Teamporträt: Real Madrid
Champions League 23.April.2014 Tobias Robl 0
Im Halbfinale der UEFA-Champions-League treffen am Mittwoch der FC Bayern und Real Madrid aufeinander. Mit „la Bestia negra“ kommt der Angstgegner der „los Blancos“ in der Königsklasse ins Santiago Bernabeu nach Madrid. Doch was wird Pep Guardiola und sein Team dort eigentlich erwarten? Eine Analyse der grundlegenden Spielweise und der zugrundliegenden Mechanismen im Spiel Madrids.
Real Madrid gegen Bayern München heißt das Schlagerspiel des diesjährigen Halbfinals der Champions League. Dabei treffen prinzipiell zwei verschiedene Fußball-Philosophien aufeinander: Während Bayern München vom Kollektiv, gespickt mit hochklassigen Einzelspielern, lebt und dominantesten Ballbesitzfußball spielt, ist Real Madrid das (fast) komplette Gegenteil. Hochklassige Einzelspieler tragen das Kollektiv und der Fokus liegt auf dem schnellen Umschalten nach Ballgewinn. Doch alles der Reihe nach….
Luka Modric als Schlüsselspieler im Aufbau
Als nomineller Achter im 4-1-4-1 von Trainer Carlo Ancelotti übernimmt Modric mittlerweile die Hauptaufgaben im Aufbauspiel der Madrilenen. Er tut dies, indem er meistens nach rechts in den defensiven Halbraum hinter den Außenverteidiger fällt. Hier besetzt er dann zum einen formative Lücken gegnerischer Defensivformationen, zum anderen entzieht er sich dem Zugriff seiner nominellen Gegenspieler (in der Regel des entsprechenden gegnerischeren Sechsers), der ihn nicht mannorientiert verfolgen kann, soll die Mitte nicht geöffnet werden.
Aus dieser Position trägt der Kroate das Spiel immer wieder nach vorne. Weil aus der eigentlichen Komfortzone durch geschicktes Herausrücken gegnerischer Spieler aus der Verteidigungsformation (im 4-1-4-1 das Herausrücken eines Achters ins 4-1-3-2) oft gefährliche und enge Situationen entstehen können, spielt eben nicht Alonso diesen Part im Aufbau, sondern der pressingresistente Modric. Alonso kann aus seiner zentraleren Position wiederum besser seine Passstärke und vor allem seine lange Reichweite einsetzen.
Den zweiten Achter spielt unter Ancelotti der Argentinier di Maria, der unter Mourinho noch auf dem rechten Flügel zuhause war. Er fungiert in Aufbauszenen, aber auch sonst als balancierender Spieler. Um es den Gegnern nicht zu leicht im Pressing zu machen, kommt er situativ tief, schafft Anspielmöglichkeiten im ersten Drittel und stößt gruppentaktische Abläufe an.
Abläufe am linken Flügel
Di Marias vertikale und ausgleichende Spielweise passt gut zum Duo aus Marcelo und Ronaldo. Charakteristisch für Marceols Spiel ist die starke, offensive Beteiligung am Spiel der Madrilenen. Kaum ein anderer Außenverteidiger zeigt sich hier so aktiv. Dabei kann er sowohl eine klassische Rolle bekleiden, bei der er breit agiert und Flanken zur Mitte schlägt, als auch einrückend agieren, wobei dann sein Fokus auf dem Passspiel und dem Vorderlaufen breiter Akteure am Flügel liegt.
In den meisten Spielen agiert der Brasilianer variabel: kommt di Maria im Aufbau tief und Ronaldo schiebt ins Sturmzentrum oder rückt ein, kommt Marcelo mit nach vorne und erzeugt Breite. Steht di Maria hoch und gleicht Ronaldos einrückendes Verhalten damit aus, dass er selbst auf den Flügel schiebt, agiert Marcelo eingerückt und tiefer: Er beteiligt sich dann eben zuerst einmal am Aufbauspiel und rückt erst in der späteren Angriffsphase nach vorne. Gleiches gilt bei einem Ausweichen von Benzema in freie Räume am linken Flügel.
Abläufe am rechten Flügel
Im Gegensatz zum linken Flügel, den Real vorwiegend nutzt, um mit Halbraumüberladungen und den beschriebenen Abläufen kombinativ nach vorne zu kommen, dient der rechte Flügel dazu, im späteren Angriffsverlauf durch Verlagerungen angespielt zu werden, oder direkt mit Pässen aus der Innenverteidigung auf den einrückenden Bale in den Zwischenlinienraum.
Diese direktere und dynamischere Art des Fußballspielens kommt vor allem dem Waliser zugute: Er kann seine Geschwindigkeitsvorteile nutzen, genauso wie die Außenverteidiger Carvajal und Arbeloa. Sie können am Ende der Angriffe mit Tempo nach vorne stoßen und kommen deshalb kaum in enge Situationen. Diese absichernd-dynamische Rolle liegt vor allem Carvajal gut, wobei Arbeloa mehr in das Kombinationsspiel mit eingebunden wird.
4-1-4-1 gegen den Ball mit zockendem Ronaldo
Gegen den Ball wird aus dem 4-3-3 ein 4-1-4-1. Dieses zeichnet sich vor allem durch eine hohe Asymmetrie aus, die dadurch entsteht, dass Ronaldo oft in einer hohen und zockenden Position stehen bleibt. Die erhöhte Stellung Ronaldos und die Arbeit im Anlaufen von Benzemas führen dazu, dass Real den gegnerischen Spielaufbau viel auf ihre rechte Seite lenken.
Gelingt Real dort dann kein Ballgewinn, oder verlagert der Gegner wieder auf die andere Seite, ergeben sich für Real oft Probleme. Weil Ronaldo kaum mit nach hinten arbeitet, ergibt sich vor der Abwehr anstelle einer zweiten Viererkette meistens nur eine Dreierkette, sodass Real in diesem Band oft Probleme mit der horizontalen Kompaktheit hat. Orientiert sich Bale mit nach hinten in die Kette, kann in der Folge zwar die Breite des Platzes besser abgedeckt werden, eine aktive Arbeit gegen den Ball ist aber nicht möglich.
Im Umschaltmoment ermöglicht die hohe Stellung von Ronaldo natürlich einen enormen Vorteil. In Verbindung mit den guten Bewegungen Benzemas und den nachrückenden Tiefensprints von Bale liegt hier die große Stärke Reals.
Fazit und Ausblick
Auch wenn diverse Abläufe gegen Bayern anders sein werden, sind die grundlegenden Asymmetrien auf den Flügeln und der Umschaltfokus so wie beschrieben zu erwarten. Weil Bayern durchaus anfällig gegen Konter in den Halbräumen ist, wird Modric eine der Schlüsselrollen in den beiden Spielen einnehmen. Gelingt es ihm, das Gegenpressing der Bayern aufzulösen, wird Madrid unweigerlich in Kontersituationen und damit auch zu Torabschlüssen kommen.
Tobias Robl, www.abseits.at
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