitte; die Außen sind somit kurzzeitig nach Ballverlusten nicht besetzt. Ob Ancelotti darum hier umstellt?
Allerdings ist Atlético im Konterspiel nicht ganz so stark wie in der vergangenen Saison. Filipe Luis (linker Außenverteidiger) und Diego Costa (Mittelstürmer) sind zu Chelsea abgewandert – die beiden waren für die schnellen Konter und deren Durchschlagskraft enorm wichtig. Das 4:0 Atléticos aus dem Februar zeigt aber, dass die Rojiblanco nicht unbedingt nur auf diese zwei Spieler angewiesen waren.
Juventus – Monaco
Ein gefährliches Los für die alte Dame. Unter Antonio Conte in den letzten Jahren und nun seit Sommer unter Massimo Allegri hat sich Juventus Schritt für Schritt wieder zu einem Topteam in Europa gemausert. Den BVB nahmen sie mit enormer defensiver Stabilität, einem guten Spielaufbau und herausragendem Konterspiel auseinander. Seit Sommer spielen sie fast immer mit einer Raute, welche enorm flexibel gestaltet wird.
Aus dem 4-3-1-2 bilden sie immer wieder situativ passende Staffelungen, die Halbspieler der Raute – meist Pogba und Marchisio oder auch Vidal – können sich weit zurückfallen lassen und auf einer Linie mit dem Sechser (normalerweise Pirlo) agieren, oder auch die gegnerischen Außenverteidiger attackieren, um der Raute mehr Breite zu geben. An sich ist das riskant, doch die Halbspieler weichen im Normalfall nur ballnah auf den Flügel heraus. Dazu lassen sich der Zehner (Vidal oder Pereyra) und auch der ballnahe Mittelstürmer zurückfallen und verschließen offene Räume.
Das Herausragende ist aber die perfekte Rollenverteilung für die Spieler. Vidal, Pereyra, Pogba und Marchisio sind enorm gut als Spieler in einer Raute, bewegen sich intelligent und sind ziemlich komplette Spielertypen. Pereyra spielte gegen den BVB sogar als Achter, Pogba und Marchisio können als Sechser agieren und Vidal lief in der chilenischen Nationalmannschaft einige Male gar als Verteidiger auf.
Einzig Pirlo kann als Spezialist gelten, verkörpert aber als spielmachender Sechser obere internationale Klasse. Neben der sattelfesten Viererkette überzeugen auch die zwei Stürmer. In den letzten Wochen hat Morata seinem Landsmann Llorrente den Rang abgelaufen, da er schneller und beweglicher ist. Morata weicht immer wieder auf die Flüge aus, oder gibt Tiefe. Sturmpartner Tevez wiederum unterstützt aktiv die Mittelfeldspieler, bietet sich oft im Mittelfeld an und ist ein athletisch wie technisch herausragender Akteur.
Im Normalfall sollte sich Juventus also klar gegen Monaco durchsetzen. Doch wie schon im Artikel zu Monaco geschrieben, sind die Monegassen gefährlich. Ihr kompaktes 4-4-2 erinnert an Atlético Madrid und ist zwar nicht so erfolgsstabil und sauber umgesetzt, doch kann durchaus für Probleme sorgen. In gewisser Weise ist diese Partie also die schwächere Version des anderen Spiels, wenn auch mit einem klaren Favoriten.
Wie Jardims Mannen sich gegen Juventus behaupten, wird interessant. Es könnte nämlich durchaus möglich sein, dass Monaco auf ein extrem enges 4-3-3 umstellt, um Juventus‘ Raute vor Probleme zu stellen. Wie sich die Turiner gegen einen tief stehenden Gegner in einer so kompakten Formation schlagen, bleibt abzuwarten.
René Maric, www.abseits.at
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Rene Maric
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